Sakrisch lange Wanderung von ca. 30 Kilometern auf dem europäischen Fernwanderweg E1 Richtung Süden. Durch das Schwarzbachtal, über Blankenrode und Oesdorf. Im Anstieg 600 Meter, im Abstieg 410 Meter
Das auf dieser Karte ausgewiesene "Wander-Highlight" hat Cool Walking glatt übersehen. Wahrscheinlich, weil an der Stelle der Klippenweg genommen wurde. Wohingegen der Umweg über das Klippen- und Felsenmeer bei Hardenhausen ausgelassen wurde
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Anfängerfehler. Die Schuhe sind noch nass. Die obligatorischen Trocknungsmaßnahmen am Vorabend nicht getroffen ... Natürlich erst vor dem Losgehen bemerkt. Nun wird also das Multifunktionstool aktiviert - der Fön. Ein Schuhkiller zwar, aber es hilft alles nichts. Denn vor dem heutigen Trail habe ich einen ganz schönen Bammel - 30 Kilometer und nicht unerhebliche Anstiege stehen auf dem Programm. Der Abmarsch verzögert sich um 15 kostbare Minuten.
Wie gestern muss ich als erstes stramm bergauf ins Eggegebirge. Von meiner Unterkunft bis hinauf zum E1 sind es etwa 4,5 Kilometer, die ich in einer Stunde schaffe.
Das erste Ziel sollte die Karlsschanze sein, eine historische Wallanlage. Sie liegt links des Weges, und dort lasse ich sie aus Zeitgründen auch liegen. Denn das feuchtgraue Wetter animiert nicht zu Umwegen und Besichtigungen.

Der Weg von Willebadessen hinauf auf den E1 - nach wie vor parallel mit dem Eggeweg - scheint ebenso wie die Karlsschanze, zu der er führt, historisch zu sein. Aus der Bodenpflasterung zu schließen
Hier oben werden noch weitere Attraktionen ausgelassen: Ein Opferstein mit der Bezeichnung "Fauler Jäger", eine Druidenhöhle namens "Gertrudskammer" sowie der älteste Aussichtsturm Ostwestfalens, "Bierbaums Nagel", wobei man von dort aus heute ohnehin nicht viel gesehen hätte. Fast schon komme ich mir vor wie Edmond, der französische Lederstrumpf, den ich auf meinem Weg nach Hameln getroffen habe und der mit Sehenswürdigkeiten nix am Hut hatte.
Und dann die Feststellung, dass die Wege vom gestrigen Regen noch aufgeweicht sind und dass die Baumfäller (wir erinnern uns: Am Vortag war der Weg gesperrt) fleißig waren.

Der Eggeweg / E1 oberhalb von Willebadessen
Ein nachträglicher Blick auf die Karte offenbart: Am rechten Wegesrand bewegt man sich im Kreis Paderborn, am linken im Kreis Höxter. Ein Grenzweg also, den man unbekümmert (weil unwissend) entlangspaziert.
Der E1 führt in einem schmalen Pfad oberhalb der Teutoniaklippen entlang. Wer Höhenangst hat, braucht sich nicht zu fürchten, denn der Randbewuchs ist so dicht, dass man weder die Klippen, noch das stark abfallende Gelände sieht. Genausowenig sieht man das Panorama, wenn an der einen oder anderen Stelle Lücken im Gebüsch den Blick freigeben auf das Tal. Entgegen den Prognosen meiner diversen Wetter-Apps ist es - wie bereits erwähnt - neblig und feucht.

Hier könnte man bei klarer Witterung einen Blick auf Willebadessen werfen - heute jedoch Nebelleuchten

Ein Stück Teutoniaklippe
Kurz nach den Klippen muss man die Bundesstraße überqueren. Hier gäbe es für Interessierte die Möglichkeit, im Bordell zu entspannen. Ich bin nicht interessiert.

Rotlichtbetrieb an der Bundesstraße, die den E1 quert. Genau - die Priorität ist bei mir so gelagert, dass nicht etwa der E1 die Bundesstraße quert ...

.. auffälligen "Hoch"ständen, ...

... bunten Feldblumen (hier noch ein paar dekorative Sonnenblumen beigemischt) und ...

... diesen pinkfarbenen Blüten am Wegesrand - Rittersporn in seiner Jugendphase
Bei Hardehausen leiste ich mir noch eine Abkürzung: Statt das "Klippen- und Felsenmeer Hardehausen" zu bewundern, gehe ich auf dem Hauptweg geradeaus weiter.
In den bewaldeten Arealen dieser Strecke wütet auch hier der Borkenkäfer, dem man den Garaus zu machen versucht.

Martialisch wirkendes Gerät zum Einsatz bei der Borkenkäferbekämpfung

Das vernichtende Werk der Borkenkäfer. Oder besser: der Borkenkäfervernichtungsmaßnahmen
Bevor man Blankenrode und seine vorgelagerte Wüstung erreicht, muss man noch in das Schwarzbachtal hinabsteigen. Hierbei kreuzt man eine Straße mit dem schönen Namen Ewigkeitsweg. Irgendwie symbolträchtig, denn der Abstieg zieht sich ewig und ist dabei noch extrem steil. Manch einer wird hier die Stöcke zu Hilfe nehmen wollen. Ich selbst bin froh, dass ich nicht die umgekehrte Richtung laufe - hier hinaufzuklettern stelle ich mir sehr unangenehm vor.
Das Tal liegt ziemlich genau auf der Mitte der Wegstrecke und ist daher ideal für die lange Pause in dem Unterstand, der dort auf mich wartet - zumal der Nebel sich allmählich lichtet und die Sonne durchkommt.
Nach Blankenrode hinauf führt ein breiter, sanft ansteigender, aber auch geradezu endloser Weg. Kurz vor der "Stadtwüstung Blankenrode" (der Link führt mal wieder zu Wikipedia) tauchen vermehrt Menschen auf. Spaziergänger und Tageswanderer. Aus der Ferne vernimmt man fröhlichen Kinderlärm. Die Aufklärung erfolgt beim Betreten des Areals. Großes Erschrecken: Aus dem Nichts plärren Kinderstimmen Befehle ("Es brennt, nichts wie weg!" etc.) - in den Bäumen sind versteckt Lautsprecher montiert. Kaum ist man um die Ecke gebogen, neuer Schock, neues Geplärr. Nennt sich Klangmuseum - die Vermarkter haben sich was einfallen lassen.

Im "Klangmuseum Blankenroder Stadtwüstung" werden die Klanginstallationen visuell begleitet von Metallskulpturen. Ich selbst bin irgendwie aus dem Alter raus
Und dann Blankenrode, das in früherer Zeit offenbar eine gewisse Bedeutung hatte. Auf diesem langen Trail täte allmählich ein Kaffee gut, den man in einem der auf Wegweisern angepriesenen und auf der Karte ausgewiesenen Cafés genießen würde. Gerne weiterlesen unter "Raststationen".

Blankenrode hat einige durchaus adrette Wohnhäuser. Dieses hier gehört nicht dazu. Gibt trotzdem ein super Bild ab
Die Autobahn, die überquert wird, stellt eine unübersehbare, unüberhörbare und schier unüberwindbare Grenze zwischen dem Eggegebirge und dem Sauerland dar. Hier beginnt das, was unter dem KFZ-Kennzeichen HSK bekannt ist - der Hochsauerlandkreis.

Der E1 plänkelt von nun an bis Oesdorf so vor sich hin ..

... und bietet das eine oder andere Motiv (hier kurz vor Oesdorf)
Endlich Oesdorf - die Vorstufe zu Essentho, dem heutigen Tagesziel. Okay, das ist etwas gemein. Das Dorf hat eine markante Kirche mit - wie mir im Vorbeigehen eine sehr nette ortsansässige Dame mitteilt - bemerkenswertem Innenraum (den ich nicht gesehen habe - keine Zeit, keine Zeit). Die Ortschaft hat nicht nur nette Bewohner, sondern ist insgesamt ganz hübsch anzusehen.

Kirche von Oesdorf

Infostand für Besucher in Oesdorf

Alte Bausubstanz in Oesdorf
Gut, dass es zwischen Oesdorf und Essentho keinen Bus gibt. Die vier Kilometer Wegstrecke machen wirklich Spaß. Echtes Sightseeing - weite Sicht Richtung Süden (und nach Hessen) - während des ganzen Weges.

Auf dem Weg von Oesdorf nach Essentho sieht man Hessen und die markante Erhebung von Marsberg
Unterwegs eine Sitzbank, die leider besetzt ist. Aber die beiden Damen, die die Fernsicht genießen und gerade ihre jeweiligen Bekanntschaften und Verwandtschaften durchnehmen, laden mich zum Beisitzen ein. Es beginnt ein wirklich lustiges Gespräch. An einer Stelle - Anlass ist der Blick auf einen hessischen Windpark - kommt das unvermeidliche Thema. Was? Sie übernachten in Essentho? Da werden Sie kein Auge zumachen. Die Windräder machen so einen schrecklichen Lärm. Niemand kann mehr schlafen. Ach je, sind Sie denn selbst betroffen? Nein, aber ich kenne jemanden. Eigentlich alle. Die andere: Und dann das ewige Blinken der Lichter da oben in der Nacht. Sind Sie denn davon betroffen? Nein, aber ich kenne jemanden. Eigentlich alle. Kommt mir irgendwie bekannt vor. Ich jedenfalls habe von den Windrädern in der Nacht nichts bemerkt. Wohl aber von den PKWs, LKWs und Motorrädern, die die ganze Nacht durch den Ort brausen und deren Lichtkegel - die ebenfalls die ganze Nacht durch mein Zimmer streifen - womöglich vergleichbar sind mit der entsetzlichen Lichtverschmutzung durch die Windräder. Gelernte Wahrnehmung vom Umwelteinflüssen: Auto, Lastwagen, Abgase = gelernt = nicht wahrnehmbar - Windrad = nicht gelernt = unerträglich ...
Raststationen

Hier sollte eigentlich ein Unterstand sein. Weit und breit nichts zu sehen

Aha! Unterstand versteckt hinter Baumstämmen! Unterstände sind als Pausenorte häufig besser als Sitzbänke, da man sich ausbreiten kann und es bei nebligem oder kühlem Wetter trocken ist

Das hier ist der größte Witz des Tages. Ins Auge fallende Tafeln am Ortseingang - "Café mit Restaurant und Pension". Und dann das hier: gähnende Leere. Das Betätigen der Klingel an der Rezeptionstheke verhallt ohne Effekt. Ich hätte die Bude ausräumen können. Das Mobiliar, 80er-Jahre-Bauernstubenstil-Adaption, hat es mir aber nicht angetan. Unabhängig davon, dass ich an fremder Leute Eigentum eh kein Interesse habe

Beide Waldsofas besetzt von einer Familie. Dabei wäre eine Pause in der Sonne mit panoramischer Begleitung nach mittlerweile 25 Kilometern ganz nach meinem Geschmack. Aber die "Besitzer" wollen nicht zusammenrücken

Veltins für die Grenzgängerin und Heldin des Eggegebirges - wohlverdiente Belohnung am Ende eines ereignisreichen und anstrengenden Wandertages
Gewohnt und gegessen habe ich im "Hotel Sauerland" in Essentho. Das Haus ist unter niederländischer Führung. Wer sich jetzt darüber wundert: Wegbegleiter P.F. aus B. - ein ausgewiesener Experte dieser Gegend - kann mich informieren, dass das Sauerland als Reiseziel insbesondere von Holländern sehr geschätzt wird, weswegen zahlreiche Gasthäuser von ihren Landsleuten betrieben werden. Liebhaber holländischer Kulinarik kommen hier voll auf ihre Kosten. Zu den Zimmern: Meins war klein, sauber und zweckmäßig, das Bad frisch renoviert.
Fauna

Das hier ist die Nachbildung eines Insekts. Vielleicht eine Biene, sicherlich keine Kakerlake

Das Tier steht vor diesem Insektenhotel im abgeholzten Wald

Mutter und Sohn. Merkwürdig der auffällige Nasenring. Was bewirkt er? Werde ich heute nicht lösen, das Rätsel
Nachtrag: Mittlerweile weiß ich, dass man den Kühen diesen Nasenring verpasst, damit sie nicht bei anderen Kühen Milch saugen - das scheinen manche nämlich auch gerne im Erwachsenenalter zu machen. Immerhin hat man diesem Muttertier nicht das Kalb weggenommen.

Diese Schildkrötendeko im Treppenhaus meiner Unterkunft fügt sich dergestalt in die Umgebung ein, dass man Gefahr läuft, darüber - genau: zu stolpern
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