Zusammenfassung meiner leichtfüßigen Fernwanderung durch Niedersachsen. In 14 Tagen von Hamburg-Aumühle über Hamburg, Buxtehude, Buchholz, Celle, Steinhuder Meer und Bad Nenndorf nach Hameln. Etwa 325 Kilometer reiner Laufweg summieren sich inklusive Stadt- und Dorfwanderungen auf ca. 350 Kilometer
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Yin und Yang in Niedersachsen
Das Bilderbuch, mit dem ich diese Tour zusammenfassen möchte, beginnt mit einer ...
... Fundsache (hängend) in Hermannsburg. Da ist für jeden was dabei. Wobei: Mein Lieblingsspruch ist der letzte! Kleine Quizfrage: Wer ist oder war A. Hab.?
Phänomen Wegplanung. Man studiert das Kartenmaterial, legt GPS-Tracks an - und vor dem geistigen Auge entsteht ein Bild über die Gegenden, die man durchschreiten wird. In der Phantasie wird man unablässig über Kartoffeläcker stapfen und durch düstere Wälder streichen. Und dann die Überraschung: Der E1 durch Niedersachsen fließt in der Realität landschaftlich ausgesprochen heiter dahin.
Und das in einem teilweise beträchtlichen Tempo - gerade Wegführung und fehlende Steigungen machen es möglich, auch mit Gepäck. Dass bei einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 5,6 kmh das Ziel nicht in Windeseile erreicht wird, liegt daran, dass immer mal wieder Stopps für eingehende Betrachtungen und Pausen zum Auffüllen der Kraftspeicher eingelegt werden. Als Grundlage kann man von 4 Kilometern pro Stunde ausgehen - bedeutet, dass man für 28 Kilometer insgesamt 7 Stunden einplanen muss. Vorausgesetzt, es gibt keine Steigungen. Dann verlangsamt sich die Geschwindigkeit erheblich.
Die Wander-App meldet eine durchschnittliche Gehgeschwindigkeit von 5,6 kmh. Während ich den Screenshot mache, trotte ich mit 2,6 kmh vor mich hin
Soviel vorweg: Die Wege in Niedersachsen führen durch ein weites Land mit einem großartigen Himmel ...
... das aber auch hierzulande allzugerne versiegelt wird:
Gewerbegebiet in der Nähe von Soltau
Mit wunderschönen Flüssen und Auen.
Die Leine bei Steinhude
Durch Wälder ...
... und über Felder, ja sogar manchmal auch über den (Kartoffel?)Acker.
Der E1 in Niedersachsen ist in weiten Teilen identisch mit dem sehr bekannten und gleichermaßen beliebten Heidschnuckenweg und ist dementsprechend recht stark frequentiert. Anders als in Schleswig-Holstein begegnen einem hier besonders an den Wochenenden Tages- oder Kurzzeitwanderer. Der Heidschnuckenweg führt immer wieder durch sogenannte Heideflächen. Denn, wie in einem meiner Beiträge schon erwähnt: Die Heide ist kein durchgehendes Gebiet!
Ein Heidegebiet, vom Wilseder Berg aus betrachtet
Unterwegs kommt man durch Städte mit unterschiedlich kompetenten Planern und Denkmalschützern in den Kommunen ...
Innenstadt (!) von Soltau mit praktischer Einkehrmöglichkeit direkt am Lidl-Parkplatz
Altstadt von Hameln - das Erscheinungsbild spricht für sich, oder?
Und Dörfer, in denen die Menschen wohntechnisch einen Drang zu "was Anderem" verspüren ...
Wenn der einzigartige Himmel nicht wäre, könnte diese Ortschaft auch in Baden-Württemberg oder sonstwo in Deutschland sein!
... und solche, die sich einen landestypischen Charakter bewahrt haben.
Niedersächsischer Bauernhof - eigenartigerweise in derselben Ortschaft wie oben (Wietzendorf). Hier kann man übrigens auch Kartoffeln kaufen
Ja, so ist es. Viele Menschen in Deutschland leben in unsäglich verunstalteten Orten, die sie aber selbst so erschaffen haben, weswegen sie sich dort offenbar wohl fühlen. Und wie überall weichen Wunsch und Wirklichkeit häufig voneinander ab - alles eine Frage der Wahrnehmung.
In der Wahrnehmung dieses Florida-Fans ist dies ein relaxter Chill-out-Space mit Karibik-Flair, den er sich in seinem Hof eingerichtet hat. Das Miami-Beach-Feeling steigt mit der Zahl der Piña Coladas, die er an diesem Ort genießt
Und irgendwie gibt es bei uns im Land, so auch in Niedersachsen, eine Sehnsucht nach dem Exotischen in all der Spießigkeit des Alltags. Dies beschränkt sich nicht nur darauf, dass es in den meisten Orten zwar einen Italiener, Inder, Chinesen, Thai, Kroaten, Türken oder Griechen gibt (häufig miteinander kombiniert - serbisch-chinesich-italienische Küche), nicht jedoch das einfache Wirtshaus, in dem man gemütlich sein Bier und seine Bratkartoffeln konsumieren kann. Was höre ich? Das hat man eh jeden Tag zu Hause? Stimmt nicht! Die Bratkartoffeln kocht / brät sich niemand (!) selbst. Viel zu kompliziert.
Eine besondere Faszination üben Symbole fernöstlicher Weltanschauungen auf die Deutschen aus. Bemerkenswert an dieser Abbildung aus Steinhude ist der Kontrast zwischen der opulent-fröhlichen Figur im Vordergrund und der karg-funktionalen Möblierung mitsamt der Strukturglastüre im Hintergrund, die jeden Hauseingang in die Bedeutungslosigkeit verdammt
Durch eine solche Türe möchte man gerne gehen. Selbst diese leider sehr heruntergekommene Immobilie in Celle hat einen Hauseingang, der die Bezeichnung verdient
Die Liebe zur Exotik geht sogar soweit, dass man einem Eindringling aus dem Süden nach und nach das Feld überlässt: Der Schörghuber-Gruppe!
Braucht Deutschland Bayern? Mitten im Wald: mobile Biertheke in einem Waldgasthaus bei Bad Nenndorf. Beliefert und geführt von einem Münchner Platzhirschen. Vielleicht ist das ja die thematische Klammer. Ein Hirsch oder Hirschen ist nämlich ein 200-Liter-Bierfassl aus Holz - Wald hin oder her
Ich habe übrigens auf meinem Weg durch Niedersachsen ausnahmslos nette und interessierte Menschen getroffen. Und ich verstehe, dass sich die einen oder anderen in ihrem Gruppendasein durch einen forsch fragenden Eindringling befremdet fühlen und daher eine gewisse Zurückhaltung an den Tag legen. Besonders solche, die nicht häufig zu Fuß unterwegs sind und die Gepflogenheiten nicht kennen.
Wölbung an der falschen Stelle. Konvexes Spiegelbild eines Fremdlings mit Hut - kurz vor Steinhude
Was mich zu meinem nächsten Motiv führt, nämlich das Genre "Fensterbilder", um die Gattung der "Fenstertiere" mal zu erweitern.
Bei diesem Soltauer Unternehmen kann man einen Lachspaziergang buchen! Dringend nötig, bei dem grottenschlechten Aperol Sprizz, der einem in dieser Stadt kredenzt wird!
Dem Inhaber dieser Fenster eines Gebäudes bei Wietzendorf ist das Lachen indessen wohl vergangen ... Und das wahrscheinlich nicht, weil er den grottenschlechten Aperol Sprizz usw.
Zum Abschluss noch eines meiner Lieblingsthemen. Um Missverständnissen vorzugreifen: Ich bin für Mülltrennung! Ich bin für das vollständige Recycling von Verpackungen, wenn sich diese schon nicht vermeiden lassen. Man muss aber auch eines sagen: Der sogenannte Gelbe Sack versaut einfach alles. Das wissen die Bewohner von Osterby in Schleswig-Holstein auch, weswegen sie diesen in einer unauffälligen grauen Tonne verbergen!
Vedo giallo - ich sehe gelb. In Anlehnung an den von mir bereits erwähnten Film "Vedo Nudo", in dem Nino Manfredi eine Obsession entwickelt und irgendwann nur noch das Eine sieht ...
Raststationen
An dieser Stelle möchte ich meine Lieblings-Raststationen vorstellen.
Lieblingsbadezimmer. Das Bad des Zimmers in dieser Unterkunft in Aumühle ist fast genauso groß wie das Zimmer selbst! Man kann sich so richtig schön austoben. Genaue Beobachter erkennen auch die Nostalgiefliese mit dem röhrenden Hirschen links neben dem rechten Spiegel
Lieblingsfrühstücksraum. Stilistisch alles aus einem Guss. Mit den landestypischen Halbgardinen!
Lieblingshinweis. Leider nicht befolgt, da sich das Schild mir zu spät in den Weg gestellt hat
Nicht meine Lieblingsbank - wurde dementsprechend auch nicht in Be"sitz" genommen
Überleitung zur nächsten Rubrik - rasten und gleichzeitig Tiere beobachten. Habe die einmalige Gelegenheit nicht wahrgenommen, da ich nicht wirklich ein Pferdefan bin
Fauna
Ein Nachtrag mit Motiven, die nicht in den regulären Beiträgen untergebracht werden konnten.
Lieblingstier: Heidschnucken sind in ihrer Jugend offenbar schwarze Schafe. Wer sieht da nicht gewisse Parallelen zu sich selbt?
Veranschaulichung verschiedener Sachverhalte: Fassadenentstellung in Kombination mit Doppelpferddarstellung
Hierbei handelt es sich um Fenstertiere. Gewissermaßen. Die Zaunlatten, durch die sie schauen, bilden den Rahmen. Ich glaube nicht, dass es glückliche Tiere sind. Ich musste das Bild retouchieren - das Hendl rechts hat in Wirklichkeit einen kahlen Hals. Offenbar findet es selbst oder seine Mitgenossen alles zum Haare- oder Federnausraufen. Das Auftauchen der Fotografin weckt große Begeisterung. Man soll ja niemals aufgeben, das wissen auch diese "dummen" Hühner: Naht hier vielleicht die Rettung?
Hier braucht es noch einen Nachtrag zum Thema Wildschweine. Die Kenntnislage scheint eindeutig, während es abweichende Meinungen gibt. Wegbegleiter C.v.B. aus S., ein ausgewiesener Experte auf diesem Gebiet, gibt Entwarnung. Das Borstenvieh werde verschwinden, sobald ich mich bemerkbar mache. Wohingegen Wegbegleiter S.G. aus S. (einem anderen S. übrigens) vor Muttersäuen warnt, die im Frühjahr ihren Nachwuchs vor Eindringlingen verteidigen. Ich bleibe bei meiner Einstellung, dass nur ein Wildschwein, das sich mir nicht in den Weg stellt, ein gutes Wildschwein und insgesamt wahrscheinlich ein armes Schwein ist. Siehe hierzu auch meine Wildschweintypologie in der Kategorie "Fauna" in diesem Beitrag.
Zum Abschluss das obligatorische Wanderschuhe-ruhen-sich-aus-Bild:
Schuhe vor Heide. Die schweren hellblauen sind den leichten dunkelblauen gewichen. Keine Blasen, keine gestauchten Zehennägel oder ähnliche Katastrophen
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