Wanderung von knapp 29 Kilometern über den Deister von Bad Nenndorf nach Springe - Extrakilometer wegen einiger Umwege infolge Unaufmerksamkeit, Regen und ähnlicher Widrigkeiten. Der Deister ist der Höhenzug zwischen Bad Nenndorf und Springe, der auf dem E1 in seiner kompletten Länge überschritten wird. Eine erste echte Bergtour also. Insgesamt wurden 580 Höhenmeter im Anstieg überwunden, bergab gibg es 540 Meter.
Diese Etappe geht "eigentlich" bis Bad Münder, was aber noch mal vier Kilometer länger gewesen wäre. Den Verlaufer bei der Rodelbahn / Beckers Tannen habe ich aus der Karte eliminiert
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Fundsache bei einer Autobahnunterquerung - das Objekt selbst mehr als überflüssig an dieser Stelle, der Sonnenstrahl hingegen wäre heute durchaus brauchbar
Ausstellung im Kurpark von Bad Nenndorf. Die Übereinstimmung des Bildes mit dem dahinterstehenden Baum hat die Fotografin erst im Nachhinein bemerkt
Erste Möglichkeit, Witterung aufzunehmen - alles Grau in Grau, es nieselt von oben, von den Seiten, von vorne und von hinten sowie von unten. Nässe allover. Allmählich kommt so eine Ahnung hoch, dass die Wetter-App mich verschaukelt hat.
Schöne Regenlandschaft hinter Bad Nenndorf. Den dazugehörigen Weitblick muss man sich dazudenken
Mallorca 1.485 km, Sydney 16.366 km, Paris 623 km usw. Und Teufelsbrücke 123 Meter
An derselben Weggabelung eine originelle Rastmöglickeit - wenn, ja wenn das Wetter dies zuließe. Man beachte den umnebelten Weg!
Die Teufelsbrücke stellt sich als ein Holzsteg über einen kleinen Taleinschnitt heraus, was bei der aktuellen Wetterlage eher unspektakulär ist. Interessanter das direkt an der Baulichkeit befindliche Gasthaus - das Ruhetag hat. Schade. Man hätte doch allzugerne die nasse Kleidung etwas getrocknet und einen späten Vormittagskaffee zu sich genommen. So müssen die überdachten Sitzplätze im Freien als Trockenzone dienen, was bei der niedrigen Temperatur und der Rundumbesprühung schwierig ist.
Der Abstecher zum Rodenberger Blick lohnt sich heute nicht und wird ausgelassen.
Das Panorama vom Rodenberger Aussichtspunkt hat man sich ungefähr so wie auf dieser Abbildung vorzustellen (wenige Meter von dort entfernt aufgenommen)
Drei Begebenheiten gibt es, bevor die angepeilte Waldgaststätte am Nordmannsturm erreicht wird: Ein imposanter Fernmeldeturm rechter Hand, dessen Spitze im Nebel verschwindet ...
... sowie eine Anlage mit Radarantenne, die sich präzise, zuverlässig und geräuschlos im Grau des wolkenverhangenen Himmels dreht.
Von dieser technischen Einrichtung bin ich vollkommen fasziniert - es folgt jetzt keine nähere Beschreibung, aus verschiedenen Gründen
Sowie ein entgegenkommender Fernwanderer im Ganzkörperzelt. Ein junger holländischer "Stockläufer", der für einen undefinierten Zeitraum mehr oder weniger planlos kreuz und quer durch Deutschland wandert, wie er selbst berichtet. Ob die Gaststätte, die gleich kommt, geöffnet hat? Ja klar, offen (stimmt nicht - ein typischer Fall von unterschiedlicher Wahrnehmung infolge unterschiedlicher Interessenslage).
Die nächste Einkehr gibt es in etwas mehr als fünf Kilometern Entfernung. Erst geht es hinab, dann wieder hoch auf 440 Meter. Der Gasthof "Annaturm" hat geöffnet und ist ein echtes Highlight auf dieser nassen Wanderung (siehe "Raststationen").
She did it again! Zäfümpferl! Die App sagt "immer geradeaus", und "immer geradeaus" heißt immer geradeaus und nicht "der Straße folgen". Also im Regen - mein Handy mit dem GPS meldet Wasser im USB-Anschluss und wird infolgedessen offenbar zu sehr geschont und zu wenig konsultiert - den entscheidenden Abzweig verpasst. Der nämlich, wo es geradeaus weitergeht. Zufällig bemerkt. Jetzt müsste ich alles wieder den Berg hinauflaufen, was gar nicht gin Frage kommt, zumal die Karte zeigt, dass es nur ein kurzer Sprung ist bis zum richtigen Weg. Leider geht es durch Brombeergestrüpp, Wildschweinspuren überall, das berüchtigte "hohe feuchte Gras", wegen dem man nun schon seit mehreren hundert Kilometern die Gamaschen mit sich herumträgt, Zecken ... Die kurze Verbindung ist überdies ganz schön lang, und laut GPS sollte man schon längst auf dem E1 sein, der wiederum weit und breit nicht zu sehen ist. Dies alles natürlich im strömenden Regen, der Schirm wird zugeklappt. Die Hosenbeine vermutet man schon in Fetzen um die Waden flatternd, das Schuhwerk unwiederbringlich nass.
Dann die Feststellung, dass all diese Katastrophen nicht eingetreten sind, und der endgültige Entschluss, die Gamaschen (die man in letzter Sekunde doch noch ins Gepäck geschmuggelt hat) das nächste Mal zu Hause zu lassen. Wenn man sie braucht, hat man sie eh nicht schnell genug bei der Hand. Oder bei der Wade.
Nach dem Passieren einer Straße auf einmal kein Weiterkommen. Der Weg ist zugestellt mit Lastwagen und einem Bagger mit Greifzange, es werden Baumstämme auf- und abgeladen. Das Baggerfahrzeug stellt sich dann auch noch in den letzten freien Durchgang, Fußgängerverkehr wird nicht geregelt. Auf meine Frage, ob ich durchkann, eine pampige Antwort. Ja, schon verstanden: Du Freizeit, ich Arbeit. Irgendwie gelingt es mir, von einem Verantwortlichen durchgewunken zu werden. Wieder geht es bergauf, als mir immer lautere Motorengeräusche entgegenschallen. Es kommen mit ganz beträchtlichem Tempo nacheinander zwei hoch (und ungesichert) mit Holz beladene Lastzüge entgegengefahren. Mit Mühe springe ich in die Böschung, möglichst weit von dem Fahrweg entfernt, damit ich nicht von einem Baumstamm getroffen werde.
Das Gefährt. Furchteinflößend und auf diesem Bild geradezu harmlos wirkend. Man beachte die oben locker auf dem Stapel abgelegten Stämme, die sich in der Kurve, in der ich stehe, leicht lösen könnten ...
Kirchenneubau am Ortseingang von Springe
Raststationen
Die "Moorhütte" böte eine erste Möglichkeit zur Einkehr, mittlerweile geradezu landestypisch ein Unternehmen der Schörghuber-Heineken-Gruppe. Aber noch zu früh am Tag, und man ist guter Dinge, dass noch mehr Gelegenheiten zur Wirtshausrast kommen werden
Unpraktischerweise befinden sich Unterstände auf dieser Tagesetappe immer relativ kurz vor einer Gastwirtschaft ...
... in diesem Fall die "Regenpfeiferhütte" (so die Aufschrift) etwa einen Kilometer vor der Waldwirtschaft beim Nordmannsturm
Die "Waldwirtschaft Annaturm" wird am frühen Nachmittag erreicht und hält stimmungsvolle Schlagermusik (während ich die oben abgebildete Aufnahme mache, intoniert Roland Kaiser seine Hymne "Liebe kann uns retten"*), eine wunderbare Ambiance sowie eine formidable Erbsensuppe mit Würschtl für mich bereit. Und ich kann meine Sachen trocknen und ein wenig mit der Wirtin plauschen!
* Ein kleiner Einschub für "Wisschenschaftler" und Schlagerfans: Ich habe eine Weile gebraucht, bis ich herausgefunden habe, um welchen Song es sich handelte, den das Radio just in dem Moment, als ich mich in diesem Wirtshaus befand, sendete. Es lohnt sich, das mal anzuhören (Achtung: Man wird zu YouTube weitergeleitet). Und dann auch mal die Lyrics zu lesen. Letztere ein faszinierendes Potpourri von zusammenhangslosen Satzfetzen, was man nicht so merkt, wenn man es hört. Aber in der Summe gar keine schlechte Aussage ("Wenn der Hass die Wut berührt, Die Wahrheit auf einem Seil nur balanciert, Dann lass uns nicht stumm sein, lass es uns nicht egal sein" usw.).
In Bayern gerät man ja in den Verdacht, kein echter Mann zu sein, wenn man ein kleines Bier bestellt ("kommst wieder, wennst an Durscht hast!"). Das lasse ich mir natürlich nicht gerne nachsagen. Aber keine Gefahr im "Heinrich III", einer Kneipe, die sich rühmt *das* Bier-Pub von Springe zu sein und die ich am Abend aufsuche. Man stellt mir ein kleines Pils hin. Also, ein wirklich kleines. Vorteil: Mit jedem Nachschub bekommt man ein vollkommen frisches Getränk, keine Gefahr, dass es wegen zu langsamen Trinkens zum abgestandenen "Noagerl" wird. Nachteil: Es wird gequarzt. Eine Stunde und ein paar Minibiere später verlasse ich den Laden vollkommen "vernebelt" (wie passend zum heutigen Tag!) und hoffe, dass sich der Rauchgestank in den Klamotten bis zum nächsten Morgen verflüchtigt hat.
Quarzen, bis der Doktor kommt ... im angesagtesten Pils-Pub von Springe
Herziges Arrangement im Hotelzimmer - Sprudel und Kerze für die totale Entspannung. Mit Kapselheber für - hmmm, für was eigentlich? Egal. Nette Geste
Fauna
Diese Kreatur freut sich, dass sie bei feuchtem Wetter endlich mal so richtig loslegen kann
Liebe Enten dieser Welt, bitte grämt Euch nicht, dass Eure Spezies für allerlei Schabernack herhalten muss (manch einer erinnert sich vielleicht an den Müller-Lüdenscheidt-Sketch, der andere an Tick, Trick & Track und Konsorten - die Aufzählung könnte endlos sein). Hier also als eigenwilliges Stillleben in einem ansonsten sehr empfehlenswerten Etablissement, der "Waldwirtschaft Annaturm"
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