Da kommt ganz schön was auf die Wandersfrau zu: Zünftige Anstiege, zünftige Abstiege - und das auf 27 Kilometern. Landschaftlich wunderschön, aber anstrengend. Man passiert das Felsenmeer und ignoriert hoffentlich nicht den Ohlyturm.
Ein Unwetter beendet die anspruchsvolle Tour, die ursprünglich am Bahnhof von Birkenau enden sollte. Die App meldet im Anschluss 25,9 gelaufene Kilometer in 8:10 Stunden. Bis nach Birkenau sind es ab Abzweig noch 2,5 km, also 2 km mehr. Warum oben 24,8 Kilometer stehen? Weil die Karte, die hier zur Verfügung gestellt wird, den idealen Weg abbildet, also die Planung. In Wirklichkeit gab es kleine zusätzliche Schlenker, meine durchschnittliche Laufgeschwindigkeit betrug 4,3 kmh - und es gab Pausen
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Wenn die Juhöhe ruft
Meine Unterkunft liegt direkt am E1, so dass heute keine unnötigen Kilometer abgespult werden müssen. Es geht zunächst stramm bergauf - auf den Felsberg. Oben angekommen, fallen große, abgerundete Gesteinsbrocken zwischen den Bäumen ins Auge.
Nachtrag: Ein Blick auf die Karte zeigt, dass mal wieder eine Sehenswürdigkeit nur einen Steinwurf abseits des Weges ignoriert wurde. Richtig. Ignoriert. Aus Ignoranz, weil man sich nicht vorbereitet hat. Wenn man nämlich den ersten Aufstieg des heutigen Tages bewältigt hat, kommt man bei "Ada's Buka", einem Restaurationsbetrieb, raus. Biegt man rechterhand ab, gelangt man nach 150 Metern zum Ohlyturm, einem "ein aus Granit gebauter 27 m hoher Aussichtsturm", der den höchsten Punkt des Felsberg (514 m ü.NN) markiert (Wikipedia), der allerdings nur von außen betrachtet werden kann.
Schon gewaltig, die Brocken im Wald am Felsberg. Diese hier sehen aus wie Walfische - was ja auch irgendwie zum Thema passt: dem Felsenmeer, das sich hier ankündigt
Wie häufig, habe ich meine Tour nicht minutiös vorbereitet, sodass das nun folgende "Felsenmeer" doch recht überraschend kommt. Dabei ist es eine Touristenattraktion! Heute ist Feiertag, und es tummeln sich jede Menge Menschen zwischen den Steinen, vor allem mit Kindern. Mehr Infos zu diesem geologischen Phänomen bei Lautertal findet sich auf Wikipedia (Link führt zu Wikipedia).
Das hier ist ein Kiosk und Infostand, wegen des zu erwartenden großen Andrangs coronamäßig gesichert - die Menschen sollen beim Kauf ihrer Limo Abstand halten
Der Weg führt steil hinab, es kommen Scharen auf den Steinen hinaufgeklettert - Riesengaudi. An einer Stelle wird es kritisch:
Über das Gesteinsmeer führt eine Holzbrücke, die wegen Schäden gesperrt ist. Mit Rucksack fühle ich mich außerstande, das "Meer" zu überqueren
Frage an Personen, die sich im Umfeld befinden und auf Felsen sitzen. Stereotype Antwort: Keine Ahnung, komme von der anderen Seite.
Das Felsenmeer wirkt auf der Aufnahme gar nicht so bedrohlich. Wenn man kein Gepäck auf dem Buckel sowie alle Hände freihat, kann eine Passage unfallfrei gelingen. Kann, muss aber nicht. Ich habe heute keine Lust auf Genickbruch und muss mir etwas anderes überlegen
Es glückt, das Hindernis zu überwinden - wie, verrate ich lieber nicht (es könnte Nachahmer geben). Jedenfalls ist jetzt vollkommen klar, warum in der Karte alle paar Meter ein "Felsenmeer Rettungspunkt" eingezeichnet ist. Auf der anderen Seite befindet sich übrigens ein wunderbarer überdachter Picknick-Pavillon, in dem man z.B. die beim Kiosk erworbenen Köstlichkeiten (Cola ...) konsumieren kann.
Es geht weiter bergab Richtung Lautertal-Reichenbach, auf einem Pfad, bei dem teilweise Treppen das Auf- und Absteigen erleichtern sollen
In der "Talstation" ein Besucherzentrum mit "Koboldklause" und großem Parkplatz. Und noch mehr Menschen. Man wundert sich, wer da alles ins Felsenmeer abtauchen will. Ungewollt belausche ich ein Männergespräch - zwei wenig trainierte Herren mittleren Alters in Teenager-Klamotten. "Und wie alt bist du?" - "34." "Ah, du hast dich aber gut gehalten!" Man kann sich nur noch mehr wundern: Gerade der befragte Bursche sieht keinen Tag jünger aus als Mitte 40 und wirkt keineswegs so, als sei er auch nur ansatzweise in der Lage, die oben abgebildeten Treppen zu erklimmen. Geschweige denn das Felsenmeer.
Nachtrag: Wer etwas mehr Zeit für die Durchquerung des Felsenmeeres mitbringt, kann sich eine ganze Reihe sehenswürdiger Naturschöpfungen und römischer Werkstücke ansehen, z.B. den "Riesensessel" oder das "Krokodil" sowie eine "Riesensäule", einen "Altarstein" u.dgl. Im Tal befindet sich auch die Siegfriedsquelle, eine von vielen übrigens.
Die Ortsgrenze von Lautertal-Reichenbach ist schnell erreicht, und ein weiteres Mal darf man sich über ein bajuwarisch angehauchtes "Bräustüb'l" freuen, in dem "Darmstädter Braukunst" genossen werden kann.
Bayrische Orthographie gefragt: Ebenso wie die "Wiesn" wird das Stübl ohne Apostroph geschrieben
An dieser Stelle wundert man sich ein weiteres Mal, nämlich darüber, warum Lautertal-Reichenbach keine nennenswerten Fotomotive hergibt. Man wundert sich auch über den merkwürdigen Doppelnamen. Heißt es nun Reichenbach oder Lautertal? Egal. Nach einer Rast am Brunnen (siehe "Raststationen") ist man schnell aus dem Ort raus und freut sich über einen schönen Weg.
Schöner Weg hinter Reichenbach, der schon bald durch Wald bergauf (was sonst?) gehen wird
An der Kreuzung zur Märkerwaldstraße, ganz in der Nähe der "Naturparkplatz Märkerwald", zeigt dieser Wegweiser den Weg zum "Gasthaus Odenwald" in Schannenbach, das einiges abseits de E1 liegt
Immer durch den Wald geht es wieder bergab, wobei es freilich nicht bleibt - der nächste Anstieg führt hinauf zum Eichelberg (396 m ü.M.) und anschließend am Eselsberg (441 m ü.M.) vorbei und kreuzt eine Straße bei Ober-Hambach (das nicht betreten wird).
Noch mehr als laute und aggressive Motorräder verabscheue ich diese Mobile. Sicherheitshalber habe ich mir den Namen nicht gemerkt. Das abgebildete Exemplar steht übrigens auf dem Wanderparkplatz Goldbrunnen
Weiter geht es in sehr abwechslungsreicher Landschaft während ca. 4 Kilometern auf einem Hochplateau Richtung Silbergrubenkopf. Wegen des Feiertags ist hier oben reges Treiben: Radl, E-Radl, Wanderer, Spaziergänger.
Weg beim Silbergrubenkopf ...
... von dem aus es manch schönen Ausblick gibt
Kurz bevor man das beliebte Ausflugslokal "Zum Steigkopf" erreicht, sieht man erste Reben.
Weinanbau auf der Guldenklinger Höhe, in der Nähe des Steigkopfs (340 m ü.M.), zu dem man eben nicht (hinauf)steigen muss, sondern gemächlich absteigen kann
Nach der Gaststätte (siehe "Raststationen") geht es bergan, knapp 100 Höhenmeter, am Salzkopf vorbei zu einem Ort namens Juhöhe.
Das sanfte Auf und Ab kann ganz schon anstrengend sein, zumal, wenn man schon knapp 20 Kilometer gelaufen ist
So trabt man vor sich hin, durch eine freundliche Landschaft.
Der E1 kurz vor Juhöhe
Juhöhe - das klingt verheißungsvoll, nach Jubilieren und Juhu. Und so markiert es - der Name lässt es ahnen - einen weiteren Höhepunkt auf diesem Trail. Habe ich es schon erwähnt? - es ist heiß, und die Kondition lässt merklich nach.
Juhöhe. Wollte man dringend erreichen, dann danach geht es "nur noch bergab". Die Ansiedlung selbst - von einem Dorf kann man nicht reden - ist eher unspektakulär
Hinter Juhöhe tolle Ausblicke:
Ich rate mal: Blick auf den Tromm, mit 577 Metern der sechsthöchste Berg des Odenwalds, mit weicher Hügellandschaft im Vordergrund
Die Zielgerade nach Birkenau ist gut zu laufen, zieht sich aber plötzlich doch unangenehm:
Der Weg etwa fünf Kilometer vor dem heutigen Tagesziel Birkenau
So schön es hier ist: Die Füße plagen, es plagt der Gedanke, wie man wohl weiterkommen wird nach Weinheim, wo die Unterkunft und ein kühlendes Getränk schon warten, und vor allem plagt die Vorstellung, dass man bald einem granatenmäßigen Gewitter ausgesetzt sein könnte.
Der Himmel zieht sich zu - es gibt Bilder, die das deutlicher zeigen, aber dieses hier ist wegen der Objekte und Subjekte im Vordergrund interessanter
Schon ist das erste Grollen zu hören, der Regenschirm griffbereit. An einem Abzweig die Entscheidung, schnell die 500 Meter nach Nieder-Liebersbach hineinzulaufen und dort das Glück mit dem Bus zu versuchen. Das Ende vom Lied: Es gibt eine Bushaltestelle, aber der Bus fährt nicht. Nicht bald jedenfalls. Daher muss ein Taxi her, und zwar eines, das einen direkt ohne Umwege über den Bahnhof Birkenau nach Weinheim bringt. Der Fahrer, der kommt, ist zwar über den seltsamen Fahrgast verwundert, nimmt aber jetzt, nach seinem Dienstschluss (wie er sagt) gerne noch eine Fahrt mit. Unterwegs trifft er seine Lebensgefährtin, die ebenfalls mit einsteigen darf. Wir unterhalten uns über Corona im Allgemeinen und Besonderen, bis wir in Weinheim am Marktplatz ankommen.
Am Marktplatz von Weinheim ist zwar nicht Jahrmarkt, aber doch einiges los - sehr praktisch, dass hier auch gleich mein Hotel ist!
Aufnahme in die Gegenrichtung. Die Kirche St. Laurentius mit Kriegerdenkmal - illuminiert vor Gewitterhimmel
Raststationen
Auf dieser Tour findet man immer irgendwas. Es gibt Gaststätten (die nach der Pandemie hoffentlich alle wieder geöffnet sind), Picknickstellen und Sitzbänke - üblicherweise gehäuft an bestimmten Stellen, dann gerne auch mal länger nichts.
"Ada's Buka" hat eine schöne Webseite - es befindet sich direkt oberhalb der Kuralpe - Belohnung nach Anstieg (90 Höhenmeter)
Rund um das Felsenmeer von Reichenbach gibt es eine Reihe von Gaststätten. Gleich am Fuß der Attraktion die "Koboldklause" (rechts im Bild angeschnitten). Sowie Sitzbänke, Picknickbänke usw.
Siegfriedsquelle, Infopoint, Felsmeer-Rettungspunkt und Koboldklause - hier muss man nicht darben (nicht ausprobiert)
Nach dem Abenteuer Felsenmeer mit dem in der Tat ziemlich steilen Abstieg wird der Eintracht-Brunnen mitsamt malerischer Sitzbank im Zentrum von Reichenbach angesteuert.
Kleiner Platz in Reichenbach mit Eintracht-Brunnen - zur Hälfte im Schatten, was gut ist
Hier zu sitzen ist interessant, und zwar nicht wegen der Aussicht:
Das hier gibt es zu sehen, wenn man sich auf der Sitzbank bei Eintracht-Brunnen in Reichenbach ausruht
Die oben abgebildete Aussicht wird jäh blockiert: Ein Wagen mit Ladefläche fährt vor. Ein Mann mit dünnem, grauem Pferdeschwänzchen lädt Kanister um Kanister ab. Um einen nach dem anderen mit dem Brunnenwasser zu befüllen. Während er dies tut, kommt ein verschwitzter Radler an, will seine Trinkflasche auffüllen. Was denn so besonders an dem Wasser sei, will er von dem Kanisterabfüller wissen. Da keine aussagekräftige Antwort kommt, legt er nach: Ob man das Wasser trinken könne. Der andere: Wisse er nicht, es handle sich um ein Naturprodukt. Wenn oben auf dem Berg eine Kuh pinkele, dann sickere es halt eben ein. Hmmm. Oder die chemischen Düngemittel, viel schlimmer, so der Radler. Die beiden plänkeln noch so vor hin, dann segelt der Radler weiter. Wohingegen der Kanistermann Spaß am Quatschen gefunden hat: Wo ich denn hingehe. Nach Birkenau. Ouuuh!!! Das ist noch weit! Ja danke auch, dachte ich mir schon, und das bei der Hitze und den Steigungen. Ich packe meinen Ranzen und ziehe weiter. Irgendwann will ich ja ankommen.
Die Georg-Bechtel-Ruhe ist ein schöner Platz, der dem Reichenbacher Volksdichter und Theaterautoren Georg Bechtel (lt. Tafel 1867-1943) gewidmet ist. Vielleicht war dies sein Lieblingsplatz. Sollte man genau hier das Bedürfnis nach einer Rast verspüren, hätte man hier noch einen sehr annehmbaren Blick auf Reichenbach selbst (Bild unten):
Nachfolgend gibt es Bänke zum Rasten, wovon zwei ausprobiert wurden, nämlich eine auf einer Picknickstelle an einem Abzweig nach Schannenbach (nach einem Aufstieg), weitere kurz vor Ober-Hambach, bevor man den Goldbrunnen-Wanderparkplatz erreicht (ebenfalls nach einem Aufstieg). Letztere mit einem beschaulichen Ausblick:
Der E1 führt mitten über das Gelände der "Gaststätte zum Steigkopf", die - man ahnt es - am Steigkopf (340 m ü.M.) liegt. Meine heutige Wegeinteilung sieht eine Einkehr nicht vor, überdies ist es noch weit bis Birkenau, da würde eine gemütliche Sitzung im Wirtshaus zu viel Zeit kosten.
Die "Gaststätte zum Steigkopf" wirbt vor der Ankunft der Gäste schon für "ein leckeres Rumpsteak" - wobei die Präsentation desselben eben gerade nicht so lecker daherkommt
Die Gäste achten nicht darauf, das Lokal ist gut besetzt, und wenn einmal nicht mehr Pandemie ist, wird es bestimmt schwierig, hier einen Platz zu bekommen
Ungefähr auf der Höhe des Salzberges will die Wanderin eine Rast einlegen - ein weiterer Aufstieg ist bewältigt und Flasche ist mal wieder leer. Es wird eine Sitzbank an einer Wegkreuzung beim Kreiswald ausgesucht(ohne Bild). Wenige hundert Meter weiter, auf der Höhe der in der Karte verzeichneten Salzkopfhütte hätte es dieses Exemplar gegeben:
Sitzbank an einer Wegkreuzung in der Nähe der Salzkopfhütte, mit Blick auf eine Pferdeweise
Sitzbank kurz vor Juhöhe, nicht weit von der vorherigen Bank entfernt - wer die Wahl hat, hat die Qual ... Aber manchmal muss es eben die erstbeste Bank sein
Eine weitere Rast könnte man nach Juhöhe einlegen. Hier gibt es allerlei Möglichkeiten. Themenbänke, entsprechend dem "Naturkraftweg". Zum Beispiel die Bank Unter den Eichen, mit Erläuterung: "Dieser Ort stärkt Intuition, Geisteskraft und innere Stabilität." Wenn's schee macht! (Bild bei Bedarf vorhanden)
Info für Wanderer: In Juhöhe gibt es die "Waldschenke Fuhr", wo man auch übernachten kann. Sieht im Vorbeigehen nicht wirklich so aus, als habe es das Attribut "Wald" verdient, was aber nichts macht, wenn der Rest stimmt. Ich kann es nicht beurteilen.
Gewohnt und gespeist habe ich in Weinheim im Hotel "Tafelspitz" am Marktplatz. Für Erkundungen der Stadt ein idealer Standort. Schönes großes Zimmer, Essen hervorragend - eine gute Wahl.
Der Außenbereich des Restaurants des "Hotel Tafelspitz" - Wein und Speise sowie Location top
Beim für die Unterkunft benötigten Coronatest komme ich ins Gespräch mit Susanne - die eindeutig nach Wandersfrau aussieht. Und siehe da: Sie macht ebenfalls Mehrtageswanderungen. Wir beschließen, gemeinsam einen Wein zu trinken und dazu eine Kleinigkeit zu essen. Bei all den Gemeinsamkeiten gibt es viel zu erzählen.
Fauna
Mühsam nährt sich ...
... dieser Käfer, den ich endlich einmal lebendig sehe. Es ist nach Auskunft eines Naturkundigen eine Art Maikäfer ("nur kleiner"). Komischerweise lassen sie sich in Scharen von Reifen (E-Radl, Radl) plattfahren - kein Fluchtinstinkt, zu langsam
Dasselbe Schicksal erleiden übrigens auch die zahlreichen Reptilien, die es hier gibt: Immer wieder sehe ich zerquetschte Kadaver von Blindschleichen und jungen Kröten. Mit dem Mountainradl drübergepest - das war's mit dem schönen Leben ...
Pferd. Muss ich dazu mehr schreiben?
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