Westerwald, Lahntal, Taunus, Odenwald und Kraichgau. Wenn man das Rhein-Main-Gebiet dazunimmt, sind es sechs Landstriche oder vier Höhenzüge, die auf dieser Etappe des E1 durch-, über- oder sonstwie gequert werden. 262 Kilometer Wegstrecke, dazu zahlreiche Erkundungsrunden vor Ort, die die Endsumme auf reichlich 300 Kilometer anschwellen lassen. On top kommen schätzungsweise 5.200 Höhenmeter, die bewältigt werden müssen. Dass man dabei in drei verschiedenen Bundesländern unterwegs ist, macht die Sache in Corona-Zeiten nicht gerade einfacher.
Nicht der richtige Blog-Eintrag? Oder Lust auf mehr zum Thema Wandern und Fernwanderung? Zu Planung, Ausrüstung und Tipps? Zum Thema "Walking on the cool side"? Hier geht's zurück zu: Cool Walking
Voll fetter Fußmarsch
Diese Tour hat ein tierisches Attribut verdient: Es war erst saumäßig kalt, dann wurde es saumäßig heiß, insgesamt war es saumäßig anstrengend. Und bei alledem war es auch noch saumäßig schön und abwechslungsreich.

Symbolbild für diese Tour - aufgenommen auf meinem Weg von Heidelberg nach Mühlhausen
Womit wir bei den Tieren wären: Es gibt sehr wenige. Pferde meist, die ich in den Norden verortet hätte. Eines davon ist so ungewöhnlich, dass es hier noch mal in einer anderen Einstellung gezeigt werden soll:

Das Albinopferd von Schlossborn - hier kann man deutlich sehen: blauäugig. Gesehen auf meinem Weg von Idstein nach Glashütten
Die meisten wird interessieren, wie man in Zeiten einer Pandemie fernwandert. Erfreulicherweise gibt es alles mit negativem Schnelltestergebnis (zertifiziert - kein Selbsttest), sowohl in Hessen, als auch in Baden-Württemberg. Ein paar Mühen musste man bisweilen allerdings schon auf sich nehmen, denn speziell in kleineren Ortschaften schließen die Testzentren schon früh oder haben nur zu bestimmten Uhrzeiten oder an bestimmten Tagen geöffnet. Beispielhaft geschildert am Ende dieses Beitrags.

Viel gesehen, selten fotografiert - noch ein Symbolbild, diesmal fürs Wandern in Zeiten von Corona
Überdies gab es nicht allzuviele Möglichkeiten für eine Einkehr - daher wurde im Vorfeld der Wanderung mit den gebuchten Unterkünften geklärt, ob es dort auch Speis und Trank für eine erschöpfte Wanderin gibt. Ergebnis: Ich wurde gut versorgt und musste nicht darben. Unterwegs war jedoch praktisch alles geschlossen.

Bedauerlich - bei diesem Etablissement handelt es sich um eine Weinwirtschaft im Lahntal, nämlich die Landweinstube Haxel in Obernhof / Lahn

Nicht so bedauerlich: Dass dieses Etablissement und seine Pendants an vielen anderen Orten geschlossen hat, ist vielleicht eher Segen als Fluch
Nicht von einer Schließung betroffen sind solche Automaten, die zur Überraschung der Autorin noch an der einen oder anderen Wand ihr Angebot feilbieten.

Hier kann der Kunde leider nicht sehen, was es zu erwerben gäbe, wenn man Geld ausgeben wollte

Platz für einen Kaugummiautomaten ist überall - es könnte ja im Lahntal ein Tourist vorbeikommen und statt Wein einen Bubblegum, einen High Bouncing Ball oder eine Sticky Hand haben wollen. Nachgefragt: Was ist eine Sticky Hand? Mit 50 Ct fünfmal so teuer wie ein Kaugummi ...

Besonders coronesk wirkendes Self-Service-Setting, gesehen in einem Ort, der gar nicht auf der Route des E1 liegt, der unterkunftshalber dennoch besucht wurde - gegenüber einer Stätte des CVJM (Link führt zum Beitrag, in dem man mehr von diesem Ort sehen kann)
In vergangenen Resümees von Wanderetappen habe ich Wohnformen und Wohlstand in unserem Land thematisiert. Hierzu konnten wieder Beobachtungen gemacht werden, die ich wie folgt illustrieren und kommentieren möchte:

Diese Ortschaft heißt Schönborn. Genau. "Schön". "Born". Der E1 zumindest führt nicht am schönen Teil des Ortes vorbei, den es womöglich gibt - man braucht mehr Zeit, um Dinge wie diese herauszufinden
Es gibt offenbar zweierlei Möglichkeiten mit Gegebenheiten wie den oben abgebildeten umzugehen. Die erste: Man greift zum Farbtopf oder verziert die Fassade künstlerisch mit Fliesen oder macht beides.

Der Bewohner dieser Immobilie findet die Gestaltung sicherlich mutig, der Betrachter hingen reibt sich die Augen

Herrlich aufgeräumt, hausfrauenfreundlich. Nur der Briefträger ist nicht amüsiert, wenn er einen großen Umschlag (der nicht geknickt werden darf) in einem der beiden Briefkästen deponieren soll

Kombination von beidem: Mutig, und gleichzeitig sauber gelöst. Statt Eingang hat dieses Haus eine Einfahrt - wer will schon laufen, wenn er fahren kann?
Oder man versiegelt die von der Gemeinde als Baugebiet ausgewiesenen Flächen mit stattlichen neuen Gebäuden.

Gauangelloch, modern (hihi, das kann wirklich nur jemand verstehen, der auch den Beitrag gelesen hat)
Der Einheitsbrei der immer gleichen deutschen Vorstädte wird gelegentlich aufgelockert durch vielfältige Gestaltungselemente.

Man kann am Äußeren schon erahnen, dass die Inneneinrichtung prunkvoll ist
Die dritte Möglichkeit des Umgangs mit Wohn-(und Geschäfts)Bau, nämlich diesen instandzusetzen und anschließend zu beziehen und somit das Aussterben der Ortszentren zu verhindern, scheint umständlich und läuft dem Gemeindeziel, durch Etablierung von Gewerbegebieten und Ansiedelung von Aldi und Konsorten Einnahmen zu steigern, zuwider.

Wer hier lebt, hat sicherlich Nachteile und muss Kompromisse eingehen. Er hat aber auch Vorteile:

Das hier ist das Standesamt, das zu der oben abgebildeten Stadt gehört. Mehr Bildmaterial gibt es in diesem Beitrag
Inflationär ist Besitztum und das Reiten von E-Drahteseln in allen möglichen Variationen und an allen (!) möglichen Orten. Besonders Senioren, meist Männer, haben diese neue Form sportlicher Betätigung entdeckt.

Der abgebildete Senior trägt eine gemeingefährlich aussehende Sonnenbrille, was aus Datenschutzgründen nicht gezeigt werden kann. Das Mobil, das er lenkt, steht ganz hoch im Kurs bei seiner Generation: Nicht so anstrengend wie ein Fahrrad, weniger gefährlich als ein Motorrad und außerdem noch wald- und wiesentauglich - insbesondere auf schmalen Pfaden, die üblicherweise nur von Wanderern oder Förstern genutzt werden. Wurden, muss man korrigieren, denn die neue Mobilität verändert Vieles
Insgesamt fällt auf, dass es unseren Landsleuten an Erlebnissen mangelt. Dem müssen Erlebnispfade, Erlebnis- und Freizeit-Areale und Erlebnisangebote entgegenwirken. Auch Events stehen hoch im Kurs, wenngleich das letzte Jahr in dieser Hinsicht eher bescheiden war.

Heli-Flüge, direkt vom Gipfel! Der Aushang ist verblichen - hängt er doch schon seit gefühlten Ewigkeiten hier draußen, weil der Event in dieses Jahr verschoben werden musste. Gesehen auf dem Feldberg im Taunus auf dieser Tour
Es folgen noch ein paar Wanderbilder, die es nicht in die Beiträge geschafft haben, die trotzdem betrachtenswert sind.

Wanderweg wie Postkarte

Häufig gesehen - im religiösen Kraichgau

Mit dem Kfz an einen schönen Platz fahren und dort verweilen - ein Trend

Pausenbänke und Rastmöglichkeiten an Wanderwegen sind häufig verstorbenen lokalen Berühmtheiten gewidmet. Dieser hier schaut Wandersleuten (oder Menschen, die mit dem Automobil hierhergekommen sind) beim Verzehr des Imbisses zu

Noch ein Wanderweg - mit Ausblick auf die nächste Etappe über den Schwarzwald
Begegnungen
Saumäßig gefreut habe ich mich über die schönen Treffen mit langjährigen Wegbegleitern, unterwegs und im Anschluss an meinen Trip. Namentlich mit B. & W. W. aus L., A. & H. B. aus L., J. & H. B. aus O., S. R. aus L., I. J. aus D. bei K., S. B. mit I. & M. aus O., P. F. aus B. sowie U. R. aus F. - Spitzensache, sowas, vor allem, weil man bei solchen Gelegenheiten alte Erinnerungen auffrischen und neue Erinnerungen schaffen kann. Vielen Dank an alle für Aufwand und Wegbegleitung!
Unterwegs begegnet sind mir tapfere Wandersleute, mit denen ich mich teil länger, teils kürzer zum E1 und zum Thema Fernwandern austauschen konnte: Anne und Eike, "Ernie und Bert" sowie Susanne.
Tagesendtrunk
Je weiter südlich man kommt, um so häufiger passiert es, dass statt Bier eine Alternative zur Auswahl steht- in Hessen ein gespritzter Äbbelwoi, im Kraichgau ein Wein.

Geschickte Montage. Auf dem Reservierungsschild stand mein Name. Cool Walking sieht aber schöner aus. Der kleine Kunstkaktus vervollständigt das Stillleben mit Westerwald-Bier, das im übrigen wieder mal glatt die Kehle hinunterrinnt. Konsumiert in Berghausen auf dieser Tour

Um eine Bilderflut zu vermeiden, wurden diese Tagesendbelohnung zusammengestellt. Links das sehr durable Erzeugnis der Idsteiner Brauerei, Mitte oben das des Brauhauses in Darmstadt, darunter das in Steinkrügen kredenzte Bier der Kulturbrauerei Heidelberg und rechts das Pils der Brauerei Hatz, das ebenfalls erstaunlich gut schmeckt
Das untenstehende Bild gibt es zwar schon in einem Beitrag zu sehen, muss aber als ...

... Symbolfoto für die Auswahl an Durstlöschern in Mittel-Süd-Deutschland nochmal gezeigt werden
Was sonst noch auffiel
Vollkommen übersehen und nicht gespürt:

Überschreitung der 50-Grad-Linie nördlicher Breite in Dreieichenhain! Bilder des besuchenswerten Ortes gibt es hier zu sehen
Eine gute Rast zur rechten Zeit - das wünschen sich nicht nur E1-Gänger, sondern auch die arbeitende und nichtarbeitende Bevölkerung. Erholungsoasen müssen jedoch nicht immer idyllisch sein, wie wir von früheren Streifzügen wissen.

Gauangelloch, entspannt - die Besitzer des blauen Pferdes können es sich hier gemütlich machen
Zum Abschluss folgen diesmal wieder die ...

... Wanderschuhe, die ein Panorama betrachten und sich dabei ausruhen
Hinterlasst einen Kommentar (Eingabefeld unten).
Bevor Euer Kommentar freigeschaltet wird, schaue ich noch mal drauf. Als Namen könnt Ihr ein Pseudonym wählen. Eure E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Mehr hierzu findet Ihr hier und im Impressum / Datenschutz
Hier geht's zurück zu: Cool Walking