Diese Tagesetappe geht nach der Etappeneinteilung, die sich allgemein durchgesetzt hat, bis nach Herdorf. Also mehr als 30 Kilometer. Hier ist äußerste Kreativität und die Zuhilfenahme von Experten gefragt, um die anspruchsvolle Strecke einzukürzen. Es werden schließlich 20 Kilometer gelaufen, zu den Höhenmetern: 600 im Anstieg, 610 im abstieg
Aufmerksame Follower werden bemerken, dass zwischen dem gestrigen Ankunftsort (Bahnhof Siegen) und dem heuten Startpunkt ca. 2,5 Kilometer liegen. Diese wurden bequem mit dem Taxi zurückgelegt, zumal da auch noch etwa 100 Höhenmeter zu überwinden gewesen wären. Das Hotel ist in Heidenberg, von dort bis zum Einstieg in den E1 ist es nicht weit. Auch das Ziel dieses Wandertages weicht von der Überschrift ab: Wegen Unterkunft geht es nach Katzenbach bei Kirchen
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Follower G. & S. P. aus F. empfehlen mir die Variante, "nur" bis Kirchen zu marschieren und von dort mit dem Zug zurück nach Siegen zu fahren. Um am nächsten Tag wieder mit der Bahn anzureisen und den Weg fortzusetzen. Ebenso ist auch Follower Thomas M. vorgegangen, nachdem die kräftezehrenden Anstiege bei ihm zu einem Formtief bei Freusburg geführt haben. Thema verstanden: Bis nach Herdorf ist es zu weit. Da ich soviel Lokal-Kolorit als möglich abbekommen möchte, intensiviere ich meine Recherchen nach einer Unterkunft. Meine Sucherei bringt dann ein nicht ganz billiges Hotel in Katzenbach (zwei Kilometer abseits des E1) zutage.
Nachdem es von meiner Siegener Unterkunft bis zu einem günstigen Einstieg in den E1 weniger als zwei Kilometer sind, spare ich den sicherlich großartigen (Um)Weg von Siegen Bahnhof aus. Wer weiß, was ich verpasst habe? ...
Auf der Höhe der Siedlung am Fischbacher Berg bin ich also wieder in der Spur. Erster Meilenstein ist der Buberg mit 380 Meter NHN.

Der E1 kurz nach dem Einstieg beim Buberg

Spätsommerlichees Blüten-Farbspiel am Wegesrand
Nach dem Buberg kommt der ...? Starke Buberg! Mit 440 Meter etwas höher als sein "schwacher" Bruder.

Ankunft auf dem Starken Buberg. Nicht wirklich vielversprechend

Und in der Tat: Hier waren die Baumfäller am Werk. Toll für alle, die auf Panoramen stehen
Was auffällt: Es sind ausnahmsweise sehr viele Menschen unterwegs. Ausflügler. Sonntag! Einige machen Ihren Wochenendsport (Nordic Walking, Joggen). Eine Tafel bringt Aufklärung: Hier ist die Flowtrail-Strecke. Ich grüble noch, was das wohl sein mag, da kommen schon die ersten E-Biker angeflitzt (hier klicken für die Auflösung - Link führt zu Wikipedia). Nicht weiter störend, die Mixtur stimmt. Noch.

Vom Starken Buberg in nördliche Richtung ein Fernblick, den ich mir mit anderen Spaziergängern teile
Nächste Station ist Oberschelden. Der Weg dorthin führt zunächst unter der Autobahn hindurch, dann durch den Wald.

Waldweg nach Oberschelden
Oberschelden ist vor allem eine Siedlung mit sehr deutschen Einfamilienhäusern. Besonders im Randbereich. Ein Zentrum kann bei dem Tempo, das ich vorlege, nicht ausgemacht werden. Es gibt aber auch Fachwerk-Baubestand - wäre auch traurig, wenn nicht, denn die Ortschaft wurde vor ca. 700 Jahren erstmals urkundlich erwähnt. Heute scheint es eher eine Art Vorort von Siegen zu sein.

Fachwerkhaus mit grasgrünem Mobil - eine idyllische Dorfszene

Das Gebäude gegenüber. Hat natürlich auch seine Berechtigung, speziell die Fensterbankdeko unter dem fast geschlossenen Rollladen

Szenario kurz vor Erlangen des Gipfels des Giebelsbergs - abgeholzte Baumstämme, was sonst. Man beginnt sich daran zu gewöhnen
Oben auf dem Giebelsberg ist Jahrmarkt. E-Mountainbiker-Treffen. Die Flowtrailer? Überall aus dem Wald kommen sie hinanangeschwebt (flow ...). Manche geben Geräusche totaler Erschöpfung von sich. Puuh! Boaah! Dabei sind sie ausnahmslos mit Profi-Ausrüstung ausgestattet: Das Rad selbst schweres Gerät, meistenteils schwarz, überbreite Reifen mit ausgeprägtem Profil. Diese Schuhe, in denen sie herumeiern (da man mit denen nicht laufen kann), wenn sie sich von ihren Strapazen erholen, Helm, klar, man könnte bei dem Tempo ja auf den Kopf fallen, Handschuhe ohne Finger (warum eigentlich? Wofür überhaupt Handschuhe?), High-Tech-Dress aus dem Sportgeschäft - auch hier gefährliches Schwarz die Farbe der Wahl. In der Szene grüßt man sich nicht. Schon klar - keine Zeit.
Von nun an geht es bergab bzw. ohne Steigungen weiter, und man freut sich, dass die Plackerei vorbei ist. Wobei:

Selbst schmale Wald- und Wiesenpfade wie diesen muss man sich mit den E-Radl-Olympioniken teilen. Also: Nicht teilen. Man darf sie mitbenutzen, wenn man sich dem Gesetz der Besitzer der mächtigen neuartigen Zweiräder unterordnet. Fußwege wie diese werden durch die Profile und durch das Gewicht der Geräte samt Steuermann zerstört, da der Untergrund nur auf Fußgänger ausgelegt ist. Sportliche Aktionen (Räder durchdrehen lassen usw.) verursachen Fahrrillen, die zu Schlammlöchern werden. Da die Biker auch niemals absteigen, gibt es zwei Möglichkeiten: Einfach auf dem Weg weitergehen - dann weichen sie rechts und links aus, was den viel zitierten Wegesrand zerstört. Und was auch deshalb unangenehm ist, weil sie dabei gewissermaßen auf Tuchfühlung gehen. Nicht das, was man unbedingt haben muss. Oder man selbst weicht aus, was unbequem ist und den eigenen Lauf stoppt. Der Versuch einer Diskussion mit einem E-Radler war erfolglos. "Gerade schmale Spuren sind für uns interessant"
Schnellen Schritts nähert man sich Freusburg, in Gedanken schon beim wohlverdienten Hopfentrunk - es sind ja nur noch vier Kilometerchen. Rechts des Wegs die Burg Freusburg mit dem alten Ortsteil. Na gut. Ein wenig Kultur zum Abschluss kann nicht schaden. Tut es auch nicht. Bis auf den unangenehmen Umstand, dass es noch mal scharf berauf geht. Sehr scharf. Unerträglich scharf.

Außer Atem nimmt man aus dem Augenwinkel wahr, dass diese Burgsiedlung ausnehmend hübsch ist


Dorfplatz in der Burgsiedlung von Freusburg - mit Brunnen. Wird wahrscheinlich eher von Touristen als von Einheimischen genutzt ...
Die Burg Freusburg ist eine "frühmittelalterliche Höhenburg" (Wikipedia), die heute als Jugendherberge genutzt wird.

Die Burg Freusburg lässt sich aus der Ferne besser fotografieren als aus der Nähe - hier ein Versuch, damit Ihr Euch eine Vorstellung machen könnt
Eine Grafik in dem verlinkten Wikipedia-Artikel zeigt, wie die Burg mit Umgebung vor nicht einmal 150 Jahren ausgesehen hat. Heute leider komplett verhunzt, mit Straßen- und Wohnbau zugekleistert.
Wie bereits beschrieben: Eigentlich nur noch ein Katzensprung bis Katzenbach, wo bereits die Unterkunft wartet. Von hier aus ist die Entfernung zusammengeschmolzen auf etwas mehr als zwei Kilometer, der Abzweig befindet sich hinter der Freusburger Mühle, beim Bolzplatz.

Kurz hinter der Freusburger Mühle startet ein sehr schöner Fußweg nach Katzenbach. Die Mühle ist eine größere Anlage - im Bild das Hauptgebäude

Fluss-Kunst. Die Sieg-Anrainer haben ihre Umgebung dekoriert

Rückblick vom Weg nach Katzenbach. Adleraugen erkennen in der linken Bildmitte die Burg, die gerade noch besichtigt wurde
Raststationen
Von den Pausenorten habe ich keine Bilder gemacht. Die erste wurde kurz nach Oberschelden, ca. 7 Kilometer nach Start, mit einem ganz hübschen Blick gemacht. Die zweite Pause auf dem Giebelsberg. Foto ohne E-Biker / E-Mountainbiker nicht möglich und daher unterlassen. An Wochentagen gute Stelle mit mehreren Bänken und Unterstand. Heute ist es sogar schwierig, einen Sitzplatz auf einer der zahlreichen Bänke zu ergattern. Meine neuen "Freunde" müssen sich ausruhen.
Die nächste Rast wird in Freusburg eingelegt. Wenn man mal hinaufgekrabbelt ist auf den Burgberg: Dort kann man trefflich pausieren. Sonne, Schatten, Stimmung - alles geboten.

Im Innenhof der Anlage der Burg Freusburg, wo man sich wunderbar niederlassen und entspannen kann

Dieser Unterstand ist die Bushaltestelle "Freusburg Schloss" - unterhalb der Burg Freusburg. Da man sich gerade oben entspannt hat, wird diese vorzügliche Möglichkeit nicht genutzt. Zumal es nicht regnet. Innen wirbt Desirée Nick für Schülertickets. Auch gut zu sehen: So urig wie im oberhalb gelegenen Burgdorf ist es hier unten am Ufer der Sieg (mitsamt Bundesstraße) nicht mehr

Westerwalder Mitfahrerbank in Katzenbach - wenn der Bus schon nicht kommt, dann ist das eine tolle Initiative
Gewohnt und gegessen habe ich im "Hotel zum Weißen Stein" in Katzenbach. Wer sich über den Preis moniert, sollte bedenken, dass man erstens zwei Zugfahrten nach Siegen und zurück spart (sowohl finanziell als auch zeitlich) und überdies für sein Geld einiges geboten bekommt. Das Gebäude selbst scheint eine historische Substanz zu haben, die man infolge von Modernisierungs- und Veredelungsmaßnahmen (die dem Etablissement eine höherwertige Ambiance verleihen sollten), nicht wahrnimmt. Die sehr netten jungen Betreiber haben wohl ein Erbe angetreten aus Zeiten, in denen Geld keine Rolle spielte und man der Phantasie freien Lauf lassen konnte ("Restaurant im modernen, alpenländischen Stil" mit verspiegelter polygonaler Kasettendecke und barockisierender Bestuhlung). Diese Mixtur muss einen aber nicht wirklich stören, denn der Aufenthalt in dem Haus sowie Speis und Trank gestalten sich ausgesprochen angenehm.

Die Bettwäsche im "Hotel Zum Weißen Stein" gefällt der Autorin
Fauna

Diese Jungrinder wundern sich über mein Erscheinen bei meinem Pausenort kurz oberhalb von Oberschelden

Waldameisenbiotop auf dem Weg hinauf zum Giebelsberg. Weitere beeindruckende Bauten befinden sich im direkten Umfeld (im Bild weiter hinten)

Wenn schon keine echten Tiere das Herz der Einheimischen erfreuen, dann müssen welche aus Plastik her

Verblüffende Ähnlichkeit mit dem Markenzeichen einer weltbekannten ehemals bayrischen Brauerei hat dieser Löwe am Eingangstor zur Freusburg
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