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Kirchen - Lippe

Durch den Westerwald 

· E1-2020

Kombitour: Der Rest der letzten Etappe wurde wegen coronabedingten Schließungen von Gasthäusern kombiniert mit dem ersten Teil der Anschlussetappe. Ergibt ca. 24 Kilometer mit mindestens 690 (Komoot) Höhenmeter im Anstieg. Nach anderen Infoquellen sind es mehr (OSM: 935 Meter).

Die Karte zeigt die Wegplanung, die ich abgelaufen bin - wegen einiger kleiner Erkundungstouren bei den Sehenswürdigkeiten summierte sich das auf knapp 24 km bei ca. 4,7 kmh im Durchschnitt

Nicht der richtige Blog-Eintrag? Oder Lust auf mehr zum Thema Wandern und Fernwanderung? Zu Planung, Ausrüstung und Tipps? Zum Thema "Walking on the cool side"? Hier geht's zurück zu: Cool Walking

Was vom (Wester)Walde übrig blieb
Das heitere Motivbild für diesen Blogbeitrag täuscht ein wenig über die Realität hinweg. Aber von Anfang an:
Über Katzenbach hängt Nebel. Es sind knapp zwei Kilometer bis zum Einstieg in den E1 in Kirchen, der  wenige Meter von der Stelle entfernt ist, an der man den Weg Richtung Unterkunft verlassen hat.
Diesmal geht es den Höhenweg entlang, der am Vortag erschöpfungsbedingt verschmäht wurde.

Ein Fachwerkhaus in Katzenbach

Blumen im Morgennebel - auf dem Weg von der Unterkunft zum Einstieg in den E1 

Katholische Kirche Maria Himmelfahrt - im morgendlichen Spätsommernebel

Nach all den architektonischen Aufnahmen noch ein Bild des Fußwegs von Katzenbach nach Kirchen

Kirchen selbst wird vom E1 nur gestreift, ein Abstecher ins Zentrum mit Besichtigungstour fällt aus Zeitgründen aus. 
Der Herr hat perfiderweise zwischen Kirchen und seinem Nachbarort Herkersdorf einen steilen Hügel hingestellt. Dieser muss als erstes überwunden werden, was auch so früh am Tag eine Herausforderung darstellt. 

Das "Druidenschlösschen" am Verbindungsweg zwischen Kirchen und Herkersdorf war sicherlich einstmals ein Anziehungspunkt für Einheimische und Touristen. Leider geschlossen. Und das nicht nur, weil es noch zu früh am Tage ist

Herkersdorf ist der Startpunkt des mühsamen Aufstiegs zum Druidenstein. Es liegt in einer Talsenke und ist vor allem geprägt von einer Duchgangsstraße. Neben dem "Landschaftskino Offhausen Anno 2020" gibt es dort den "Ottoturm" (Link führt zum Eintrag auf Wikipedia). Beides wird im Vorbeirauschen nicht wahrgenommen und kann dementsprechend nicht beschrieben werden. Wohl aber die ...

... katholische Heilig-Kreuz-Kirche, ein Fünfzigerjahrebau, der den Anfang des Kreuzgangs hinauf zum Druidenstein markiert

Wer jetzt noch auf die bevorstehenden Strapazen des Kreuzgangs Kraft sammeln möchte, kann dies auf einer Bank mit Blick über Herkersdorf tun.

Sitzbank gegenüber der Kirche von Herkersdorf, zum Sammeln vor dem Büßergang, der gleich folgen wird

Es folgt ein historischer Kreuzweg hinauf zum Druidenstein. In weniger als einem Kilometer Distanz ca. 150 Höhenmeter überwinden ... Mit zunehmender Höhe, gleichsam, um einem die Laster der Menschheit vor Augen zu führen, wird es trostloser. Der Wald, durch den der Weg einstmals führte, ist dem Kahlschlag zum Opfer gefallen.

Im oberen Bild die erste Station des Leidens Christi, im unteren Bild sieht man, wie es im Verlauf weitergeht. Kahl nämlich 

Für protestantische Nordländer ist dieses Kriechen vorbei an den 12 Stationen (hier sind es wohl 15, wobei die letzte und drei weitere sich um den Druidenstein gruppieren - und wobei Kriechen von besonders gläubigen Katholiken auch im Wortsinn verstanden wird) sicherlich eine befremdliche Angelegenheit, für Südländer beider Konfessionen nichts Außergewöhnliches.

Wer zu Fuß hier oben angekommen ist, darf auch Puuh oder Boaah sagen. Ich jedenfalls bin schweißgebadet, die Pumpe geht schnell. Auf dem Bild: der Druidenstein (der Link zu Wikipedia bringt allerlei Erstaunliches über diesen Basaltfels zutage, unter anderem, dass er "(...) seine ungewöhnliche Form erhielt (...), als sich Lava durch die devonische Grauwacke des Grundgebirges hindurchzwängte und anschließend erstarrte." Aha.) - umringt von Sitzbänken, um diesen kuriosen Brocken ausgiebig betrachten zu können.

Was sich auf dem Kreuzweg angekündigt hat, findet auf den Höhen des Hochplateaus, das nun folgt, eine traurige Fortsetzung.

Kahlschlag. Hier oben wurde und wird im großen Stil abgeholzt 

Ungeahnte Panoramen entstehen. Diese bringen aber auch das volle Ausmaß der Katastrophe zutage. Alles, was auf dieser Abbildung lila-bräunlich aussieht, muss noch weg. Blickrichtung Süden, nach Herdorf

Penetrant, ja, aber von dieser Wanderung über die ersten Hügel des Westerwalds gibt es keine anderen Bilder. Auch hier deutlich zu erkennen, was noch gefällt werden muss

Um nach Herdorf zu gelangen, geht es wieder munter bergab durch die entwaldete Landschaft, und man ist froh, dass nicht die Sonne scheint. Wanderer aufgepasst: Auch die Wegmarkierungen wurden mit entfernt, neue noch nicht gesetzt. Unbedingt mit gutem Kartenmaterial laufen, idealerweise mit offline GPS.

An dieser Stelle kann man sich wunderbar verlaufen, denn der E1 macht hier eine 180-Grad-Kehre, nach der es wieder recht stramm bergan zu einer Stelle namens "Wolfskehle" geht

Kurz vor Herdorf gibt es ihn noch, den Wald. Wie man sehen kann: nicht mehr lang

Mit Herdorf wird die erste Zwischenstation des Tages erreicht. Eine relativ große Ortschaft mit Bahnhof. An diesem grauen Tag wirkt alles ein wenig verlassen.

Müde Farben, harmonisch kombiniert - auf dem Abschnitt des E1 durch Herdorf. Der kleine Platz wirkt ansprechend, aber verschlafen 

Ich bin mir nicht sicher, ob diese beiden meine Lieblingsgeschäfte wären, wenn ich hier wohnen würde. Die Herdorfer sehen das wohl ähnlich. Kleines Suchspiel: Erkenne die Wanderin (mit ausgebeulten Hosentaschen - Trappermaterial)!

Bausünde in der Bahnhofstraße von Herdorf. Auch hier: Finde die Fotografin!

Auf den verbleibenden ca. 12,5 Kilometern der heutigen Tagesetappe müssen noch 500 Höhenmeter (lt. OSM Höhenprofil) erklommen werden. Schon in Herdorf beginnt der Anstieg.

Kaum hat man den Waldrand erreicht, die erste Sperrung. Auf einen Umweg hat die Wandersfrau keine Lust und ist froh, eine behelmte menschliche Gestalt an dem Absperrband zu sehen. Der Mann bedeutet mir, dass ich weitergehen kann. Die nächsten 500 Meter begleitet er mich. Wie alle Holzfäller heutzutage auch er aus Osteuropa - ein Ukrainer. Deutsch spricht er wenig. Seine Zähne sind, soweit noch vorhanden, Ruinen. Was einem ein weiteres Mal vor Augen führt, in welch privilegierten Verhältnissen wir in Deutschland leben. Wer bei uns mit einem solchen Gebiss herumläuft, tut dies freiwillig und nicht etwa, weil er kein Geld für einen Besuch beim Zahnarzt hat. Nachdem der Mann mich sicher durch die Gefahrenzone geleitet hat, gebe ich ihm 5 Euro. Es trifft nicht den Falschen.

Der Aufstieg auf das Hochplateau des Südlichen Hellerberglands zieht sich und erfordert einiges an Kondition. Bei einem Schild "Blaue Halde" passiert man den Silbersee in 300 Meter Entfernung, was man allerdings nur aus dem Augenwinkel wahrnimmt. Man muss hier sagen: den einen Silbersee. Denn bei Emmerzhausen, ein paar Kilometer weiter, gibt es noch einen Silbersee. Welches nun der "echte" ist, mögen die jeweiligen Anrainer unter sich auskaspern. (Zur Info: In Wirges, das der E1 auf der Etappe durch den Westerwald ebenfalls streift, sowie bei Selters im Westerwald gibt es weitere Teiche mit dem Namen "Silbersee".) So ist man froh, als man fünf Kilometer nach Herdorf endlich oben angelangt ist und dort auf einem Wiesenpfad weitergehen zu können. Landschaftlich schön und weit.

Fußpfad - der "Trödelsteinpfad", um genauer zu sein - über das Hochplateau (Südliches Hellerbergland, daher heißt dieser Weg auch "Hellerhöhenweg"), das man nach dem zähen Aufstieg erreicht hat. Dieser Höhenweg markiert übrigens exakt die Landesgrenze zwischen Nordrhein-Westfalen (links) und Rheinland-Pfalz (rechts)

Bald wieder das gewohnte Szenario. Man macht sich hier oben nicht die Mühe, den Weg zu sperren. Die Maschinenführer, die mit ihren Monstergeräten Bäume fällen und von den Ästen befreien, müssen den gut frequentierten Weg immer im Blick haben und pausieren, wenn sich wieder ein Spaziergänger nähert.

Toller Himmel mit Wolken, die wider Erwarten keinen Regen bringen. Wir befinden uns im Naturschutzgebiet "Atzelnhardt" der Gemeinde Burbach- Wahlbach, mit "Bruchwaldcharakter" und Niedermoorvergetation - laut Infoschild soll der "Fichtennaturverjüngung entgegengewirkt" und regelmäßig Nadelgehölz entfernt werden. Insofern vielleicht nicht ganz so schlimm, die Abholzung ...

Nicht nur einmal gesehen. Alle tot. Leider wahr 

Passendes Szenebild - man kann auf dieser Bank selbstverständlich auch rasten, wenn man mag 

An dieser Stelle darf man so mir nichts, dir nichts vorbeispazieren - der Kransteuerer macht nicht mal Pause. "Holzauge, sei wachsam", lautet die Devise für Passanten 

Und dann hat man sie endlich erreicht - die Trödelsteine. Laut Infotafel vor Ort "(...) im Tertiär enstandene basaltische Stoßkuppen. Anders als im Hohen Westerwald, wo sich eine geschlossene Basaltdecke ausgebildet hat, bildeten sich hier nur einzelne Quellkuppen." So also sieht es aus, das Highlight des Tages:

"Wo Marmor, Stein und Eisen spricht" (Infotafel): Die Trödelsteine. Korrekter gesagt: Der Gipfel eines Bergs, der "Trödelsteine" heißt. Ich empfehle den Eintrag in Wikipedia, um mehr über dieses "Säulen- und Blockfeld aus Feldspatbasalt" zu erfahren

Im Netz lese ich, dass man hinaufklettern und sich in ein Gipfelbuch eintragen kann. Diesen Spaß hebe ich mir für das nächste Mal auf. Denn:

Bis nach Lippe sind es noch etwas mehr als 3 Kilometer. Zeit also, um beim Taxibus anzurufen und eine Fahrt nach Burbach, wo die Unterkunft gebucht ist, zu bestellen. Ein sehr freundlicher Herr informiert mich, dass in 45 Minuten ein regulärer Bus fährt, dann erst wieder anderthalb Stunden später ein Taxibus möglich. Nun aber die Füße in die Hand genommen. Nach Möglichkeit zeitig dort sein, denn man hat ja schon davon gehört, dass Busse gerne auch mal früher abfahren.

Im Schweinsgalopp geht es durch diese schöne Landschaft.

Der E1 kurz vor Lippe - keine Zeit für fotografische Aktivitäten. Aber dieses Bild muss sein. Witziges Detail: Man befindet sich hier in Mückewies - ein weiteres Naturschutzgebiet. Warum dieses Sträßchen laut Kartenfunktion einer bekannten Suchmaschine ausgerechnet "Dreckigter Weg" heißt, erschließt sich der Autorin nicht

Ende gut, alles gut, sollte man meinen. Bushaltestelle an einer sehr wenig spektakulären Kreuzung im Ort rechtzeitig erreicht. Warten. Die Abfahrtszeit des Busses verstreicht. Nachsehen: Irgendwas falsch verstanden? Nachdem weitere zehn Minuten verstrichen sind, Anruf bei Taxi Meyer in Burbach. Alles klar, Wagen kommt gleich. Kaum sind weitere fünf Minuten vergangen, kommt ... der Bus. Na toll. Gespräch mit dem Kapitän, der sich entschuldigt. "Isch kann ja nix dafür." Eine Baustellenampelschaltung dergestalt, dass man erst nach der dritten Wartephase durchkommt. Es hilft nichts. Das Taxi ist unterwegs und bringt mich - Vorteil - direkt zum Hotel in Wahlbach (welches wiederum eine Art Vorort von Burbach ist).

Raststationen

Auf diesem anspruchsvollen Trail gibt es einige Rastplätze. Ein paar herausgegriffen. 

Kiosk beim Druidenstein. Geschlossen. Aber bei Regen als Unterstand geeignet 

Abstieg nach Herdorf. Hier könnte man rasten, macht aber nicht wirklich Laune, denn der Ausblick ist eher deprimierend:

Oberhalb von Herdorf wird dieser schöne Platz entdeckt:

Das "Kreuz auf der Ley" von 1905 hat eine besondere Bedeutung für Herdorf. Von hier hat man einen schönen Blick über die Stadt

Je eine Bank rechts und links des Kruzifix - mir gefällt heute der etwas versteckte Platz

Auf halber Höhe auf dem Weg von Herdorf auf das Hochplateau eine wunderbare Rastmöglichkeit:

Der Gasthof "Hohenseelbachskopf" hat heute Ruhetag. Die Absperrkette wird als Wäscheleine für das klatschnasse Shirt genutzt, auf der Bank wird gerastet. Ein älteres Paar mit E-Mountain-Kampfrädern (martialisch anmutendes schwarzes Riesengerät) in Kampfkleidung nähert sich. Nachdem sie sich mit E-Antrieb hierher hinaufgekämpft haben, lassen sie sich vollkommen erschöpft, aber zufrieden ob ihrer Leistung auf eine Sonnenbank hinter dem Gasthof plumpsen. Gruß? Fehlanzeige

Gewohnt und zu Abend gegessen habe ich sehr ordentlich im Hotel Restaurant "Bechtel" in Wahlbach bei Burbach. Die Eigentümer legen großen Wert darauf, ein Familienbetrieb zu sein. Und haben viel Freude an außergewöhnlichen gestalterischen Kombinationen. Diese "Kombinationstour" macht ihrem Namen alle Ehre.

Fauna

Keine. Ein paar Vögelchen, die versuchen, sich in dem plattgemachten Terrain neu einzurichten.

Ja, sind auch Tiere. Die Spinnen, die diese faszinierenden Spinnweben über das Gras gelegt haben. Passend dazu die herbstliche Nebelstimmung

Irgendwo unterwegs wurde dieser Dekohahn abgelichtet. Aus der "Amphore" lugt ein Wicht. Westerwälder Humor ... 

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