Zurück zur Website
Zurück zur Website

Ratekau-Lübeck

Im Umfeld der Hansestadt

· E1

Die Route führt mich auf dem Fernwanderweg E1 von Ratekau über Kreuzkamp nach Kücknitz. Ab dort in Abwandlung des vorgegebenen Weges ein Ausflug nach Gothmund und dann an der Trave entlang nach Lübeck. Diese Variante ist ca. 23 Kilometer lang. In Lübeck selbst gibt es viel zu erlaufen und zu besichtigen, wobei mehr als 10 Kilometer zustandegekommen sind

Das ist sie, die Abwandlung vom E1 auf dem Weg zwischen Ratekau und Lübek - mit dem Bus über die Trave (Off-grid-Abschnitt auf der Karte), dann nach Gothmund und schließlich nach Lübeck

Nicht der richtige Blog-Eintrag? Oder Lust auf mehr zum Thema Wandern und Fernwanderung? Zu Planung, Ausrüstung und Tipps? Zum Thema "Walking on the cool side"? Hier geht's zurück zu: Cool Walking

Alles geboten - Feld, Wald, Fluss und Stadt

Einer Empfehlung des Betreibers der Unterkunft in Ratekau folgend, wird kurzfristig der Plan für diesen Streckenabschnitt geändert: Statt in einen Vorort von Lübeck zu gelangen (z.B. Eichholz), dort den Bus in die Stadt zu nehmen, der Beschluss, durch die ehemalige Fischersiedlung Gothmund zu streifen und anschließend den Pfad entlang der Trave durch das Naturschutzgebiet Schellbruch in die Stadt zu laufen.

Der Weg bis nach Kücknitz führt auf schönen Wegen über Felder und durch Wälder. Man quert die Dörfer Kreuzkamp und Kleinensee. Von verschiedenen Punkten des Weges aus kann man das Ziel schon erkennen.

broken image
Auf dem Weg nach Kücknitz

Kurz vor Kücknitz, beim Waldhusener Forst beunruhigen mich Schüsse. Mich beschäftigt sofort die Frage, woher der Jägersmann wohl weiß, dass ich keine Wildsau bin, sondern allenfalls ein Problem- oder Schadmensch, der die Umwelt zerstört, den Tieren den Lebensraum wegnimmt und das Wild, das der Jäger jagen will, unnötig aufschreckt oder gar verscheucht. Ich bin froh, als ich den Wald wieder verlasse.

broken image
Bäuerliches Gut auf dem Weg zwischen Ratekau und Kücknitz

Bis nach Kücknitz ist es weiter als gedacht. Man erreicht es über eine sehr aufgeräumte, man möchte sagen: typisch deutsche Vorortsiedlung. Fleißige Hobbygärtner betätigen sich in ihren Gärten und Vorgärten, zupfen Gras und verwelkte Blüten oder machen mit Flammenwerfern dem in Steinbelägen wachsenden "Un"Kraut den Garaus.

In der Phantasie hatte man sich vorgestellt, in diesem Ort zu pausieren, eventuell etwas zu essen. Vor der Johanneskirche ist ein Platz mit Bänken. Der gesamte Ort wirkt merkwürdig unbelebt. Bei der Kirche die "Kücknitzer Klause", ein Bierstüberl, wo ich nachfrage wegen Essen. Sehr hilfsbereite Auskunft, man könne das schräg gegenüber an der Hauptstraße gelegene "Gottschi" empfehlen. Dieses wird von Griechen betrieben, so ungriechisch der Name und das Sortiment sein mögen. Der Sitzplatz draußen ist annehmbar, und die Folienkartoffel schmeckt.

Noch gibt einem das amtliche Kennzeichen, das immer häufiger gesehen wird, Rätsel auf. Bis der Groschen fällt: HL ... Hallo Leute! Hansestadt Lübeck! Kann man ja gleich draufkommen.

Zwischenzeitlich die Überlegung, wie man durch den Autobahntunnel auf die andere Seite der Trave gelangt. Ganz einfach: Es gibt einen Shuttle-Bus, auch für Fahrräder, der kostenlos alle 10 Minuten fährt. Auf der drüberen Seite ein Pfad an der Trave entlang bis nach Gothmund.

broken image

Die Trave ist etwas für Fans der Schifffahrt und damit zusammenhängender alter und neuer Industrien

broken image

Weil's grad so schön ist, der bunte Hintergund im Detail

Gothmund ist wahrhaftig wie ein Museumsdorf. Alle Häuser reetgedeckt, Blumenranken allüberall. Es gibt Einheimische, aber man sieht sie nicht. Touristenmüde - und deshalb auf Siesta?
broken image
Gothmund, eine ehemalige Fischersiedlung und heute eine Art Museumsdorf ...
broken image
... mit privaten Schiffsanlegern. Leider kann man die Schiffe nicht aus der Nähe betrachten 
Bei all der Ordnung: Am Ortsausgang Richtung Schellbruch lebhaftes Chaos. Hierher kommen die Touristen nicht mehr. 
broken image
Sympatisches Durcheinander in einem ansonsten sehr ordentlichen Dorf
Beim Gang Richtung Stadt große Freude über die Entscheidung, abseits des E1 zu Fuß und nicht mit dem Bus unterwegs zu sein. Das Wetter, der Wind, das Wasser, die Boote und "Schifferln" (bayrisch für alle nautischen Fortbewegungsmittel) - da kommt Laune auf und der Rucksack wird leicht.
broken image
Diese Boje hat die Nummer 34 - ein Zeichen. Geheiminfo für Spitzfindige
Eigentlich ist jedes vorbeifahrende Schiff eine Sensation. Es können nicht alle Fotos gezeigt werden. 
broken image
Touristenfahrt - trotzdem schön
Nach diesem Ausflug an die Trave geht es weitaus weniger gemütlich weiter. Der in der Bevölkerung als Glashüttenweg bekannte Uferpfad (der in eine Straße desselben Namens mündet) endet in einem sonntags vollkommen entleerten Industriegebiet mit parkenden LKW. Das Wetter ist mit einemmal trübe, es fängt an zu tröpfeln, und bis in die Stadt zu meiner Unterkunft sind es noch gut 5 Kilometer, die größtenteils an stark befahrenen Straßen entlangführen. Dort fragt mich ein Passant, ob ich zur Jugendherberge will. Ich fühle mich direkt ein wenig geschmeichelt. Einen Lichtblick gibt es an der Eric-Warburg-Brücke: Die Fehmarnbelt fährt gerade aus Neustadt kommend ein. Zu weit weg, um zu winken - einmal symbolisch, und dann geht's Richtung Stadt. 
broken image

"Mein" Schiff! Die Fehmarnbelt fährt ein - hier hätte ich mitfahren können

Der industrielle Charakter der Stadt manifestiert sich bis kurz vor St. Lorenz.
broken image
Nur ca. 10 Minuten Fußweg bis zur Unterkunft - wie kann das sein?

Da das gebuchte Quartier noch vor 18 Uhr erreicht werden soll, muss ein ziemlicher Schweinsgalopp hingelegt werden. Das Viertel ist geprägt von niedrigen Vorstadthäusern, die im Licht der untergeheden Sonne hübscher aussehen als sie sind.

broken image
Nicht nur am Meer und in Thailand sehens- und fotografierenswert: Sonnenuntergang. Hier in der Lübecker Vorstadt 

Lübeck selbst ist ein Ort, in dem ich so Manches nicht verstehe. Das auf einer Insel gelegene Zentrum hat einen geradezu musealen Charakter. So viele interessante und einzigartige Gebäudemonumente, dass man jedes einzelne eingehend betrachten möchte, wofür die Zeit fehlt. Gewissermaßen ein optischer Overkill. Zahllose kleine Gassen, die zu einer Erkundung einladen. Gleichzeitig wirkt das Ganze seltsam ungelebt (so geschrieben, wie gemeint), unlebendig. So, als ob es vollkommen gleichgültig wäre, dass es all diese bemerkenswerten Gebäude gibt. Man spürt nicht, dass ihre Eigentümer stolz auf sie wären oder gerne in ihnen leben würden.

broken image
Man möchte die vielen schönen Details gerne ausgiebiger studieren, als es der kurze Aufenthalt zulässt 
Viele könnten eine Auffrischung vertragen, manche verfallen gar. 
broken image
Das Schild rechts oben im Bild weist darauf hin, dass dies seit 1491 die Herberge des Bischofs von Ratzeburg war. Bei dem jämmerlichen Zustand des Gebäudes hätte man es vielleicht besser entfernt 

Sogar das eindrucksvolle Holstentor steht auf einer verkehrsumtosten Grünfläche, so dass man gar keine Lust hat, es aus der Nähe zu besichtigen. Auch kommt es einem so vor, als ob es der Stadt nicht gelingt, das Problem mit den Wandschmierereien in den Griff zu bekommen. Gaststätten scheinen nur für die Touristen dazusein: Die Suche nach einem Lokal, in dem man sich gemütlich niederlassen kann, gestaltet sich mehr als schwierig. Demgegenüber die Bezirke außerhalb der historischen Altstadt. Wirken geradezu proletarisch. So als setzten sie einen Kontrapunkt zur "reichen" Innenstadt. Industrieflächen bis nah an die städtischen Wohngebiete.

broken image
Bescheidene Deko des Willy-Brandt-Hauses. Es könnte eine zeitgemäße Präsentation vertragen. Interessanterweise wirkt auch die Hand der Politikerlegende auf dem Plakat auf den ersten Blick irgendwie abwehrend ...

Die Menschen. Auffallend viele verlorene Gestalten. Und insgesamt eine andere Interpretation von Höflickeit. Kann ich hier sitzen? Ja, wenn Sie das wollen ... (der höfliche Aspekt dabei: Sie können tun und lassen, was Sie wollen). Oder: Oh Gott, das sind ja viel zu viele Pommes frites! Wer soll das denn essen? (Vielleicht eine Höflichkeitsfloskel, die negativ wirken kann, analog zum bayrischen "des hätt's doch net braucht!" anstelle eines schlichten Dankeschöns). Vielleicht ist es aber auch nur die Sprachmelodie, die Manches vorwurfsvoll klingen lässt. Ich komme jedoch gerne einmal wieder, um meine Wahrnehmung während meines ultrakurzen Aufenthalts zu revidieren.

broken image
Beispielhaft und gelungen - das Hansemuseum, in dem auch das Café-Bistro-Restaurant "Nord" mit seinem schönen Blick über den Museumshafen untergebracht ist 

Raststationen

Auf der Landstraße kurz vor Kreuzkamp eine Picknickstation. Nach Kreuzkamp keine Rastmöglichkeit bis Kücknitz.

 

In Kücknitz auf dem Kirchplatz St. Johannes mit ein, zwei Imbissstuben. Für gut befunden die Restauration eines griechischen Betreibers mit dem wenig griechisch klingenden Namen Gottschi.

 

In Lübeck nach einer Telefonkonferenz und fernmündlichen Internetrecherche mit meinem Wegbegleiter und Fernmitwanderer fällt die Wahl für das Abendmahl auf die Schiffergesellschaft.

broken image
Die "Schiffergesellschaft" in Lübeck, wo man mitten in einer originellen Kulisse ein sehr durables Abendessen bekommt. Das Jever vom Fass wird nach einem Test dem Ducksteiner vorgezogen 

Die Suche nach einer Lokalität, wo man ein spätes Frühstück / frühes Lunch einnehmen kann, gestaltet sich als schwierig. Wo geht der Lübecker hin? Ich hab's nicht wirklich rausgefunden. Ein Ort war ein Schuss in den Ofen (bei mir gibt's keine negativen Kritiken, deswegen wird er nicht genannt), das Nord im Hansemuseum ist sehr touristisch, hat aber einen schönen Blick, ebenso wie die Bar Celona, wo man draußen sitzen und auf den Museumshafen schauen kann.

broken image

Blick vom Obergeschoss der "Bar Celona", im Hintergrund links "mein" Schiff, die rote Fehmarnbelt, zu sehen

Gewohnt habe ich im Fischer Apartment, das man über eine gemeinhin bekannte Buchungsplattform buchen kann, in Sankt Lorenz, etwa 15 Minuten Fußweg von der Innenstadt entfernt. Es ist sehr geräumig und nimmt es nicht übel, wenn die Mieterin den Inhalt des Gepäckstücks nicht sorgfältig verstaut. Fällt bei der Größe sowieso nicht auf.

broken image

Bild an der Wand mit ambitionierter Aussage. Was ist das eigentlich, Lifestyle? Ich erkläre das gerne - bei Interesse melden!

Fauna

Im Waldstück, das direkt hinter Ratekau beginnt, wird ein weiteres Rätsel dieser Wanderung gelöst: Man wundert sich schon die ganze Zeit über geplättete Kröten selbst auf nicht befahrenen Waldwegen. Nun weiß man, warum. Diese urzeitlichen Wesen haben faszinierenderweise keinen Fluchttrieb und bleiben sitzen, wenn Gefahr naht.
broken image

Sitzenbleiber. Die Kröte verlässt sich darauf, dass man sie nicht sieht

Mehrere Male bewirkt nur ein spontaner Satz nach vorne, dass dieses Tier überlebt. Was übrigens an selber Stelle aussieht wie über den Boden krabbelnde und hüpfende Insekten, sind Jungtiere, also auch Kröten. Sie sind so zahlreich unterwegs, dass man Gefahr läuft, gewissermaßen durch einen finalen Todestritt zum Ende dieser Tierart beizutragen, wenn man nicht höllisch aufpasst. Ganz vermeiden lässt sich dieses Drama aber nicht.

Hinterlasst einen Kommentar (Eingabefeld unten)

Bevor Euer Kommentar freigeschaltet wird, schaue ich noch mal drauf. Als Namen könnt Ihr ein Pseudonym wählen. Eure E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Mehr hierzu findet Ihr hier und im Impressum / Datenschutz

Hier geht's zurück zu: Cool Walking

Bisherige
Neustadt-Ratekau
Nächster
Lübeck-Ratzeburg
 Zurück zur Website
Profilbild
Abbrechen
Verwendung von Cookies
Wir verwenden Cookies, um das Browsing-Erlebnis, die Sicherheit und die Datenerfassung zu verbessern. Indem Sie dies akzeptieren, stimmen Sie der Verwendung von Cookies für Werbe- und Analysezwecke zu. Sie können Ihre Cookie-Einstellungen jederzeit ändern. Erfahren Sie mehr
Alle akzeptieren
Einstellungen
Alle ablehnen
Cookie-Einstellungen
Erforderliche Cookies
Diese Cookies ermöglichen Kernfunktionalitäten wie Sicherheit, Netzwerkmanagement und Zugangsmöglichkeiten. Diese Cookies können nicht abgeschaltet werden.
Analytik-Cookies
Diese Cookies helfen uns, besser zu verstehen, wie Besucher mit unserer Website interagieren und helfen uns, Fehler zu entdecken.
Preferenzen Cookies
Diese Cookies ermöglichen der Website, Ihre Entscheidungen zu erinnern, um eine verbesserte Funktionalität und Personalisierung zu ermöglichen.
speichern