Während etwa 24 Kilometern geht es praktisch nur bergab. Ganz nach dem Geschmack der Autorin. Diese Strecke wurde bereits im Herbst 2020 gelaufen
Die Tour ist mit knapp 24 Kilometern zwar recht lang, außerdem gibt es in Sachsenhausen eine Abweichung von der Originaltrasse. Man kann es sich aber auch aufteilen und ab Ginnheim oder ab der alten Oper an einem anderen Tag laufen, sich dabei gemütlich die Innenstadt von Frankfurt ansehen und durch Sachsenhausen schlendern
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Auf den Spuren der Vergangenheit
Ist es die schöne Lage an den Südhängen des Taunus, die die Einwohnerzahl der Stadt Oberursel - Ausgangspunkt dieser Tour - seit den 1950er Jahren um das Vierfache hat anschwellen lassen? Oder gar das "Orscheler Sonnenloch" (Wikipedia), die unschlagbar gute Wetterlage? Jedenfalls erfolgt heute die Anreise per S-Bahn von Frankfurt nach Oberursel und dann per U-Bahn durch den Ort hindurch bis zur Endstation Hohemark. Dort nämlich ist heute der Einstieg in den E1. Die Stadt selbst wird von der Trasse des E1 nur gestreift, eine Besichtigungstour muss jeder für sich extra einplanen.
Es geht von der Endstation der U-Bahn direkt in den Oberurseler Stadtwald.
Waldweg kurz hinter Hohemark, der von Oberurselern fleißig für die sportliche Ertüchtigung genutzt wird
Bald schon lichtet sich der Wald und man gelangt zu den Auen des Stuhlbergbachs (der kurz später in den Westerbach fließt, der wiederum in die Nidda mündet).
In den Auen des Stuhlbergsbachs ...
... überrascht, dass die Landschaft noch wenige Kilometer vor Frankfurt einen so ländlichen Charakter hat
Der Weg geht über in ein weites Ackergebiet und hat hier den originellen Namen "Diebsgrund".
Im Diebsgrund kurz vor der S-Bahn-Station Weißkirchen-Steinbach ist die Silhouette der Stadt Frankfurt nicht mehr zu übersehen
Da es weder bergauf noch bergab geht und da der Weg wenig abwechslungsreich ist, fallen Details ins Auge. Zum Beispiel das Engagement der Landwirte gegen eine weitere Betonierung ihrer Felder.
Street Art auf den Feldwegen vor Frankfurt - die Landwirte vor den Toren der Stadt Frankfurt ...
... setzen sich ein für Summen und Brummen und für bunte Vielfalt
Ein "Mazda-Turm" bei der S-Bahn-Station Weißkirchen-Steinbach. Er steht im Schatten seines schöneren und bekannteren "Bruders", des Wasserturms von Steinkirchen, der ebenfalls "Mazda-Turm" genannt wird, und zwar weil er auf dem heutigen Gelände der Firma Mazda steht. Unten ein Bild des Industriedenkmals:
Nach Unterquerung der A5 betritt man nach 11 zurückgelegten Kilometern endlich Frankfurt am Main, und zwar bei Niederursel, das recht freundlich und aufgeräumt daherkommt.
Interessant - war die Frankfurter Bezeichnung für Etablissements wie diese nicht urspünglich "Wasserhäuschen"? Jetzt also hochdeutsch "Trinkhalle". Aufgespürt in Niederursel. Mit Werbung für Bier. Der Herr, der bei der Aufnahme geschickt hinter dem Langnese-Schild verborgen wurde (die Autorin musste für dieses Kunststück tief in die Knie gehen), jedenfalls trinkt Bier. Binding Bier. Prost!
Kurz drauf eine neuzeitliche Tempelanlage: Das Nordwest-Zentrum ist eine Shopping Mall der Extraklasse. Hier gibt es alles, was das Herz begehrt. Inklusive blitzsauberen öffentlichen Toiletten - dies für den Fall, dass Nachwanderer überlegen, wo sie denn mal einem Bedürfnis nachgehen können.
Der E1 bleibt in Frankfurt in begrüntem Gelände und in Stadtteilen mit schönen Gärten und Bäumen. So geht es jetzt weiter durch die Römerstadt, für die ich mir bei meinem nächsten Frankfurt-Aufenthalt etwas mehr Zeit nehmen werde. Es handelt sich um ein Siedlungsprojekt der 1920er Jahre mit teilweise noch originalen Gebäuden, die offenbar gut durch den zweiten Weltkrieg gekommen sind.
An der Ringmauer der Frankfurter Römerstadt in Heddernheim
Bevor für die Schnellstraße (Rosa-Luxemburg-Ring) eine Schneise geschlagen wurde, befand sich nach der Querung des Flüsschens Nidda das "Ginnheimer Wäldchen". In Ginnheim selbst wartet auf die E1-Gänger ein Highlight aus der Vergangenheit, das den Zweiten Weltkrieg ebenfalls unbeschadet überstanden hat.
Die Alte Bethlehem-Kirche im historischen Teil von Ginnheim. Sie wurde im Jahr 1700 eingeweiht. Ein echtes Schmuckstück
Das Hauptportal der evangelischen Bethlehem-Kirche von Ginnheim zeigt nach Westen
Es schließt sich ein kleiner Spaziergang durch das alte Ginnheim an, wo der traditionelle Gasthof "Adler" offensichtlich infolge von Corona geschlossen hat. Der nachfolgende Ginnheimer Stadtweg stellt die Verbindung zu Bockenheim her.
Wohnhaus am Ginnheimer Stadtweg, das in weiten Teilen noch in seiner ursprünglichen Form erhalten ist
Dasselbe Gebäude am Ginnheimer Stadtweg vor 70 Jahren. Das Kopfsteinpfalster hatte man - Fortschritt! - schon damals mit Asphalt bedeckt
Die nähere Umgebung von Ginnheim hat sich infolge des Straßenbaus und der Errichtung weiterer moderner Infrastruktur stark verändert.
Franz-Werfel-Straße, Ginnheim. Man mag nicht glauben, dass sich exakt dort, wo sich jetzt die Stadtautobahn den Weg bricht, vor nicht allzulanger Zeit herrliche Gärten befanden. Mit Mirabellen- und Zwetschgenbäumen, Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren - und nostalgischen Gartenlauben
Man mag nicht glauben, dass sich genau hier, wenige hundert Meter weiter, vor nicht allzulanger Zeit aktiv bewirtschaftete Felder befanden. Nun dominiert an dieser Stelle Beton - und der Fernmeldeturm
Bei der Überquerung der Stadtautobahn hat man Gelegenheit, diesen Turm - der von der reinen Bausubstanz her gesehen durchaus höher ist als der (nur wegen seiner langen Antenne höhere) Berliner Fernsehturm am Alexanderplatz - aus größerer Entfernung zu betrachten.
Hier spargelt er - der "Ginnemer Spaaschel" oder auch "Ginni" genannte Europaturm
Getreu dem Prinzip des E1 (Stadtdurchquerung vorzugsweise durch ruhige Straßen oder Grünstreifen) wandern wir Richtung Frankfurter Zentrum durch den Grüneburgpark, der in den 1930er Jahren nach Enteignung seiner ursprünglichen Besitzer, der Familie Rothschild, zu einer öffentlichen Parkanlage umgewidmet wurde.
Der Grüneburgpark ist die größte Grünanlage innerhalb des Frankfurter Alleenrings, in direkter Nachbarschaft zum bekannteren Palmengarten
Gedenkstele für das Neue Palais, das im zweiten Weltkrieg zerstört wurde, neben Fernmeldeturm
Einer Bürgerinitiative ist es zu verdanken, dass eine ganze Reihe von sogenannten Solitärbäumen freigestellt wurden. Das Wanderinnenauge erfreut's
Zwischen dem Grüneburgpark und der Alten Oper führt der E1 durch das wegen seiner teilweise noch gut erhaltenen Gründerzeitgebäude hochpreisige Westend. Es lohnt sich, bei einem nächsten Aufenthalt hier ein wenig länger herumzustreichen, denn dieser Stadtteil wartet mit weiteren Attraktionen auf, wie etwa das Senckenbergmuseum, das Amerikahaus, das Suhrkamp-Haus - um nur einige zu nennen.
Frankfurter Gegensätze - neben dieser Villa entsteht gerade ein neues Hochhaus. Dass es anderen Gebäuden Licht wegnimmt, scheint in Frankfurt kein Thema zu sein
Das ehemalige IG-Farben-Haus - Ende der 1920er Jahre erbaut und seinerzeit eines der größten Bürogebäude weltweit - beherbergt heute die Goethe-Universität, mitsamt umliegendem Campus
Vor dem Erreichen der Innenstadt quert man noch den Rothschildpark ...
... mit dem "Ring der Statuen" des Bildhauers Georg Kolbe
Am Opernplatz hat man schließlich die Frankfurter Innenstadt erreicht.
Die Alte Oper von Frankfurt - bei Kaiserwetter. "Dem Wahren Schoenen Guten." - wenn es nur so wäre!
Hier kann man viel Zeit verbringen und tolle Fotos machen. Denn obwohl die Frankfurter Innenstadt im Zweiten Weltkrieg nahezu vollkommen zerstört wurde, ist doch im Anschluss Interessantes daraus erwachsen. Meinen Followern erspare ich eine Bilderflut und passiere unverzüglich den Main über den Holbeinsteg, der zum Ziel der heutige Tagesetappe Frankfurt-Sachsenhausen führt.
Dieses Frankfurtbild muss sein: Auf dem Weg nach Sachsenhausen - Skyline von Frankfurt, aufgenommen vom Holbeinsteg über den Main
Städte mit Flüssen haben immer eine Bezeichnung für die beiden Seiten. In Paris beispielsweise ist es die "Rive Gauche", München wiederum hat ein "Rechts der Isar". Die Frankfurter indessen machen es sich einfach - wo bitteschön ist rechts oder links? "Dribb de Bach" muss reichen - auf der anderen Seite des Gewässers. Dass der gemächlich und breit dahinfließende Main ironisch als "Bach" bezeichnet wird, lässt auf die Verfasstheit der Frankfurter schließen.
Rechts im Hintergrund der monumentale Bau der Europäischen Zentralbank - zu sehen auf dem Weg zum Äbbelwoi, der am Ende des Weges für die Wandersfrau bereits in diesen Minuten gekühlt wird (siehe "Raststationen")
Sachsenhausen wird im Sauseschritt durchmessen - es ist nicht sonderlich groß, muss man sagen -, denn es wartet ein dringlicher Termin am Ende dieser Etappe. Rest siehe in der Rubrik "Raststationen".
Raststationen
Es gibt Durststrecken auf diesem Weg. Aber eine Sitzbank findet sich eigentlich immer irgendwo. Ich selbst pausiere nur einmal länger, und zwar nach 15 Kilometern strammen Marsches im "Ginnheimer Wirtshaus". Im schönen Garten bei einem hervorragenden "Frankfurter Vorspeisenteller" und - na gut, es ist noch früh am Tag - alkoholfreiem Bier.
Im "Ginnheimer Wirtshaus" wird - man sehe und staune - "Bavaria"-Bier kredenzt. Die Produktionsstätte dieses Trunks befindet sich im nahen Bayern. Bei Aschaffenburg nämlich
Weitere Rastmöglichkeiten:
Hier könnte man, wenn man wollte, die Tour abbrechen, noch bevor sie begonnen hat - das Getränk aus dem "Alt-Oberurseler Brauhaus" ist wirklich sehr verlockend. Zumal das Wetter perfekt passt ...
Urige Sitzbank kurz nach dem Einstieg in den E1 bei Oberursel
Sitzbänke im Stadtwald von Oberursel, die allesamt eine recht annehmbare Aussicht auf die Wiesen bei Oberhöchstadt bieten
Warten auf ... ja worauf eigentlich? Diese Sitzbank in den Feldern vor Frankfurt ist mit allerlei Wegweisern flankiert. Für alle, die sich langweilen, gibt es auch noch Infotafeln
Montags geschlossen - leider. Diese sehr unprätentiös wirkende Gaststätte in der Kleinmarkthalle im Zentrum von Frankfurt hätte ich nur zu gerne ausprobiert. Die "Tradition mit Zukunft" von Else Kalbskopp (Foto unten) kann da nicht wirklich ein Trostpflaster spenden
Und ja: Nach Sachsenhausen bin ich natürlich auch rübergelaufen. Am Ende eines so langen Tages muss man sich schließlich belohnen.
Erfolgreich ausprobiert - in angenehmster Gesellschaft von Wegbegleitern J. & H. B. aus O. - wurde der Gasthof "Zur Germania" in Frankfurt-Sachsenhausen. Der "Schobbe ausm Bembel im Gerippte" (hochdeutsch: Der Äbbelwoi aus dem Krug, der in dem Glas mit dem gerippten Rautenmuster serviert wird), fließt reichlich durch die Kehle - ein schöner Abschluss einer leider irgendwie unvollständigen Tour
Da ich etwas mehr Zeit in Frankfurt und Umgebung verbringen möchte - z.B. die in obiger Bildunterschrift erwähnten Wegbegleiter zu treffen sowie weitere (namentlich: I.J. aus K., C.K. aus J., C. & M. B. aus W. und R. & T. B. aus H.) -, habe ich mir ein Apartment in der Bahnhofsgegend gebucht. "Vision Apartments" in der Gutleutstraße. Leider gab es wohl Vorbewohner, die es mit der Sorgfalt im Umgang mit fremdem Eigentum nicht so ernst nehmen. Dennoch keine schlechte Erfahrung, man ist auf diese Weise vollkommen unabhängig in der Zeiteinteilung und kann sich ausbreiten. Am besten nach hinten raus - die Straße ist nämlich schon ganz schön laut.
Fauna
Es gibt Pferde. Aus der Ferne. Echte Hunde und Katzen werden nicht angetroffen. Die Wühl- oder Feldmäuse flitzen so schnell in ihre erstaunlich großen Löcher auf den Feldwegen, dass eine fotografische Dokumentation unmöglich ist.
Sehr lebensecht hier ein städtisches Phänomen - ein Graffito:
Lebensechter Riesen-Zamperl in der Unterführung unter der A5 kurz vor der Frankfurter Stadtgrenze. Dreidimensional - das hat es mir angetan (Nachricht an den Künstler: Am Ohr links im Bild könnten noch ein paar Details ergänzt werden)
Und dann noch ein fast lebensgroßes, dreidimensionale Kuscheltier in der Innenstadt:
Giraffe vor dem Steiff-Laden in der Frankfurter Innenstadt. Wegbegleiterin I.J. aus K. und ich sind nicht die einzigen, die versuchen, den Exoten (mit coronaregelkonformer Maskierung) "einzufangen"
Es gibt unterwegs Hinweisschilder auf den Eichenprozessionsspinner, der Gott sei Dank nicht in natura in Erscheinung tritt.
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