Anstrengende Wanderung von 23,3 Kilometern auf dem europäischen Fernwanderweg E1. Wen wundert's? Hier ist der Übergang vom Teutoburger Wald in das Eggegebirge. Bis zum Preußischen Velmerstot läuft der E1 parallel mit dem Hermannsweg, ab den Externsteinen mit dem Eggeweg. Im Anstieg 570 Meter, im Abstieg 520 Meter. Übernachtung in Paderborn
Am Ende dieser Tour ist Flasche leer. Denn der Aufstieg hinauf zu den Velmerstoten ist ziemlich anstrengend und die Attraktion bei den Externsteinen durchaus fordernd. Auf der Karte nicht dargestellt ist der Umweg, der wegen Baumfällarbeiten nach den Externsteinen gelaufen werden musste
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Berlebeck an einem Septembermorgen
Schon bald wartet ein Ort mit dem Namen Vogeltaufe auf die Wanderin:

"Vogeltaufe" mit einladender Sitzbank oberhalb von Berlebeck. Die Legende besagt, dass an dieser Stelle eine Taufe mit Gesang stattfinden sollte, wobei der Sänger auf dem Weg zu Schaden kam. Bei der Taufe, die dennoch durchgeführt wurde, begannen plötzlich alle Vögel im Umkreis zu singen
Im Anschluss geht es durch das kleine Holzhausen-Externsteine und danach ein kleines Stück hinauf auf den Bärenstein. Immer wieder gibt es schöne Ausblicke, die durch das unentschlossene Wetter (mal scheint die Sonne, mal tröpfelt es) nicht getrübt werden.

Der Wanderweg oberhalb von Berlebeck mit Blick Richtung Südwesten ...

... und Richtung Nordosten

Weggabelung kurz vor dem Abstieg zur Hauptsensation des heutigen Tages, den Externsteinen

... Waldstück muss ich noch gehen, teilweise schön bergab, dann bin ich bei den ...
... Externsteinen (der Link führt zu Wikipedia). Eine bizarre Gesteinsformation mit teilweise rätselhaften Anlagen und mittelalterlichen sakralen Stätten. Die Besichtigung des Kreuzabnahmereliefs, das dort zu bewundern ist, wäre ebenso spannend gewesen wie die der künstlich angelegten Grotten, die darauf hindeuten, dass dies ein germanisches Heiligtum war. Es gibt ein Infozentrum, und die Felsen können über eine Treppenanlage aus dem 19. Jahrhundert bis zu einer Aussichtsplattform bestiegen werden. Wegen meines Gepäcks belasse ich es bei der Besichtigung von außen und einer kleinen Rast auf einer der zahlreichen Sitzbänke mit Blick auf das spektakuläre Naturwunder.

Die Externsteine, in einer touristenfreien Sekunde von der Rückseite fotografiert, denn gegen die vielen Profifotos kann unsereins nicht anstinken
Der Touristenmagnet ist gut besucht, heute vor allem von weniger mobilen Menschen mit Gehhilfen, und man fragt sich, wie es möglich ist, dass sie in und auf den Felsen herumklettern. Ein Prospekt weist jede Menge Führungen (inklusive "Gesundheitswandern") und Veranstaltungen (z.B. Krimilesungen) auf. Natürlich ist dieser Ort mit den unterschiedlichsten Verkehrsmitteln (Bus usw.) erreichbar und vor allem vielfotografiert. Eine große Auswahl von Abbildungen und Informationen findet man im Internet.
An dieser Stelle ist übrigens der Übergang zwischen dem Teutoburger Wald und dem Eggegebirge zu verorten, und dementsprechend verläuft von hier aus der E1 die nächsten 70 Kilometer parallel mit dem Eggeweg (der Link führt auf die offizielle Webseite). Man sieht den Einstieg, der stramm bergauf führt. Genauer: bergauf führen soll, denn die Wandersfrau wird vor ein großes, unerwartetes Problem gestellt. Der E1 ist wegen Baumfällarbeiten gesperrt! Borkenkäferbefall. Wie gut, mit GPS zu laufen, denn auf diese Weise kann eine nicht allzu weitschweifige Umgehung identifiziert werden, die über eine Hochheide geht und schließlich bei Horn herauskommt..

Eine Absperrung wie diese verhindert das Weitergehen auf dem E1 (dieses Bild wurde nicht an der beschriebenen Stelle aufgenommen, aber so sehen die Warnhinweise der Baumfäller aus)
Bevor man zur Silbermühle gelangt, wo der nächste (und letzte) knackige Anstieg beginnt, muss man gemeinerweise eine weitere Erhebung überwinden. Von nun an erklimmt man den Kamm des Eggegebirges, und zwar durch das romantische Silberbachtal, das bei Wanderern - vor allem solchen mit nicht angeleinten Hunden - sehr beliebt ist, wie ich feststelle.

Der Weg durch das Silberbachtal hinauf auf den Kamm des Eggegebirges gefällt nicht nur optisch, sondern auch akustisch, denn der Bach gluckert lustig und munter vor sich hin
Die letzten Meter verlangen von der Wanderfrau noch einmal alles ab. Oben angekommen, gleich die Belohnung: Während das Heidegebiet in Niedersachsen im Mai ja noch etwas farblos war, treffe ich hier oben auf eine Hochheide, die jahreszeitlich bedingt blüht!

Weg durch die Heide auf dem Eggegebirge

Panorama in der Nähe des ersten Gipfels meiner heutigen Tour. Man sieht Detmold und das Hermannsdenkmal
Im nördlichen Teil des Eggegebirges gibt es zwei Gipfel, die beide Velmerstot heißen. Merkwürdige Namensgebung - unsereins kennt Bezeichnungen wie "Feldberg" oder "Watzmann". Also Namen, mit denen man was anfangen kann.

Dies hier ist die Lippische Velmerstot - die nördliche, dem Lippischen zugewandte Erhebung

Die Preußische Velmerstot liegt südlich der Lippischen und trumpft mit einem Turm auf, von dem aus man einen großartigen Rundumblick hat

Höhenweg, der über die gesamte Länge des Eggegebirges führt - allerdings nur hier landschaftlich so weit


Flowers allover - Herbstblumen auf dem Eggegebirge

So geht es nach den Velmerstoten über mehrere Kilometer. Bequem, malerisch, aber letztlich doch ermüdend
Die "eigentliche" Tagesetappe endet oberhalb von Altenbeken. Es wäre logisch, statt dorthin abzusteigen, auf dem Weg noch ca. 6 Kilometer bis nach Bad Driburg zu gehen. Ich hingegen habe beschlossen, den morgigen Vormittag in der Stadt zu verbringen. Also nehme ich einen vorher auf GPS angelegten Verbindungsweg hinab nach Altenbeken Dorf und nehme den Zug nach Paderborn. Freudige Überraschung, dass es am Bahnhof Altenbeken noch die Möglichkeit gibt, das Ticket bei einem Lebewesen der Gattung Homo sapiens (Mensch) zu erwerben, weshalb die Aktion nur wenige Sekunden dauert und der bereitstehende Zug noch erreicht werden kann. Die Fahrt selbst dauert übrigens kaum mehr als 10 Minuten.

Eine erste Anmutung: Paderborn nach der Ankunft - verheißungsvoll, der Regenbogen
Raststationen

Beispiel für einen herrlichen Rastplatz schon kurz nach Beginn der heutigen Tour - mit Panorama nach Südwesten

Liege mit Panoramablick und Sonnenschein - die geplagten Füße mögen es, hochgelegt zu werden

Hochstehende Nägel - Sitzbank für Fakire, zu denen ich nicht gehöre
Abendessen in Paderborn. SMS-SOS-Anfrage in die Heimat. Die Antwort kommt prompt: Die besten Restaurants in Paderborn sind das "Steakhaus Gaucho", das "Steakhaus La Pampa" (!) und das "Steakhaus El Rancho". Ja danke, verschaukeln kann ich mich selbst! Also selbst in die Recherche gehen. Mit gleichem Ergebnis. Na gut, nach so einem Tag tut ein Fetzen Fleisch zwischen den Zähnen sicherlich gut. Ich ziehe los - und entdecke ein Gasthaus mit dem Allerweltsnamen "Deutsches Haus", das insgesamt einen vernünftigen Eindruck macht. Und bestelle mir - ein Rumpsteak. Sehr gelungen, im übrigen, denn ein Medium rare kriegt nicht jeder hin! Höhere Anforderungen stellen allerdings die Optionen für passionierte Biertrinker: Warsteiner (geht gar nicht), Alt (nicht mein Ding), Detmolder Landbier (sicherlich hervorragend, mir jedoch zu süß) und Augustiner (immer eine gute Wahl - wenn, ja wenn es einen guten Durchfluss hat und nicht stundenlang im Fass steht, eisgekühlt ist und wenn es in München getrunken werden kann). Also zähneknirschend die erstgenannte Option. Nur um wieder festzustellen, dass es untrinkbar ist.
Fauna

Ist das eine Brieftaube? Was macht sie hier oben? Sie hat noch weniger Scheu vor Menschen als ihre Artgenossen in der Stadt. Beide Füße sind banderoliert

Ziegen auf der Alm, die sich langweilen, freuen sich über menschlichen Zuspruch
Weil's grad so schön ist, noch zwei Begebenheiten mit dem "besten Freund des Menschen". 1) Ein Paar mit freilaufendem Hund. Ich rufe aus einiger Entfernung, ob denn der Liebling unter Kontrolle ist. Keine Antwort, also vorsichtiges Weiterlaufen. Klar: Der Hund verteidigt seine Menschen. Ich und der Hund werden ausgeschimpft. 2) Zwei Frauen mit großem freilaufendem Hund. Selbe Situation: Ich frage, ob der Hund unter Kontrolle ist. Schon rennt er mit Geknurr auf mich zu. Er will NICHT spielen, soviel ist klar. Als ich mich beschwere, bellt die Hundehalterin mir entgegen, der Hund werde schon einen Grund für sein Verhalten haben. Er (mit Betonung auf "er") sei nämlich "ganz lieb". Im Umkehrschluss: und ich ganz böse. Unerfreulicher Wortwechsel, in dem zu meinem Erstaunen tatsächlich alle gängigen Klischees bedient werden. Was soll's ...
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