Abwechslungsreiche Wandertour auf dem E1 Richtung Süden von etwa 23 Kilometern Länge, über Raumland, Stünzel und Schloss Wittgenstein. Sowie über Wegkreuzungen mit so schönen Namen wie "Beerenwange" und "Saustall". Im Anstieg ca. 350 Meter, im Abstieg ca. 430 Meter
Zur Veranschulichung habe ich den Haken, den ich zwischen Raumland und Eisenstein geschlagen habe, in der Karte belassen. Man kann sich den super steilen Anstieg auf den namenlosen Hügel getrost sparen und die auf der Karte deutlich sichtbare Abkürzung linker Hand nehmen
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What A Wonderful Day!
An diesem letzten Tag meiner diesjährigen Tour wird alles geboten. Alles, bis auf schlechtes Wetter.
Da die Unterkunft quasi direkt auf dem E1 (und zwar am Ende der Stadt Bad Berleburg) liegt, ist man schnell draußen auf dem Land. Es folgt ein von wenigen Hundespaziergängern genutzter Weg über weites Land.
Der E1 kurz hinter Bad Berleburg. Im Hintergrund die Erhebungen, die es heute zu überwinden gilt
Erster Meilenstein ist ein Ort mit dem an Möbelhäuser erinnernden Namen Raumland.
Erster Blick über Raumland. Aus den Tälern steigt noch der letzte Nebel hinauf
Linker Hand des Weges - also Richtung Nordosten - Felder, die kurioserweise noch nicht abgeerntet sind.
Auf der Höhe von Raumland ein Blick zurück Richtung gestrigem Wegverlauf
Das "Kirch- und Schieferdorf" (so die eigene Bezeichnung) Raumland blickt auf eine Geschichte bis ins 13. Jahrhundert zurück, einstmals hieß es Rumilingene, wie eine Tafel Vorbeigehende informiert. Die jahrhundertealte "Schiefertradition" wird mit einer kleinen Zusammenstellung für Touristen dokumentiert.
Dekorierter Förderwagen eines ehemaligen Schieferbergwerks mit Wegweisern zu den örtlichen Attraktionen in Raumland
Die Durchquerung des Ortes zieht sich in die Länge, denn er ist erstaunlich groß. Die Kirche, in den Beschreibungen erwähnt, liegt zwar direkt am E1, wird aber merkwürdigerweise weder gesichtet noch besichtigt. Wahrgenommen werden die vielen Einfamilienhäuser in unterschiedlichen Stilrichtungen.
Fachwerkhaus am E1 in Raumland
Direkt nach dem Ort geht es in die Natur, und es gelingen ein paar ganz nette Fotos:
Taubenetztes Spinnennetz (hmmm - Pleonasmus oder einfach nur stilistisch mangelhafte Wiederholung?) an einem Septembervormittag
"Giftpflanze roter Fingerhut" lese ich in der Suchmaschine. So wird es wohl sein. Trotzdem endlich mal ein gelungener Versuch, diese Blüten, die man unterwegs häufig gesehen hat, abzulichten
Es folgt ein zunächst gemächlicher Anstieg, der auf der Rückseite des Schieferbergwerks Raumland herauskommt. Wer meint, er sei hier schon auf dem Gipfel, täuscht sich. Es folgt ein extrem steiler, vollkommen gerader, mit Gräsern zugewachsener Hang, auf dem so etwas wie eine Wegtrasse erkennbar ist. Hier hat man Mühe, nicht vom Rucksack nach hinten runtergezogen zu werden. Oben wartet allerdings nicht, wie erhofft, etwa eine Sitzbank oder ein Ausblick. Nein, ...
... der Gipfel des namenlosen Hügels, den ich soeben hinaufgekrochen bin, sieht exakt so aus
Hier oben gelingt es nicht, eine Wegauszeichnung zu finden, weswegen ich strikt nach Navi / GPS laufe. Ein Fehler vielleicht, denn es gibt da bekanntermaßen Ungenauigkeiten. Jedenfalls geht der Weg in derselben Weise weiter, wie auf dem obigen Bild dargestellt - kein Weg erkennbar.
Irgendwann mündet die Expedition in einen breiten, mit weichem und feuchtem Moos bewachsenen Waldweg, der erkennbar ins Licht führt
Juni 2020
An dieser Stelle muss ein wichtiger Nachtrag für Nachwanderer eingefügt werden: Den Planern der Wegführung des E1 (Markierung und GPS-Daten) gefällt es offenbar, die wackeren Wandersleute zu foppen, indem sie sie über diesen mühselig zu erklimmenden namen- und weglosen Hügel hetzen. Dabei gibt es eine Alternative: Follower S. & G.P. aus F. berichten, dass ein ganz bequemer und auch kürzerer Weg kurz vor dem Anstieg links abgeht. Meine Kontrolle hat ergeben: Er ist sogar auf allen gängigen Karten verzeichnet.
Kaum tritt man heraus, hat man wieder einen ansprechenden Ausblick und den herrlichsten Sonnenschein, ...
... in dem sich zwei E-Radler von den Anstrengungen ihrer E-Radl-Tour erholen. Dieser Ort nennt sich "Am Eisenstein"
Je weiter man sich auf den höchsten Punkt des heutigen Tages zubewegt, um so schöner wird das Panorama.
Blick gen Osten von einem Sträßchen namens "Eisenstein" aus
Hübsche Blumenwiesen und Randbewuchs runden das Erlebnis ab
Detailbild von der Wiese und ...
... scheuer Glockenblume im Gras
Weil's grad so schön ist, hier ein Bild des E1 auf diesem Hochplateau:
Am Eisenstein kurz vor Stünzel
Direkt vor Erreichen von Stünzel gibt es die Möglichkeit, den Weg um ein paar Meter abzukürzen, indem man ein Stück auf der wenig befahrenen Straße läuft (so wie ich es gemacht habe), statt über das Feld.
Der Weiler Stünzel liegt etwa auf der Mitte der heutigen Tagesetappe und gibt ein geradezu malerisches Ortsbild ab.
Am Ortseingang von Stünzel
"Wiesers Haus" - entsprechend Infoschild im Jahr 1711 erbaut (und wahrscheinlich in den Achtzigern modernisiert - siehe Fenster ...)
Bei meiner Mittagspause an der überdachten Picknickstelle in der Ortsmitte komme ich mit einer Bewohnerin ins Gespräch. In ihrem Garten hat sie alte Landwirtschaftsgeräte ausgestellt - ein Überbleibsel einer Jubiläumsfeier im Dorf.
Sammlung alter Landwirtschaftsgeräte in einem Privatgarten in Stünzel, im Hintergrund die Picknickanlage, die von Dorfbewohnern auch für kleine Treffen genutzt wird
Am Ortsende gibt es einen wie auch immer gearteten "Festplatz", was darauf schließen lässt, dass man hier gerne feiert.
Der Ortsausgang von Stünzel Richtung Bad Laasphe
Im Anschluss bleibt man noch eine ganze Weile auf gleichem Niveau, passiert Wegkreuzungen mit so originellen Namen wie Beerenwange und Saustall, bevor es ein letztes Mal bergab geht.
Waldweg nach Bad Laasphe - durch den Sonnenschein entstehen mal wieder schöne Licht- und Schattenspiele
Hier weicht übrigens der E1 ein weiteres Mal von den von mir geladenen GPS-Daten ab. Ich wähle die "offizielle" Variante westlich einer mal wieder namenlosen Erhebung und denke, ein paar wenige Höhenmeter gespart zu haben.
Bad Laasphe kündigt sich mit der weitläufigen Schlossanlage Wittgenstein an. Hier oben gibt es zwei Schulen.
An das Schulgelände von Schloss Wittgenstein angegliedertes Gebäude
Wie so häufig, lässt sich das Schloss - das im übrigen sowohl ein Schlosscafé als auch einen Hotel- oder Pensionsbetrieb beherbergt, schlecht ablichten. Es gibt sicherlich bessere Bilder im Netz.
Schloss Wittgenstein am Ende der Straße
Wer noch Energie und Interesse an historischen Stätten hat, kann hier oben den Burgberg sowie die Relikte der "Alten Burg Bad Laasphe" besichtigen.
Von Schloss Wittgenstein aus führt ein in Teilen extrem steiler Pfad hinunter nach Bad Laasphe. Wer sich dazu entschließt, im Schloss zu übernachten (dem Eindruck nach recht einfacher Standard), sollte im Fall eines Ausflugs in die "Stadt" vor Einbruch der Dunkelheit wieder hier oben sein.
Schöner Weg zwischen Schloss Wittgenstein und Bad Laasphe, der in Teilen extrem steil bergab geht - Rutschgefahr!
Bad Laasphe hat eine gut erhaltene Altstadt und eine Brauerei, die sehr ordentliches Bier produziert - die Brauerei Bosch.
Häuserensemble in Bad Laasphe. Man bemerke die gelbe Tonne, die hier statt des unsäglichen "Gelben Sacks" im Einsatz ist
Allerdings konnten auch hier Betreiber von Ladengeschäften nicht dem Lauf der Zeit folgen:
Eines von mehreren Geschäften, die leerstehen in Bad Laasphe
In der Altstadt von Bad Laasphe gibt es das, wonach ich in Bad Berleburg gesucht hatte: Gasthäuser mit Außenbereich - und sehr vernünftigem Getränk. Denn eine eisgekühlte schaumgekrönte goldgelbe Belohnung darf es am Ende meiner diesjährigen Wanderung durch Deutschland schon sein! Ergebnis: siehe "Raststationen".
Raststationen
Wirklich reich gesät mit Rastmöglichkeiten ist dieser Weg nicht - besonders nicht dort, wo man es sich wünschen würde. Dennoch hier eine kleine Ausbeute:
Diese Sitzbank (mit Panoramablick) auf der Anhöhe kurz hinter Bad Berleburg ist mit einem Lappen zum Trockenwischen der Sitzfläche ausgerüstet. Sowie mit einem sehr schönen Sinnspruch. Probesitzen tu ich trotzdem nicht - zu früh am Tag ...
Wohingegen diese hier (am Eisenstein) "besessen" wird. Nach einer anstrengenden Bergbesteigung mit anschließendem "Pfadfinden" die richtige Maßnahme. Wer lieber sonnig sitzt, kann eine entsprechende Bank ein paar hundert Meter weiter finden
Dies ist die einzige Sitzbank, die meine App ausweist (dabei gibt es mehrere). Die Lage gefällt mir allerdings nicht, so dass ich weiterziehe bis in die ...
... Ortsmitte von Stünzel. Hier steht eine sehr brauchbare und für die Mittagspause getestete Picknickanlage. Am Ortsausgang von Stünzel gibt es übrigens noch eine sehr schöne sonnige Sitzbank
Die nächsten fünf bis sechs Kilometer muss man "ohne" auskommen.
Ich selbst diszipliniere mich eisern. Echte Belohnung erst nach Erreichen des Ziels der heutigen Tagesetappe und der diesjährigen Wanderung von Norddeutschland nach Süddeutschland in Bad Laasphe:
Eisgekühlte schaumgekrönte goldgelbe Belohnung in der "Stadtschänke" von Bad Laasphe: das sehr trinkbare Bier von Bosch
Gewohnt habe ich in ... Tja. Ursprünglich hatte ich in Erwägung gezogen, in Bad Laasphe zu übernachten und am nächsten Tag über Marburg (direkte Bahnverbindung von Bad Laasphe) nach Hause zu fahren. Ich habe mich im Sinne einer abendlichen und vormittäglichen Erkundung von Marbug (und einem Treffen zu Speis und Trank mit einem langjährigen Wegbegleiter) dazu entschieden, mich dort einzuquartieren. Wegen eines Mittelalterfestivals sowie eines Weinfestes war die Auswahl sehr begrenzt. Ich bin in einem Apartment von "Marburg Living" untergekommen. Und war sehr zufrieden.
Fauna
Wirklich originelle Beobachtungen sind heute nicht zu vermelden.
Kuhherde kurz hinter Bad Berleburg
Gern lässt sie sich nicht fotografieren - die Katze von Raumland. Man sieht es ihrem ungehaltenen Blick an. Kurz drauf ist sie schon weg
Immer nett: Wenn Kühe neugierig sind und in die Kamera schauen. Hier auf einem echten Deutschlandbild (für Kritiker: Das Windrad ist absolut unhörbar) die "Weißen Kühe vom Eisenstein". Das klingt doch schön hochtrabend, nicht wahr?
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