Diese Tour gehört nicht zu meinen Lieblingen. Nicht etwa, weil es regnet, was natürlich ein Problem sein kann - aber nicht muss. Ein großer Teil verläuft auf der Fahrstraße, was gefährlich ist. Und die Ortschaften, die passiert werden, sind beliebig und austauschbar.
Etwa 15 Kilometer lang ist dieser Walk, weil ab Erbach ein Bus nach Rheinböllen genommen wurde. Reine Gehzeit 3,5 Stunden - dazu kommen Stehzeit (fotografieren, gucken) und Pausen
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Von Regen, Schlamm und anderen Widrigkeiten
Schon am Vorabend hatte ich gesehen: Der Weg hinauf zur Schönburg über die (?den?)* Elfenley ist wegen eines "Felsrutschs" gesperrt. Zu dem Zeitpunkt war mir noch nicht klar, dass der E8 gar nicht über diesen Pfad verläuft.** Ich triumphierte schon und sah mich im Bus gemütlich nach oben schaukeln, als der Wirt meine Pläne zunichte machte: Es gebe da noch einen anderen Weg, den er mir erklären könne. Kurz drauf die noch schlechtere Nachricht: Er hat beim Fremdenverkehrsamt angerufen und die Auskunft erhalten, dass der Weg wieder frei ist.
**Nachtrag: Der E8 verläuft *doch* über die Elfenley - alles richtig gemacht. Ich hatte offenbar eine abweichende Wegführung, die Wandersleute über den gefälligeren Rhinelanderweg führt 😊, und alle, die nachwandern wollen, können zwischen den beiden Varianten wählen.
Einstieg in den Weg hinauf zur den Ort dominierenden Schönburg - das Hinweisschild zur Sperrung ist zum Zeitpunkt der Aufnahme immer noch dort
Es ist ein Drama - am Anfang gehe ich - aus der anderen Richtung kommend - den steinigen Bergweg (die Elfenley). Bis meine App meldet, dass ich auf der falschen Fährte bin. Wie kann das sein? Nun: Der E8 (zumindest die Version, die ich eingespeichert hatte) führt über einen bequemeren Aufstieg zum Schloss, der kurioserweise Rhinelanderweg heißt. Ausgeschildert "zur Jugendherberge".
Goldregen auf dem Weg hinauf zur Schönburg - wenn das nur der einzige Regen wäre ...
Das Navi bzw. die GPS-Daten darauf bilden den Wegverlauf nicht sonderlich präzise nach. Bei solchen Wegen, die in Schlangenlinien steil nach oben verlaufen, kann man meistens nicht nachvollziehen, an welcher Stelle man sich gerade befindet. Es kommt ein Schild, nochmals "zur Jugendherberge", das nach rechts in einen Abzweig zeigt. Dieser ist dadurch charakterisiert, dass er sehr felsig ist und praktisch senkrecht nach oben führt. Der Rucksack drückt seine Trägerin nach unten, diese wiederum hält in der einen Hand einen Wanderstock (schwierige Wegverhältnisse), in der anderen den Schirm, mit der dritten und vierten Hand wird dem Druck des Rucksacks entgegengewirkt und das Paket "Mensch und Rucksack" nach oben gehievt. Die Aktion verläuft unfallfrei, lediglich dreckige Hände und Hose sind zu beklagen. Nur um 30 Meter weiter festzustellen, dass man sich die Mühen hätte sparen und einfach den Weg regulär um die Kurve hätte auslaufen können. Künstlerpech.
Die Burganlage beherbergt ein Nobelhotel, elektrisch betriebene Caddy-Wägelchen sausen hin und her. Ziemlich gut sieht sie auch noch aus, die Burg
Es folgen ein Bilder, zum Beweis, dass ich wirklich dort war.
Eine Fotoorgie gibt es nicht, die Kamera ist wasserscheu und die Beleuchtung nicht optimal
Hier geht aus der Burganlage wieder hinaus
Natürlich hat man von oben einen phantastischen Blick in alle möglichen Richtungen, der aber heute ziemlich getrübt ist. Von einer Stelle aus blickt man hinab in das Tal, in der meine Unterkunft war.
Blick in den Taleinschnitt in Richtung Engehöll, im Dunst ist das Weingut Persch ("Sennerhof") zu erkennen
Die Uhrzeit, zu der angeblich der Regen aufhören soll, verstreicht, ohne dass das Prognostizierte eintritt, was eigentlich auch schon Wurscht ist, denn es geht nun die Straße entlang.
Auf dem Weg ins nächste Dorf, Dellhofen
Immer schön die Straße weiter - es werden ein paar Eindrücke festgehalten.
Das allseits bekannte Fensterbild darf nicht fehlen - auch in dieser Region beliebt: die Orchidee
Immer wieder interessant, was die Leute aus ihren historischen Fachwerkhäusern so machen. Sieht aber trotzdem ganz nett aus
Im Ort selbst werden mehrere Gasthöfe und Weingüter beworben ...
... was aber nicht heißt, dass sie noch existieren. Das Wetter lädt nicht ein zu einer Erkundungstour
Wanderer, die Richtung Perscheid unterwegs sind, werden von der Straße weg über Seiten- und Feldwege geführt.
Der Weg nach Perscheid ist genaugenommen ein Umweg, der aber ganz angenehm zu laufen ist
Von hier aus hat man einen weiten Blick.
Blick in die eine Richtung ...
... und in die andere Richtung
Wenn das Wetter besser wäre, dann könnte dieser Weg auch Spaß machen.
Schöner Weg, matschiger Untergrund, getrübte Sicht - auf dem Weg nach Perscheid
Hier muss ein Einschub erfolgen zum Thema "Perscheid". Der Ort mit diesem Namen ist nicht zu verwechseln mit dem leider bereits verstorbenen Karikaturisten Martin Perscheid, der auch die Zeichnung für dieses Warnschild anfertigte:
"Fahren mit Hirn" - Aufgenommen auf meiner Wanderung auf dem Münchner Jakobsweg im März 2022
Wegen der Witterung wird ein Zahn zugelegt und Perscheid ist schnell erreicht.
Im Ortszentrum von Perscheid
Am Ortsausgang eine überraschende rote Begegnung:
Sieht schön aus, macht Krach, wenn es in Bewegung ist: knallrotes Nostalgiemobil in einer Ausfahrt in Perscheid
Hinter Perscheid beginnt ein elend langes Stück auf einer Fahrstraße. Da hilft es auch nicht, dass der Regen mittlerweile aufgehört hat und der Schirm zugeklappt werden kann.
Nicht im Bild zu sehen: Hier sind ganz schön viele ganz schön schnelle Autos zugange
Wenn mal kein Verkehr ist, hat man eine tolle Aussicht:
Auch bei diesen beiden Bildern (oben und unten) gilt: Blickrichtung kann nicht mehr nachvollzogen werden, was nichts daran ändert, dass man hier eine gute Fernsicht hat
Irgendwann identifiziert "Schweinchen Schlau" Cool Walking eine Möglichkeit, den Gefahren der Straße zu entkommen.
Zurück geht gar nicht - wenngleich es hier durchaus Vorteile hätte. Der Untergrund ist matschig (auch in den nicht matschig aussehen Fahrrillen). Binnen kürzester Zeit haftet der Schlamm an den Sohlen an, der Mensch wird immer größer und läuft wie in Plateauschuhen, wobei besagter Schlamm ja auch irgendwohin muss, in dem Fall nach oben, vorne über die Kappe schiebt sich wurstartig der braune Matsch auf die schönen Schuhe. Grrr ...
Die Laufgeschwindigkeit verringert sich erheblich.
Auch dieser Untergrund bietet nicht wirklich eine Besserung, denn unter dem Gras ruhen Seen. Langsam tastet man sich voran
Das als Endspurt gedachte Wegstück erfordert ebenfalls Konzentration.
Sieht gut aus, ist aber matschig
Es ist nicht mehr weit, aber links des Wegs lauert eine Picknickbank, die kurz zur Begutachtung des Schuhwerks genutzt wird.
Diagnose: dreckig. Und das nach einer ersten Reinigungsaktion
Auf dem Weg nach Erbach, dessen Bushaltestelle etwa zwei Kilometer vom E8 entfernt ist (was immer noch besser ist als die 4,5 Kilometer zwischen dem E8 und Rheinböllen)
Der Bus kommt pünktlich - es steht "Rheinböllen" drauf. Der Busfahrer fragt, wo ich hin will. Nach Rheinböllen ZOB (ja, Rheinböllen hat einen Zentralen Omnibus-Bahnhof! Und: Es gibt noch eine Haltestelle im Zentrum der Stadt, wo man auch hätte aussteigen können). Er mag's nicht glauben. In einem Affenzahn braust er durch die Lande und durch den Ort. Selbst im Sitzen muss man sich festklammern, dass man nicht vom Sitz geschleudert wird. Man wähnt sich im Orient. Hier gilt mal wieder der Spruch: Besser schlecht gefahren als gut gelaufen.
Rheinböllen ist ein merkwürdiger Ort - mehr dazu im nächsten Beitrag
Raststationen
Wetterbedingt heute nicht das ganz große Thema.
Sitzbank am Rhinelanderweg nach Schönburg
Das filigrane Gestänge über der Bank in Dellenheim bietet keinen effektiven Schiutz vor Regen (gegenüber das Wartehäuschen der Bushaltestellen hingegen schon)
Wenn schönes Wetter ist, dass ist das hier bestimmt ein schöner Ort, um zu rasten und zu blicken - auf dem Weg nach Perscheid
In Perscheid Ortsmitte lockt dieser geräumige Unterstand die durchnässte Wanderin an
Auch in dieser Region bedauernswertes Gaststättensterben - das Winzerhaus "Zum Singenden Wirt" musste ebenfalls dran glauben (Perscheid)
Picknicktisch im Wald oberhalb von Erbach - das Gras eignet sich hervorragend zur Reinigung total verdreckter Schuhe
Auf dieser spartanischen Bank kann man Erbach betrachten
Gewohnt und gespeist habe ich im Hotel "Colosseum" in Rheinböllen - die positive Überraschung des Tages. Das Hotel liegt in der Ortsmitte und ist hervorragend organisiert (Ein-Mann-Betrieb - keine Rezeption, aber Kommunikation und Zugang klappen bestens). Das Zimmer ist Eins A - und das Restaurant, die "Antipasteria" ebenfalls.
Info: Im am E8 näher gelegenen Dichtelbach könnte man in einer Pension übernachten. Der Nachteil: In Dichtelbach bekommt man keinerlei Verpflegung - der in der Karte verzeichnete "Paul's Fischkeller" ist kein Restaurant, sondern ein Aquariumgeschäft.
Flora und Fauna
Heute ist Wetter zum Verstecken. Da macht dieses Objekt auch nicht gerade bessere Laune.
An dieser Stellage hängen die Jäger das erlegte Wild auf
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