Bei den Schneeheiligen
März 2024
Wegen einer Wegsperrung musste ein anderer Weg gegangen werden - ein Umweg, um genauer zu sein. Es ging also nur ein kleines Stück die Ammer entlang. Normalerweise führt der Weg durch die Ammerschlucht, die gehtechnisch anspruchsvoll ist und insbesondere bei schlechtem Wetter (Regen, Schnee) gemieden werden sollte.
Der Weg durch die Ammerschlucht, das Highlight dieser Tour, ist aufgrund von Unwetterschäden komplett gesperrt. Wegen des Umwegs beträgt die gelaufene Strecke ziemlich genau 20 Kilometer, die in 4 Stunden 37 Minuten reiner Gehzeit zurückgelegt wurden, bei 460 HM im Anstieg
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Um es sinngemäß mit Karl Valentin zu sagen: Erst hatte ich kein Glück (Strecke durch die Ammerschlucht gesperrt ), und dann kam auch noch Pech dazu (Regen - viel Regen). Wobei die dringende Empfehlung lautet, dass der Weg in der Ammerschlucht bei schlechtem Wetter zu meiden ist, weswegen es eine Alternativroute über Peiting gibt. Ich habe ein Zwischending gewählt: bis zum Kalkofensteg und von dort steil hinauf Richtung Bundesstraße und von dort geradewegs nach Rottenbuch.
An dieser Stelle stoße ich, vom Bahnhof Hohenpeißenberg kommend, wieder auf den Münchner Jakosweg. Es regnet ...
Ein schöner Weg über Wiesen und Auen, wobei das Gehvergnügen duch die Witterung doch eingeschränkt ist.
Auf dem Weg nach Schnalz an der Ammer
So richtig flott geht das mit dem Fotografieren nicht, denn das Handy ist sehr wasserscheu.
Schöne Szenerie am Weg
Irgendwann kommt halt wieder der Poncho zum Einsatz. Bei all dem Hantieren mit Handy, Regenschutz usw. wird ein Abzweig verpasst und es folgt die (unbedingt *nicht* nachzuahmende) Showeinlage von Cool Walking durch unwegsames Gelände, um wieder in die richtige Spur zu kommen. Es geht einen schmalen Pfad bergab Richtung Ammer, heute kommt der Stock zum Einsatz (glatte Wurzeln und Steine in steilem Gelände). Zur Freude der Autorin wird, unten angekommen, eine Hütte erspäht.
Die Hütte links ist mein, wobei sie bei meiner Ankunft rechter Hand liegt :-). In Schnalz, welches aus drei Hütten besteht
Es geht weiter an der Ammer entlang und normalerweise wäre hier die Handykamera im Dauerbetrieb. Das Wasser ist blaugrün und gurgelt vor sich hin.
Beliebte Stelle an der Ammer
Bald schon ist eine Stelle erreicht, die sich Schnalzwehr nennt - hier gibt es ein kleine Aussichtsplattform und eine Fischaufstiegshilfe, also eine Ausweichstelle für flußaufwärts ziehendeFische.
Das Schnalzwehr mit Aussichtsplattform (rechts im Bild)
Das Vergnügen, an einem so schönen Wildfluss zu wandern, ist heute stark eingeschränkt (Windböen, starker Regen) und währt nur kurz. Der Kalkofensteg, eine der wenigen Brücken über die Ammer in diesem Gebiet, ist schnell erreicht.
Der Kalkofensteg markiert den Einstieg in einen der beliebtesten Wanderwege der Region, nämlich den durch die Ammerschlucht
Es geht nun rechts sehr steil den Berg hinauf, was wegen der zuvor beschriebenen Umstände noch mühsamer ist als sonst. Links zweigt nach kurzer Zeit der Weg ab in die Ammerschlucht, der ja gesperrt ist. Es geht also weiter geradeaus, über Treppen aus Holzbohlen und Stein. Direkt am Weg sind in der Karte auch Sinterterrassen verzeichnet, die heute nicht wahrgenommen werden (können).
Belustigung für geplagte Wanderer: eine kleine Klappermühle (ja, sie klappert - Sight & Sound)
Der Weg führt senkrecht auf die Bundestraße, die man quert, um links auf einem Fußgängerweg parallel zur Fahrbahn weiterzugehen. Nach wenigen Metern erreicht man "Olli's Schnaidbergstuben", einen Ausflugsgasthof, der wegen seiner guten Küche auch gern von Gruppen und für Feiern frequentiert wird. Cool Walking ist durchnässt und beschließt eine Rast in der warmen Stube. Drinnen verströmt ein großer Kachelofen wohlige Wärme und genau dort ist ein Logenplatz frei für die tapfere Wandersfrau (siehe bei Raststationen), die sich schon neun Kilometer durch die Nässe (von oben, unten, vorne, hinten usw.) gekämpft hat. Das Handy "erkennt Feuchtigkeit im Ladeanschluss" und kann entsprechend nicht nachgeladen werden.
Nach der Stärkung geht es Richtung Süden den Schnaidbergweg entlang, der kurioserweise nicht zu einem oder auf einen *Schnaid*berg führt, sondern an einem *Strauß*berg (820 m) vorbei.
Dieses Wegstück ist nur kurz, erst bergauf, dann wieder hinunter zur Bundesstraße.
Bild oben und unten: auf dem Schnaidbergweg nach den Schnaidbergstuben in Richtun Rottenbuch
Die nächsten 2,5 Kilometer folgen einem Geh- und Fahrradweg parallel zur Bundesstraße, von wo aus - bei guter Wetterlage - die Alpen zum Greifen nah sind.
Unten im Bild die Bundesstraße. Man sieht Rottenbuch und links darüber Schönberg sowie rechts die Hügel, über die der Weg nach Wildsteig führt
Das eine oder andere Idyll kann fotografisch festgehalten werden - "aus der Hüfte" geschossen, gewissermaßen. Man will sich ja keinen Ärger einhandeln.
Ein Deutschland- oder Bayernbild: allerlei Schmuck in Fenster und Garten, Wegkreuz inklusive. Sowie ein zerlegtes feuerrotes Rennmobil mit vielen Auspuffen (auf dem Bild nicht zu sehen)
Bei Talbach gibt es eine Unterführung zum Ortsteil Moos, die ich nehme, um die Bundesstraße zu vermeiden. Hier wird mit großen Schildern der Gasthof "Moosbeck-Alm" beworben, den es aber gar nicht mehr gibt ("großes Drama" stand vor Jahren in der Lokalpresse).
Kurz vor Rottenbuch sieht man die Pfarrkirche Mariä Geburt, die die Silhouette des Orts bestimmt
Bei einem "Fohlenhof" (siehe "Fauna") stößt man wieder auf den Jakobsweg. An dieser Stelle ein Pfad, der direkt zur Klosteranlage von Rottenbuch führt.
Fischteiche unterhalb der Klosteranlage von Rottenbuch
Rottenbuch betritt man durch einen Torbogen.
Mariä Geburt, durch den Torbogen gesehen
Die Klosteranlage von Rottenbuch ist ein ehemaliges Augustiner-Chorherrenstift. Mehr Infos über die wechselhafte Geschichte bei Wikipedia.
Die Pfarrkirche Mariä Geburt (Link führt zum Pfarramt, dort auch Fotos vom reich geschmückten Innenraum) war die einstige Klosterkirche der Augustiner-Chorherren
Man verlässt das Klostergelände durch ein Tor.
Durch dieses Tor (bei nachträglichem Blick aufs Foto sehe ich, dass eine kleine Renovierung nicht schaden könnte) geht es hinaus aus der Klosteranlage
Mittlerweile haben sich die Himmelsschleusen wieder weit geöffnet. Praktischerweise bietet sich als Unterstand gleich der überdachte Eingang zu einem großen auffälligen historischen Gebäude, das mit keinem Schild und auch nicht auf der Kartenfunktion der Suchmaschine näher bezeichnet wird. Es handelt sich um den zur Klosteranlage gehörenden Meierhof, über den es nur einen mehr als knappen Eintrag bei Wikipedia gibt (regenhalber kein Foto). Dort jedenfalls kann sich die Wandersfrau für die restlichen vier Kilometer bis nach Wildsteig rüsten - großes Besteck, denn es hat mittlerweile stark abgekühlt: Untershirt, Shirt, Obershirt, Jacke, Regenmantel UND Poncho. UND Schirm.
Das türkisfarbene Gespenst (Person unter Ganzkörperponcho) bewegt sich nun weiter durch den Weihanger (Straßenname) den Hügel hinan an den letzten Gebäuden von Rottenbuch vorbei.
Schön mittig positioniert, der Schriftzug, und farblich stimmig - gesehen am Ortsrand von Rottenbuch
Alles sehr aufgeräumt, jedoch auch hier "kein* Steingarten, eine alte Hütte darf auch noch stehenbleiben.
Widerstand bislang der Abrissbirne - altes Gemäuer, man muss eher sagen: Gemäuerchen am Ortsausgang von Rottenbuch
Draußen auf dem Feld zeigt ein Wegweiser die Richtung an.
Unverwechselbar: Der Weg heißt Wildsteiger Weg. Er läuft parallel zum Pfaffenwinkler Milchbauernweg, der in regelmäßigen Abständen mit Infotafeln und Illustrationen aufwartet
Es sind nur zwei Kilometer bis zur Steingadener Straße, die direkt an Wildsteig vorbeiführt, mittlerweile wandert man auf 870 Meter ü.M. - der Regen geht über in Schnee. Die Fotolaune der Autorin ist auf dem Nullpunkt, ebenso wie das Thermometer.
Objekt im Wäldchen beim Latschgraben - dieses Blau macht sich einfach gut
An der Steingadener Straße angekommen sind es nur noch lächerliche 800 Meter bis zum Ortseingang von Wildsteig.
Dieser Weg endet erst mal hier. Eigentlich war geplant, am nächsten Tag an der Wieskirche vorbei nach Steingaden oder bis nach Lechbruck zu gehen. Der große Wetterregisseur indessen befiehlt:
Drinnen bleiben, warmen Tee oder Grog trinken! Blick aus dem Fenster der Unterkunft in Wildsteig am Morgen des nächsten Tages
Raststationen
Auf dieser Etappe ist an Sitzbänken und anderweitigen Rastmöglichkeiten kein Mangel (Beispiel oben im Beitrag Bild 2). Wegen des Wetters werden heute nur überdachte Plätze aufgesucht.
In Schnalz gibt es eine Hütte, die einen überdachten Außensitzplatz hat und der groß genug ist, die Siebensachen der Wandersfrau zum trocknen auszubreiten. Der Ausblick ist trotz des schlechten Wetters: herzig
Die Hütte ist verschlossen, man kann aber in den Innraum hineinblicken: Gemütlichkeit ist Trumpf
Nach reichlich 9 Kilometern lockt "Olli's Schnaidbergstube" mit einem wärmenden Kachelofen (im Rücken der fotografierenden Person) und einer guten Auswahl von Speisen und Getränken
Der Kachlofen wärmt den Rücken, das Bier kühlt die Kehle - in "Olli's Schnaidbergstuben" an der B23
Achtung Nachwander:innen: In Rottenbuch läuft man Gefahr, nicht verköstigt zu werden.
Die Osteria im Klosterhof von Rottenbuch verheißt zwar Neues Leben (Nuova Vita), man sollte aber im Vorfeld die Öffnungszeiten checken
Die Öffnungszeiten der "Bäckerei Sesar" im Klosterhof müssen bei Einkehrwunsch ebenfalls geprüft werden - andernfalls steht man vor verschlossenen Türen
Die Übernachtungsmöglichkeiten in und um Rottenbuch sind spärlich - auch die millimetergenaue Suche auf der Karte der Suchmaschine fördert nichts Nennenswertes zutage (hier ein Zimmer, dort ein Apartment).
Kurz vor Wildsteig sei noch diese Bank herausgegriffen:
Hier ist ein Abzweig zur Schönegger Käsealm - immer noch auf dem König Ludwig Weg. An schönen Tagen mit Alpensicht. Wegen leichten Schneefalls links stehengelassen
Gewohnt habe ich in Wildsteig im "Landhotel & Gasthof Kirchberger" - angenehmes Haus mit schöner Gaststube, nette Wirtsleute, vor Ende März allerdings geschlossen (Küche war leider auch noch zu, scheint aber ziemlich gut zu sein).
Zum Essen ausgewichen in den "Gasthof zum Strauß", bei dem man ab Ostern wohl auch Zimmer bekommt.
Flora und Fauna
Es ist noch Winter, zumindest zu kalt, daher keiner draußen. Außer diesen hier:
Große Aufregung bei der Hühnerschar: Es kommt jemand längs und redet mit ihnen!
Im "Fohlenhof" in Rottenbuch - aufgeregte Jungpferde, die zwar Interesse am rufenden Menschen haben, dann aber doch lieber im molligen Schlamm stehenbleiben
Nicht echt: dekoratives Arrangement in der Gaststube "Zum Strauß" in Wildsteig
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