Da infolge eines Planungsfehlers eine Etappe mit ca. 15 Kilometern entfiel, ist das Gesamtpensum, das abgelaufen wurde auf etwa 210 Kilometer geschrumpft. Geschrumpft sind auch die Berge, denn es kamen nur schätzungsweise 3.520 Höhenmetern im Anstieg zusammen. Bis auf ein paar wenige Ausnahmen war es auch angenehm von den Temperaturen her - ideale Wanderkonditionen also.
Der E8 folgt auf dieser Etappe wieder der Spur anderer Weitwanderwege - Jagststeig, Frankenweg, Altmühl-Panoramaweg, Main-Donau-Weg, ostbayerischer Jakobsweg und Limesweg. Entsprechend häufig wird man wegen Sehenswürdigkeiten aufgehalten im Lauf.
Für alle, die überlegen, diese Tour ebenfalls zu gehen, gibt es eine alternative (ökonomischere) Einteilung am Ende dieses Beitrags.
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Sportlichkeit ist Trumpf*
* speziell im Zusammenhang mit Unterkünften. So majestätisch wie auf dem Titelbild ging es da nicht zu, aber ansonsten war praktisch alles dabei. Fast.
Gleich zu Beginn der Tour begegnet man diesem Schild mit Seltenheitswert:

Wir wissen es, andere nicht: Der E8 erstreckt sich bis in die Karpaten
Regionen
Diese sehr abwechslungsreiche Strecke führt Wandersleute durch drei Regionen. Der Walk beginnt in Crailsheim, das noch grob der Region Hohenlohe-Tauber zugerechnet wird - bis an die Grenze von Bayern, die bei Buckenweiler kurz vor Eichstätt verläuft.

Beim Abmarsch in Crailsheim große Verwunderung: "Fränkisches Volksfest" im Schwäbischen?
Wobei: Franken ist wirklich nah - vielleicht 20 Kilometer von hier entfernt. Wäre man nicht - vom E8 abweichend - ein Stück auf der Straße gelaufen, man hätte es nicht bemerkt:

An dieser Stelle verlässt man den Kreis Schwäbisch-Hall und Baden-Württemberg und betritt den Landkreis Ansbach und somit Bayern, was die Franken - ganz hintersinnig - aber nicht extra dazuschreiben. Hinten rechts lugt der Hesselberg hervor, der morgen erklommen werden soll
Ansbach ist Mittelfranken, womit Dinkelsbühl ebenfalls dazugehört - auch wenn der Dialekt ein wenig an das bayerische Schwäbisch erinnert. (Was nicht sonderlich verwunderlich ist, denn der bayerisch-schwäbische Kreis Donauries ist nur etwa 15 Kilometer entfernt.)
Hier noch zwei schöne Motive zur Erinnerung an Dinkelsbühl:

Montagmorgen in Dinkelsbühl

Im Spitalhof von Dinkelsbühl
Vier weitere Tagesetappen lang geht es durch Mittelfranken, wobei schon bei Treuchtlingen das Altmühltal beginnt.

Die Altmühl bei Pappenheim - wenige Kilometer hinter Treuchtlingen
Die Altmühl begleitet E8-Gänger bis Kelheim, wo sie in die Donau mündet, wobei sie bereits bei Kipfenberg für das Landschaftsbild aud diesem Weg keine Rolle mehr spielt - dort nämlich windet sie sich Richtung Norden. Desgleichen der Altmühl-Panoramaweg, dem man ab Heidenheim folgt, was bedeutet, dass man sich häufig in den spektakulären Felsformationen oberhalb des Flusses bewegt.

Links oben der Weg, rechts unten der Fluss (nicht im Bild), dazwischen Felsen - auf dem Weg nach Dollnstein
An dieser Stelle ungefähr dürfte sich auch die Grenze zwischen Mittelfranken und Oberbayern befinden. Eichstätt, das als nächstes passiert wird, ist nämlich der nördlichste Landkreis Oberbayerns. Ab dort deckt sich der E8 bis nach weitgehend mit dem ostbayerischen Jakobsweg.

Marienbrunnen am Residenzplatz in Eichstätt
Ab Kipfenberg folgt man während reichlich 30 Kilometern dem Limesweg, im Übergang zur Donaulandschaft.

Nachbau eines römischen Wachturms mit Söldner auf dem Balkon - am Limesweg (schon fast an der Donau)
Dort, wo der Limesweg abzweigt, ist dann schon die Donau, die (zumindest in der Version von Cool Walking) die verbleibende Strecke bis nach Regensburg dominiert.

Die Donau, ganz in der Nähe des Durchbruchs - Touristen können sogenannte Zillen buchen (siehe Bild)
Für schlaue Füchse hier noch die Information, dass Eichstätt zwar Oberbayern ist, man bei Kelheim aber schon durch Niederbayern wandelt, wobei man sich mit Erreichen von Schneckenbach bereits in der Oberpfalz befindet.
Themen
Beim Start in Crailsheim waren es während zwei bis drei Etappen die Äpfel, die das Auge erfreuten.

Beispielbild: Äpfel in Mistlau
Während des gesamten Wegs warfen Eichen ihre Frucht, die Eicheln, ab - stellenweise musste man aufpassen, dass man nicht getroffen wird.

Besipielbild: schöne Eichenblätter auf dem Hesselberg
Und schließlich die Heidelandschaften, besonders die Wacholderheiden, die kurz hinter Pappenheim beginnen und Wanderer bis nach Kipfenberg begleiten.

Heidelandschaft kurz vor Solnhofen - rechts unten sieht man die Altmühl hervorblitzen
Alle durchwanderten Regionen sind traditionell stark von der Religion geprägt - in Mittelfranken hauptsächlich evangelisch. Spätestens, wenn man sich Eichstätt nähert, also mehr oder weniger mit Eintritt in oberbayerisches Gebiet, wird's sehr katholisch - Eichstätt ist ein Zentrum für die Ausbildung von katholischen Priestern.

Bildnis von D. (früher für Dr.) Martin Luther - gesehen in St. Vinzenz in Segringen

In der evangelischen Galluskirche in Pappenheim kann man alte Fresken bewundern

Die Mönche wussten schon, welches die schönsten Plätze sind: Höhepunkt einer Reise an der bayerischen Donau ist das Kloster Weltenburg, das am Donaudurchbruch (die hohe Felswand links im Bild) liegt
In Weltenburg kann man auch - wenn man dort wohnt - sehen, wie ein weiteres Thema auf dieser Reise finale Form annimmt. Die Gegend um Solnhofen ist weiträumig bestimmt von Steinbrüchen, wo die berühmten Solnhofer Platten herkommen.

Wo ein Steinbruch ist, darf auch das Zementwerk nicht fehlen - oberhalb von Solnhofen

Das bekannte Erzeugnis der Steinbrüche rund um Solnhofen sind die Solnhofer Platten, gefertigt aus dem angeblich härtesten Naturstein der Welt, die durch Fossilien-Einschlüsse ihr besonderes Aussehen erhalten. Im Bild sieht man sie verarbeitet im Kloster Weltenburg
Weiterhin und zunehmend beklagenswert ist die Situation der früher florierenden Innenstädte - einstmals Zentren der Kommunikation und des Handels, verschwinden die Geschäfte nach und nach und hinterlassen blinde Scheiben, durch die man verstaubte, mit toten Fliegen dekorierte Kuriositäten erkennen kann.

Palme an Gardine mit Marienbüste

Was mag wohl hier früher angeboten worden sein?

Schaufensterdeko: Gardinen mit unterschiedlichen Strukturen

Kreative Lösung in Eichstätt (ja, nicht Südeuropa): Eigenwerbung im Schaufenster eines geschlossenen Ladengeschäfts

Der Inhaber dieses Geschäfts in Regensburg macht das Beste draus: Er verkauft "Antiquitäten"
Raststationen
Nicht jede Pausenbank ist für eine Rast geeignet - wobei man mancherorts froh sein muss, wenn es überhaupt eine Sitzgelegenheit gibt. Hier noch ein paar originellere Varianten herausgegriffen.

Man sieht ihn kaum, aber er ist da: der Herr, der einem Beistand leistet während der Rast bei diesem Kruzifix kurz vor Großenhub

Offenbar von Einwohnern aufgestellt - sei es die Balkonbank aus dem Baumarkt oder zurechtgezimmert aus alten Türen: Sitzen kan man hier allemal

Dieses ebenfalls zurechtgezimmerte Arrangement ist eine eher wackelige Angelegenheit. Da lobe ich mir ...

... diesen Fauteuil, der dem wackeren Jäger mühsames Hinaufklettern erspart
Besser noch als sitzen ist sitzen und Bier trinken - was man freilich nur zur rechten Zeit tun sollte.

Die Werbung der Weltenburger Klosterbrauerei bringt es auf den Punkt: Zur rechten Zeit kann Bier flüssiges Gold sein
Hier muss ein Einschub erfolgen: Auf dieser gesamten Tour tut man gut daran, sich ans Bier zu halten, denn hier ist keine Weingegend. Über mehrere Etappen wurde ich gequält mit Bier dieser Brauerei:

Der Platzhirsch. Ich habe ihm jede Chance gegeben. Denn das Helle ist für meinen Geschmack zu süß, was in Fachkreisen bekannt zu sein scheint (eine Bedienung hat es mir bestätigt). Zweimal ausgewichen auf Pils (einmal Fass, einmal Flasche), dann noch mal Weißbier getestet. Fazit: nicht so meins - aber wenn's doch nix anderes gibt!

Diese Biere waren allesamt recht trinkbar, wobei auch sie eher weniger herb sind. Allesamt von kleineren Brauereien, was sie eben interessant macht

Dieses hier mochte ich ganz gerne, wobei ich mich während des Trinkens unentwegt gefragt habe, wo denn Spalt eigentlich liegen mag

Mein Favorit: das Helle von der Klosterbrauerei Weltenburg. Hier hat alles gestimmt: Geschmack, Speisekarte, Ambiance - im Weltenburger Klösterstüberl ...
Irgendwann einmal, wenn ich alle Etappen kreuz und quer durch Deutschland abgeschlossen habe, gibt es ein Bilderbuch zu Unterkünften. Die Preise haben seit Corona sehr stark angezogen, im Schnitt zahlt man etwa 65-90 Euro für eine Nacht mit Frühstück. Auf dieser Tour gibt es erfreulicherweise auch günstigere Alternativen (mein Rekord: 35 Euro), die man in der Kartenfunktion der Suchmaschine herausfiltern muss und die entsprechend einen niedrigeren Standard haben. Was ja kein Probkem sein muss, solange alles sauber ist.
Flora und Fauna
In dieser Rubrik muss ich mich diesmal auf Phantasiewesen beschränken.

Ist es schon mal jemandem aufgefallen? In Metzgereien sieht man häufig Comiczeichnungen von glücklichen Tieren (Schweine, Rinder), die sich einfach nur freuen, bald gefressen zu werden. Da weicht dieses Innungsschild doch ein wenig ab: zwei Henkersbeile unter einem separierten Rinderkopf. Das ist Realismus pur
An dieser Stelle sei eingeschoben, dass man sich auf einer Tour durch Mittelfranken bzw. Bayern in Fleisch-Country befindet. Was anderes zu finden (außer Kasspatzn mit Betonung auf ganz viel "Kas"), ist illusorisch. Salatgarnitur ist eben nur Garnitur, Gemüse Mangelware - in den Gaststätten. Söder zeigt Wirkung, möchte man fast sagen. Aber nur fast.

Damit es nicht in Vergessenheit gerät: Dieses Tier ist ausgestorben. Erstaunlich indessen, dass es von seiner Physiognomie gar nicht so viel anders war als die Fauna heute: Zähne, zwei Augen, Hals ...

Das Tier, das in diesem Aushang beschrieben wird, hingegen existiert noch. Es handelt sich um das "Sus grölus pöbelus" - deutsch: Dreckschwein -, das in unserer Landschaft sein Unwesen treibt und "auf den ersten Blick nicht von der Gattung Mensch zu unterscheiden" ist

Solche Tiernachbildungen findet man in unserem Land zuhauf - die Deutschen sind halt: tierlieb
Schlussbild
Es ist ja nicht so, dass Cool Walking nur den Schuhen mal eine Pause gönnt.

Schuhe beim Entspannen - mit Blick auf die Landschaft rund um die Altmühl und ein Zementwerk in den bewaldeten Hügeln
Nein, auch ...

... der Rucksack darf sich erholen von den elenden Strapazen des Herumgetragen- und Ein-und-Ausgeräumtwerdens. Nach der Reise freut er sich über ein kurzes Bad, weshalb er auch nie herummuffelt oder stinkig ist
Alternative Routeneinteilung für alle, die weniger trödeln und dabei weniger ausgeben wollen:
1. Crailsheim - Dinkelsbühl (ca. 32 km, 420 Höhenmeter) - mehrere Übernachtungsmöglichkeiten
(Wenn man von der letzten Tour kommt , wo man evtl. erst in Satteldorf losgegangen ist, könnte man bis Neuhaus (Bushaltestelle, Gasthof mit Übernachtungsmöglichkeit) gehen und von dort nach Dinkelsbühl. Dann hätte man zwei Etappen à ca. 20 Kilometer.)
2. Dinkelsbühl - Wassertrüdingen (ca. 27 km, 380 HM) - Übernachtung in Wassertrüdingen bzw. Bahn nach Öttingen oder Gunzenhausen
3. Wassertrüdingen - Heidenheim (ca. 17 km, 310 HM) - Übernachtung Heidenheim - keine Alternativen bekannt
4. Heidenheim - Treuchtlingen (ca. 18,5 km, 260 HM) - mehrere Übernachtungsmöglichkeiten
5. Treuchtlingen - Mörnsheim (ca. 21,5 km, 525 HM) - Übernachtungsmöglichkeiten in und bei Mörnsheim
6. Mörnsheim - Eichstätt (ca. 25 km, 790 HM) - Übernachtungsmöglichkeiten in Eichstätt
7. Eichstätt - Arnsberg (ca. 24 km, 600 HM) - Übernachtungsmöglichkeiten oder Bus (Denkendorf, Beilngries)
8. Arnsberg - Sandersdorf (ca. 27 km, 600 HM) - evtl. Übernachtungsmöglichkeit bzw. Bus nach Beilngries
9. Sandersdorf - Weltenburg (ca. 22 km, 3800 HM) - Übernachtungsmöglichkeiten
10. Weltenburg - Sinzing (ca. 25 km, 600 HM) - Übernachtungsmöglichkeiten (z.B. in Regensburg)
12. Sinzing - Regensburg (ca. 13 km, 80 HM) - Sightseeing und Übernachtung in Regensburg
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