In diesem Beitrag lest Ihr, wie ich meinen etwa 340 Kilometer langen Wanderweg auf dem E1 in Schleswig-Holstein erlebt habe
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Ein Sommer in Schleswig-Holstein
Es war eine herrliche Zeit. Morgens aufstehen und sich vorbereiten für einen Tag, von dem man nicht weiß, welch spannende Ereignisse er bringen wird. Richtig erkannt: Man weiß nie, was der Tag bringen wird. Aber eine gewisse alltägliche Routine nimmt dem "normalen" Morgen für gewöhnlich den stimulierenden Kick. Eben anders auf dieser Fernwanderung.
Am 26. Juni bin ich abends wieder zu Hause eingetroffen. Seitdem freue ich mich auf die nächste Etappe, die ich erst kommendes Jahr laufen kann. Beginnend dort, wo ich angesichts eines Geistes, der mir unverhofft begegnete (wir erinnern uns: der Grappa "aufs Haus"), die Tour vorzeitig abgebrochen habe. Also von Aumühle aus durch Hamburg hindurch, über (durch?) die Lüneburger Heide, Celle, Hannover hinunter nach Hameln (oder liegt Hameln "oben"? Ich werde das erwandern).
Was hat mir auf meiner Tour am besten gefallen? Interessanterweise die Tatsache, dass ich über weite Strecken allein auf weiter Flur war. Das macht Laune. Die Welt gehört einem selbst, man muss sie nicht mit anderen teilen. Zumindest für eine Weile dieses Gefühl auskosten.
Kaum zu erkennen - diesen Weg muss ich nur mit dem scheuen Gesellen im Hintergrund teilen
Dann die vielen mir bislang unbekannten Orte, von denen aus ich in die Szenerie und in das Leben eintauchen konnte – Welten, die mir nicht vertraut und die dennoch nicht fremdartig sind.
Gemütlicher Gastraum bei Heitmann in Wotersen - hier kommen auch die Nachbarn gerne her, um Neuigkeiten auszutauschen und um zu essen. Eine gute Idee!
Spaß machte auch, möglichst nah am Geschehen das Er"leb"te in Form meines Blogs festzuhalten, in Wort & Bild. Und der intensive Kontakt und Austausch mit Wegbegleitern, die aus der Ferne in jederlei Hinsicht mitgegangen sind.
Als nächstes erwartet meine Leserschaft etwas darüber, was mir am wenigsten gefallen hat. Da muss ich enttäuschen: Es gibt nichts. Es war einfach gut. Auch wenn die Unterkunft das eine oder andere Mal gewöhnungsbedürftig war – es hat alles seinen Reiz. Besonders in der Rückschau.
Geräumiges Hotelzimmer im Haus Waldesruh - mit Sollstolperstelle
Werde ich bei der nächsten Wanderung etwas anders machen? Ja klar. Man lernt dazu. Das betrifft aber im Wesentlichen die Ausrüstung. Ein kleinerer und leichterer Rucksack tut es vielleicht auch (wobei: Man hat dann keine Komfortreserve mehr); einige Utensilien können unterwegs bequem nachgekauft werden, weswegen man nicht den gesamten Vorrat mitnehmen muss; das digitale Kartenmaterial optimieren (sich zu verlaufen macht keinen Spaß, insbesondere, wenn man alleine in einem großen Wald herumstochert); die schönsten Eindrücke auf Instagram posten.
Ein hochwichtiger allgegenwärtiger Themenkomplex sind tatsächlich die Füße und Zehen sowie das diese umgebende Schuhwerk. Ich möchte meine nicht wanderbegeisterten Follower nicht damit langweilen, weswegen darüber an anderer Stelle zu lesen ist. Soviel sei verraten: Morgens verbringt man richtig viel Zeit damit, das Laufinstrumentarium für den bevorstehenden Marsch zu konditionieren.
Das Bild der getapeten Füße ist doch zu scheußlich. Dafür hier ein weiteres Mal die braven Schuhe
Was noch? Ich bin fitter geworden und habe strammere Wadln. Der Körper ist aber in gewisser Hinsicht schlau, merkt sich den ursprünglichen Zustand und will da mit Macht wieder hin. Leider.
Etwas hat mich bei der langsamen Fortbewegung in unserem Land, das ich ja besser kennenlernen möchte, dann doch zunehmend beschäftigt. Die Deutschen. Sie haben eine unglaubliche Phantasie. Unablässig stellen sie sich vor, was alles passieren könnte. "Haben Sie keine Angst?" – "Wovor?" – "Na ja, es könnte doch …" "Was denn, zum Beispiel?" "Ja das mit …" (es folgt ein Überfall, ein Attentat, Ausländer usw.) Es ist ja nicht so, dass ich selbst keine Angst hätte. Ich fürchte mich vor Schlangenwildschweinentrumpkühenpferdenmotorradfahrerntollwütigenfüchsenetcpp. 😱😱😱 Es gibt auch Leute, die sich vor mir fürchten. Einer, den ich unterwegs anhielt, um nach dem Weg zu fragen, meinte in den Griffen meiner am Rucksack befestigten Wanderstöcke Messer zu erkennen. Zurück zu unseren Landsleuten: Sie leben in einem der sichersten Länder der Welt. Die größte Wahrscheinlichkeit, dort zu Schaden oder gar zu Tode zu kommen, haben sie bei der Hausarbeit, im Straßenverkehr oder wegen übermäßigen Konsums von Alkohol, Essen, Zucker. Vielleicht ist es gerade das – die Saturiertheit ihrer Lebenssituation –, was sie anregt zu diesen Vorstellungen.
Statt dass sie sich darüber freuen, was sie alles haben und dass sie aus dem Haus gehen und davon ausgehen können, dass sie unversehrt wieder dorthin zurückkehren werden. Dass sie so viele Möglichkeiten haben, ihre Meinung zu äußern und ihr Leben zu leben. Und, und, und.
Idylle. Kein Schmutz (und kein Mensch) auf der Straße. Wo lauert die Gefahr?
Die einen bauen sich ihr Traumhaus ...
... die anderen leben ihren Haustraum
Also gut. Ein großes Thema mit vielen Facetten und ein kleiner Versuch, sich ihm anzunähern.
Mal sehen, wie es weitergeht – auf der Fortsetzung meiner Wanderung im nächsten Jahr.
Was Witziges zum Schluss
Das Wetterorakel von Lehkrug - einfach nett ...
Nachtrag: Kaum habe ich diese Zeilen geschrieben, poppt der Hinweis auf einen Artikel in der SZ auf. Lesenswert. http://sz.de/1.4038895
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