Erfreulich kurze 12 Kilometer mit vernachlässigenswerten Steigungen von Mühlhausen nach Odenheim an einem bedeckten, aber sommerlich warmen Tag. In Odenheim muss zur Unterkunft die S-Bahn genommen werden. Daher gibt es als Dreingabe noch einen kleinen Ausflug in Unteröwisheim, das nicht am E1 liegt.
Heute müssen nur etwas mehr als 12 Kilometer mit geringem Anstieg von 160 Höhenmetern gelaufen werden
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Marterln auf dem Vormarsch
Schon wenige Meter vom Hotel entfernt verläuft der E1, und zwar durch die Stadt hindurch. Nennenswerte Sehenswürdigkeiten können bei dem Tempo, das nun vorgelegt wird, nicht erkannt werden. Am Ortsausgang bei einer Sportanlage treffe ich auf zwei Wandersleute, die ich mal Ernie und Bert nennen will. Der eine ist groß und schlank, den andere deutlich kleiner, wenngleich nicht wesentlich kompakter. Sie gehen den E1, und zwar immer mal wieder in Etappen von drei bis fünf Tagen. Übernachtet haben sie in Östringen, das ca. 4 Kilometer entfernt ist. Nettes kleines Geplänkel - viel Neues können die beiden mir nicht mitteilen. Und weiter geht's im Text.
Der Weg zum nächsten Ort, Östringen, geht durch den Wald, in dem übrigens alle, die nicht in Mühlhausen übernachtet haben und die das Bedürfnis nach einer Pause haben, einige attraktive Möglichkeiten finden. Es gibt unterwegs zwei oder drei Unterstande bzw. Hütten.

Schattiger Picknicktisch im Wald kurz hinter Mühlhausen
Man überquert eine Umgehungsstraße, die recht ordentlich lärmt, weil sie heute gut befahren ist.

Wer sich schon immer mal gefragt hat, warum Menschen auf Brücken stehen und lärmendem Verkehr zusehen: Es ist einfach faszinierend. Vor allem, wenn doll was los ist
Es folgt eine Art "Waldautobahn", die allerdings nur knapp zwei Kilometer lang ist.

Auf dem E1 häufig fotografiert - Waldautobahn kurz hinter Mühlhausen. Man kommt zügig voran, die App kündet von hohem Lauftempo
Nach dem Konditionstraining muss Krafttraining folgen, weiß ja jeder. Dieses kann gewissermaßen im Vorbeigehen auf dem Trimm-Dich-Pfad absolviert werden, der direkt nach der Waldautobahn folgt.

"Froschhüpfen über Hindernisse" - ich probier's mit dem Rucksack erst gar nicht aus, auch wenn die "Hindernisse" nichts sind im Vergleich zu denjenigen Hürden, die ich auf meinem Weg von Norddeutschland nach Süddeutschland bisher überwunden habe
Man muss jetzt nur noch den Krummbach überwinden, nämlich auf dieser ...

... Holzbrücke kurz vor Östringen, ...
... dann erreicht man dieses über den Geopfad Krummbachwald. Man passiert eine Schwefelquelle (siehe "Raststationen" und vor allem das Motivbild für diesen Eintrag - genau: Das futuristische Gebilde ist eine Quelle!)) und gelangt schnell in die Stadtmitte.

Nicht nur die Norddeutschen sind die Leute reinlich, auch die Östringer haben einen guten Ruf. Straßenszene im Umfeld von St. Cäcilia
Wie man an den vielen Bildstöcken (bayerisch: Marterln) im Umland merkt, ist man in einer tiefreligiösen Gegend unterwegs.

Die Lourdesgrotte in Östringen, die mit aus Lourdes stammenden Figuren Anfang des 20. Jahrhunderts eingeweiht wurde. Nicht im Bild zu sehen ist ein tieferliegender Teich, über den man über die Leiter zu der Marienstatue gelangen kann - die übrigens Ende letzten Jahrhunderts erneuert wurde
Die Grotte befindet sich direkt bei der Neuromanischen Pfarrkirche St. Cäcilia (die Ruine der Ullrichskapelle und die Zopfkapelle, für die Östringen ebenfalls bekannt sein soll, wurden bei meinem "Durchlauf" nicht besucht).

Versuch einer halbwegs vernünftigen Abbildung von St. Cäcilia in Östringen, die auch "Dom des Kraichgaus" genannt wird. Der Platz, auf dem sie steht, ist bei Einheimischen beliebt, wie man sehen kann. Grund ist die Abwesenheit von Verkehr, dazu Sitzgelegenheiten und allerlei Dekoratives (siehe in den Rubriken "Raststationen" und "Fauna")
Das gesamte Areal wurde irgendwann einmal (auf die Schnelle nicht herauszufinden) neugestaltet, inklusive eines ...

... burgartig anmutenden Erweiterungsgebäudes des alten Rathauses der Stadt

Auf dem Kirchberg steht auch diese Mariensäule, über die sich nichts herausfinden lässt. Also: Einfach anschauen, eventuell fotografieren - die Weinranken auf der Säule selbst lassen auf einen Winzer-Kontext schließen
Kaum verlässt man das kirchliche Areal, steht man schon im Zentrum der Stadt.

Zentrum der Stadt Östringen. Was hier zu sehen ist, nennt man in Bayern einen "Verhau"
Es gibt an der stark befahrenen Hauptstraße, die sogar schwierig zu queren ist, ein paar schöne Fachwerkhäuser, neben weiteren Gebäuden, bei denen man das Fachwerk vermutlich verputzt hat. Auch der Bau des Museums ist in mehrerlei Hinsicht nicht wirklich ein großer Wurf (kein aussagefähiges Foto möglich). Zwar gibt es Anzeichen, dass die Stadt römische Siedlungen gab und dass sie im 8. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt wurde, auch schmückt sie der "Dom des Kraichgaus" - substantielle Informationen können im Nachgang der Wanderung allerdings nicht gefunden werden. Wir belassen es also bei der Ansicht.

In die Jahre gekommener Fachwerkbau im Zentrum von Östringen
Der Weg aus der Stadt hinaus geht durch die Keltergasse.

Die Keltergasse - hier war höchstwahrscheinlich einstmals der Name Programm (Weinanbau in der Umgegend). Hier gibt es auch eine Besenwirtschaft, von der der Autorin nicht bekannt ist, ob sie noch in Betrieb ist
Die Stadtverwaltung gönnt ihren Bürgern offenbar ein paar Instandsetzungen und Verschönerungen, aber als Fußgänger kommt man gut daran vorbei.

Musste abgelichtet werden: die Rüddlbladdn, die hier möglicherweise anders heißt. Insiderspaß für Personen, die des Fränkischen mächtig sind und überdies noch Erfahrung mit dem Planieren unebener Flächen haben ...
Die Baustelle zieht sich bis zur Kreuzung am Marienweg.

Nicht optimal gelungene Baustelleneinrichtung beim Bildstock (Marterl) am Marienweg in Östringen
Vorbei an einer typisch deutschen Vorortsiedlung mit durchaus geldigen Einfamilienhäusern (die Straßennamen legen nahe, dass es sich um eine Art "Komponistenviertel" handelt) geht es hinauf in die Weinberge beim Hummelberg (237 m ü.M.).

Auf dem Weg zum Hummelberg - hier kann man noch einmal zurückblicken auf Östringen
Es folgt ein sehr angenehm zu laufender Weg an Feldern entlang.

Alle Arten von Grünschattierungen vor reifendem Korn und unter den ebenfalls ausdrucksvollen grauen Schattierungen des Himmels
Was die Autorin nicht so gerne mag: Wege über Wiesen. Diese sind im Prinzip zwar gut zu gehen, aber das Gras ist vom gestrigen Regen noch feucht und dringt in die Schuhe ein, die mittlerweile am Ende ihres Produktzyklus angelangt sind. Zudem lauert speziell im hohen Gras das gefährliche Zeckentier.

Grün- und Grauschattierungen auch auf diesem hübsch anzusehenden Wiesenweg von Östringen nach Odenheim
Da heute Zeit ist, und der Tag noch früh, muss noch dieses Bild sein:

Wiesenblumen vor Hochstand, auf dem Weg nach Odenheim
Der nächste markante Wegpunkt ist das "Gallusbildhäusl":

Deutliche Zunahme von im bayrisch-österreichischen Raum "Marterl" genannten Bildstöcken und Flurdenkmälern: Hier das "Gallusbildhäusl" an der Kreuzung der Hochstraße und des Odenheimer Wegs - ein paar Infos gibt es auf dem Schild daneben: Er stammt aus dem Jahr 1718
Der E1 und mit ihm die gesamte Wegführung macht hier einen nicht unerheblichen Umweg - eine Schleife ins Niemandsland und zurück, so will es scheinen. Dabei gibt es eine Abkürzung - die diesmal genommen wird.

Schöne Abkürzung kurz vor Odenheim - spart ein paar hundert Meter
Da noch eine weitere Person diesen Weg entlangläuft, habe ich auch kein schlechtes Gewissen, dass dies womöglich ein Privatweg sein könnte. Schon bald kommt man wieder auf die Originaltrasse des E1. Hier beginnt die "Lange Hohl", ein Hohlweg, der ursprünglich etwa 2 Kilometer lang und teilweise bis zu 8 Meter hoch war.

Hier beginnt "Die Lange Hohl", ein Hohlweg, der fast bis nach Odenheim führt

Pausenbank in der "Langen Hohl", von der man die Formierung des historischen Weges zwischen Östringen und Odenheim gut betrachten kann
Nach dem Hohlweg öffnet sich wieder das Bild und man sieht in der Ferne Odenheim mit seiner markanten Michaels-Kirche. Der Ort wird erstaunlich schnell erreicht, und die Freude ist groß, dass eine S-Bahn früher als geplant erreicht werden kann.
Odenheim wird zügig durchschritten, und zwar an einer scheußlichen Durchgangsstraße.

Wenn man sich an die Wegführung des E1 hält, bekommt man den schönen Stadtteil von Odenheim, den es bestimmt gibt, nicht zu sehen. Hier ein vernachlässigt wirkendes Gebäude an der Hauptstraße
Der Ticketkauf ist unkompliziert, und man findet sich kurz drauf schon in der S-Bahn auf dem Weg zur Unterkunft, wo man chillen, Wäsche waschen und in einem Wirtsgarten dichten will.

S-Bahn mit für Münchner ungewöhnlicher Ausstattung - ganz nett, die Vorstellung, bei der Fahrt nach Karlsruhe einen Espresso oder ein Schnitzel serviert zu bekommen (es bleibt bei der Vorstellung - die abgebildete Pantry ist stillgelegt)
Mehr zu Unteröwisheim am Ende dieses Beitrags.
Raststationen
An diesen mangelt es heute nicht.

Freizeitanlage an der Brücke über den Krummbach, im Krummbachwald vor Östringen

Dieses futuristische Gebilde ist ein Kurbrunnen, in dessen Innerem sich Zapfhähne fürs Abfüllen von schwefelhaltigem Wasser befinden. Dieses scheint zwar sehr heilsam, geschmacklich jedoch eher "Geschmackssache" zu sein. Mehr dazu bei Wikipedia (Link führt zu Wikipedia)
Viele Möglichkeiten zu entspannen und für innere Einkehr gibt es auf dem Kirchberg von Östringen.

Sitzbänke vor St. Cäcilia in Östringen

Immer noch St. Cäcilia in Östringen: Sitzbänke an der Kirchenmauer
Wer zum rasten lieber eine weniger heilige oder urbane Umgebung bevorzugt, der muss noch etwa 1,5 Kilometer weiter laufen, auf den Hummelberg hinauf. Da gibt es zweierlei Möglichkeiten:

Origineller Unterstand bei Östringen - wobei man nicht klaustrophobisch sein sollte, wenn man ihn zu mehreren nutzen will

Man sieht es auf dem Bild nicht, aber es ist sehr warm, und die Sonne scheint. Auch auf diese Picknickstelle auf der Höhe des Hummelbergs bei Östringen, die für eine Pause genutzt wird
Kurz vor Odenheim kann man mit Beistand von Oben rasten.

Noch ein weiteres von vielen Wegkreuzen. Nicht so sehr gemütliche Rastbank, dafür im Schutz des Herrn
Gewohnt habe ich in Unteröwisheim im "Kraichtaler Hof", praktischerweise direkt am S-Bahnhof, mit Wirtsgarten und Restaurant (beide heute geschlossen). Großes Zimmer, neues Bad - alles bestens.
Da die Hotelgastronomie heute geschlossen hat, muss ein Ortsrundgang einen Platz für die Nachmittagsgestaltung zutage bringen. Der "Bierbrunnen" macht zwar erst später auf, aber im Garten hinterm Haus darf man schon sitzen. Neben dem bayrischen Erdinger gibt es auch Bier der Brauerei Hatz, welches das Lokal nicht bewirbt. Der Hopfentrunk mundet (ebenso wie das Essen), und es bleibt nicht bei einem Glas. Klanglich wird das Ganze flankiert von einer sechsköpfigen Männergruppe, die sich gegenseitig mit ihren Pointen übertreffen. Meckerndes Gelächter allenthalben. Man meint, sechs Rolf Miller auf einmal neben sich sitzen zu haben. Bin sehr abgelenkt. Und begeistert. (Link führt auf die Webseite von Rolf Miller, des Kabarettisten mit dem konsequenten Odenwald-Lekt)

Fauna - und Flora
Unglaublich, aber wahr: Echte Tiere werden heute nicht gesichtet - bis auf einen Bussard, der recht kunstvolle Übungen in den Lüften vollführt und partout nicht vor die Linse mag. Es müssen also wieder mal Nachbildungen herhalten.

Diese Entengruppe watschelt über den Kirchplatz von St. Cäcilia in Östringen

Viele Gasthöfe sind nach ihm benannt - dem Schwan. So auch dieser in Unteröwisheim, wobei nicht ersichtlich ist, ob das "Landgasthaus zum Weißen Schwanen" überhaupt geöffnet hat

Hundsgemein, dass diese schöne Pflanze Hundsrose heißt ... Aufgabenstellung: Entdecke den Tautropfen!

Tja, hier verließen sie sie. Diese Blüte sieht einfach nur toll aus - egal, was es ist

Die Mauerblümchen von Unteröwisheim
Special: Unteröwisheim
Die Unterkunft wurde lange im Vorfeld recherchiert, zu einer Zeit, da die meisten Gastronomie- und Hotelbetriebe noch geschlossen hatten. So kommt es, dass die Wahl auf Unteröwisheim fiel, das sich etwa 5 Kilometer vom E1 entfernt befindet. Der routinierte E1-Gänger wird sich also wohl eher nicht hierher verirren. Es ist ein Ort, der sich nicht so leicht einordnen lässt. Bestimmt, von einer Durchgangsstraße, von der mir Einheimische sagen, sie sei "schwierig zu überqueren" (hatten wir schon in Östringen).

Hauptstraße von Unteröwisheim, die an dieser Stelle weniger attraktiv wirkt
Beim Rundgang wird eine Vielzahl von Fotos gemacht, die gute Chancen haben, in einer später folgende Rubrik "Deutschland wie es leibt und lebt" oder so ähnlich verarbeitet zu werden. Daher werden hier nur ein paar wenige herausgegriffen, die nicht wirklich repräsentativ für den Ort sind.

Der Bücherschrank von Unteröwisheim befindet sich in einer grün angestrichenen ehemaligen Telefonzelle

Tor, Fassade, Gebäude (Doppelhaus) - schöne Geometrie
Dann die Überraschung: Unteröwisheim hat ein Schloss! Dieses dient als CVJM-Unterkunft, was man merkt, wenn man auf dem Schlosshof herumspaziert: Christliche Gesänge erschallen.

Das Schloss von Unteröwisheim steht am höchsten Punkt der Ortschaft, etwas abseits des Zentrums

Aus dem Torbogen hinausfotografiert - was man hier sieht, ist nicht wirklich repräsentativ für den Ort, sieht aber schön aus ...
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