Dieser Stroll ist von der Länge und von den Höhenmetern her gut machbar - ich habe ihn für mich trotzdem in zwei Etappen geteilt. In diesem Beitrag als eine Strecke dargestellt, weitere Angaben zum Zwischenstopp im Text unter "Raststationen". Wunderbare Landschaften, an und oberhalb der Tauber, mit touristischen und kulturellen Attraktionen (Keltenschanze, Riemenschneider-Altäre) am Weg.
Im Sinne meiner neuentdeckten Gemütlichkeit habe ich diese Strecke zweigeteilt - sie ist wunderschön zu gehen, mit keinerlei Anstrengungen und Hindernissen. Mir fehlt ein Wegstück von etwa 1,5 km zwischen Burgstall und Tauberscheckenbach - vom oben gelegenen keltischen Wall hinab ins Taubertal
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Auen, Ausblicke und dreimal Riemenschneider
Das Thema der heutigen Wanderung wird gleich zu Beginn vorgegeben: Ein Schild weist den Weg zur Herrgottskirche, in der ein Altar des berühmten Künstlers Tilman Riemenschneider zu sehen ist:

Wegbeginn in Creglingen - zur Herrgottskirche mit dem sehenswürdigen Altar sind es 1,5 Kilometer Fußweg
Die erste Überraschung wartet schon nach wenigen Metern:

Der Lindleinturm im Stadtgraben von Creglingen - er hat eine Art Zwilling in Creglingen, den Schlosserturm, der nicht besichtigt wurde
Der Weg hinaus aus der Stadt fürht am Herrgottsbach entlang.

Der E8 in den Auen des Herrgottsbachs hinter Creglingen (oben und unten)

Der Gebäudekomplex (die Kohlesmühle) bei der Herrgottskirche ist schnell erreicht. Hier hat man zunächst die Möglichkeit, das Fingerhutmuseum zu besuchen.

"Besichtigung möglich mit Voranmeldung" - das Fingerhutmuseum vom Creglingen hat allerlei kuriose Exponate zu bieten. Und ein wahrscheinlich einmaliges Zunftschild:

Drachengeschöpf mit Fingerhut - beim Fingerhutmuseum von Creglingen
Man quert die Fahrstraße und geht ein paar Stufen hinauf zur Herrgottskirche.

Die evangelisch-lutherische Herrgottskirche bei Creglingen, die einen Altar mit Marienretabel des mittelalterlichen Künstlers Tilman Riemenschneider beherbergt
Die Wanderin ist aber zu früh unterwegs, das Gotteshaus öffnet erst um 11 Uhr die Tore. Stattdessen also ein kleiner Rundgang, von dem man sich bislang unentdeckte Überraschungen verspricht. Eine wirklich sehr kleine Tür un der Mauer der Anlage erregt die Aufmerksamkeit:

Nicht nur in der Abbildung, auch in der Wirklichkeit ist die Schrift auf dem verrosteten Schild kaum zu entziffern. Irgendwas mit Abfällen. In der Hoffnung, hier könne man im Sinn eine Abkürzung das Kirchengelände wieder verlassen, wird das Türchen geöffnet - es befindet sich dahinter eine Grube für Gartenabfälle
Ein nachträglicher Blick auf die Karte offenbart dort auch ein "Café Kohlesmühle" mit allerlei zum Teil bizarren Biker-Devotionalien - realiter nicht bemerkt und nicht aufgesucht.
Also wieder zurück, um auf den ursprünglichen Weg zu gelangen. Und so wandelt man weiter in den ...

... Auen des Herrgottsbachs (oben und unten)

Rechts und links immer mal wieder kleine Ablenkungen - Schafe (siehe "Flora und Fauna") oder eben dies hier:

Brunnen, kurz vor der nächsten Ortschaft Münster ...
... die schon bald ins Blickfeld kommt.

Erster Blick auf Münster
Münster ist ein Ort ohne Infrastruktur (noch nicht einmal die Bushaltestelle wird bemerkt, sie sollte aber da sein) mit teilweise älterem Baubestand.

In Münster angekommen
Der Ort wird dominiert von seiner (evangelischen) Kirche und einem Fachwerkturm, zu dem ich auf die Schnelle nichts herausfinden kann.

Im Zentrum von Münster
Hinter Münster quert man eine Fahrstraße und biegt ein in einen asphaltierten Weg, der hinauf führt auf ein Landschaftsplateau.

Links im Bild der Abzweig des E8
Es geht nun vollkommen anstrengungsfrei den Hügel hinan.

Schöner Weg hinauf auf das Plateau von Finsterlohr
Oben angebkommen, weite Landschaft:

Schon bald betritt man ...

... ein Wäldchen, dessen ...
... drübere Seite man bei einer Ebene erreicht:

Eine (oder die?) Muschelkalkebene, wie ein Schild im nachfolgenden Keltenareal informiert

Ein Stück weiter, neue Perspektiven: der E8 kurz vor Finsterlohr
Im Grenzgebiet vom fränkischen Baden-Württemberg und Franken (Bayern) liegt der kleine Ort Finsterlohr - wer mehr erfahren möchte, kann bei Wikipedia nachsehen.

Die Silhouette von Fisterlohr ist geprägt von der evangelisch-lutherischen Kirche
Ein beschaulicher Ort mit einigen hübschen Details.

Wandmalerei in Fisterlohr

Fenster in Finsterlohr - die Sprayflasche hinterm rechten Fensterflügel sieht mit ihrem Doppelsprühkopf beim Heranzoomen direkt wie ein Alien aus

Einige Häuser in dieser Gegend haben in der Fassade kleine Tafeln, die das Baujahr verkünden
Wie jede Wurst hat auch jeder Ort zwei Enden - hier ist man schnell am anderen Ende und wieder draußen.

Auf dem Weg zu nächsten Attraktion, der Keltenschanze mitsamt -wall - dem keltischen Oppidium
Hierher kann man mit dem Auto fahren, weshalb ein paar Menschen hier herumstreichen. Um uns das keltische Oppidium (Link führt zum Wikipedia-Eintrag über die Anlage bei Finsterlohr) nahezubringen, wurden ein paar Nachbildungen installiert.

Infozentrum der keltischen Befestigungsanlage von Finsterlohr mit einigen Nachbildungen

Blick ins Gebäude - dass das Wildschweinfell tatsächlich die Tischdecke war, kann bezweifelt werden
Es folgt ein Rundgang um das Gelände herum, den Nachwanderer, die keine ausgeprägte Keltenbegeisterung hegen, sich sparen können. Bei Station 5, die im Prospekt mit "Blick in das steil abfallende, reizvolle Taubertal" angepriesen wird, schaut man hauptsächlich ins Dickicht.
Der E8 führt nun über den Weiler Burgstall und ein Sträßchen hinab nach Tauberscheckenbach, wo man die Tauber überqueren muss. Cool Walking indessen hat beschlossen, die nahegelegene Holdermühle aufzusuchen und dort ganz entspannt den Tag ausklingen zu lassen (mehr dazu in "Raststationen"). Hierzu erfolgt der Abstieg ins Taubertal ab der Keltenanlage. Das ca. 1,5 Kilometer lange Teilstück auf dem E8 fehlt mir also.
Dafür bin ich am nächsten Tag immer an der Tauber entlang nach Taubescheckenbach gelaufen.

Links gluckert die Tauber, voraus ist der Ort Tauberzell zu sehen
Es folgt also ...

... die Tauberbrücke bei Tauberscheckenbach
Wer keinerlei Lust auf Anstiege hat, kann von hier aus auf dieser Seite der Tauber bleiben und immer am Fluss entlang der Via Romana folgen. Der Eß indessen kapriziert sich mal wieder auf die sportliche Variante, die auf der anderen Seite des Flusses einer Art Höhenweg folgt.

Tauberquerung bei Tauberscheckenbach
Man läuft an zwei Mühlen (Beschilderung auf der Brücke) vorbei und passiert einige sich noch in Betrieb befindende historische Handwerkshöfe.

Schöne Anlage in Tauberscheckenbach
Schließlich gelangt man zur evangelischen Johannis Baptista Kirche:

Kirche von Tauberscheckenbach mit ...

... idyllischem Umfeld
Dahinter geht es einmal kurz, dafür extrem scharf den Hügel hinauf. Man gewinnt schnell an Höhe und befindet sich alsbald auf der neuen "Flughöhe".

Tauberscheckenbach mit Taubertal, von oben gesehen

"Höhenweg" im Rückblick, im Hintergrund ...

... Bettwar, das man zuvor passiert hat
Hier noch ein Bild des Wegs in Laufrichtung:

Bei Steinbach geht's noch mal bergab, um direkt wieder ...

... über eine sanft ansteigende, kaum befahrene Straße an Höhe zu gewinnen
Von oben gibt es immer wieder Ausblicke hinab ins Tal.

Im Tal wahrscheinlich die Langenmühle
Das nächste Highlight ist schnell erreicht:

Detwang mit St. Peter und Paul, einer evangelischen Kirche
Heute und hier die zweite Möglichkeit, einen bedeutenden Altar von Tilman Riemenschneider zu besichtigen. Detwang hat aufgrund seiner Nähe zu Rothenburg ob der Tauber mehrere Gasthöfe und Pensionen, wobei auf eine Einkehr verzichtet wird.

Diese Figur ziert den Eingang vom Gasthof "Schwarzes Lamm". Zufällig sieht es so aus, als hielte der Hirtenbub den Maibaum des Dorfes in der Hand :-)
Nur noch einmal kurz um die Ecke und der Besichtigung steht nichts mehr im Weg:

Die evangelische Kirche Sankt Peter und Paul in Detwang
Den Eingang zieren rechts und links zwei Gesichter. Die Followerschaft ahnt es bereits:

Dieses Gesicht macht die Autorin, als sie der Öffnungszeiten gewahr wird
Cool Walking kommt ein zweites Mal zur Unzeit. Aufgrund des frühen Abmarschs auch jetzt wieder zu früh hier - Einlass erst ab 14 Uhr. Sollten Nachwanderer wissen. In Detwang wird noch das eine oder andere Motiv eingefangen, ...

... in diesem Fall eine schöne Tafel an einem Gebäude, ...
... dann ist man schon wieder draußen aus dem Ort und in der Direttissima nach Rothenburg ob der Tauber.

Weg nach Rothenburg an einem Seitenarm der Tauber entlang
Warum, zum Heck, heißt es eigentlich Rothenburg "ob" der Tauber? Hier die einfache und doch so ergreifende Enthüllung: Der Ort liegt eben nicht "an" der Tauber, sonder "oberhalb". Man hat nun also ...

... einen letzten Blick auf die Tauber, ...
... bevor es den einzigen ernstzunehmenden Steig hinauf geht nach Rothenburg, wir haben uns gemerkt: *ob der Tauber.
Rothenburg ob der Tauber ist sicherlich eine der am meisten besuchten Städte Deutschlands. Die Stadt wurde etwa einen Monat vor Ende des Zweiten Weltkriegs bombardiert, dabei wurden neben zahlreichen Menschenleben 40% des Altstadtsubstanz zerstört. Man entschloss sich zum Wiederaufbau, der sich am historischen Stadtbild orientierte. Jährlich kommen Myriaden von Touristen und es gibt zahllose für diese bereitgestellte Unterkünfte und Gaststätten. Sowie ebensoviele Fotos. Allen, die hierher wandern möchten, empfehle ich, sich einen Tag Zeit zu nehmen, denn es gibt wirklich unendlich viel zu sehen - Fotos möge man sich bitte im Internet zusammensuchen.

Miniatur-Bronzemodell der Stadt vor der zentralen gotischen Kirche St. Jakob
Hier gibt es nochmals die Gelegenheit, in Sankt Jakob einen Altar von Tilman Riemenschneider zu besichtigen - und siehe da: Kurz nach Eintreffen der Wandersfrau gibt es eine kostenlose Führung durch die Kirche. Erstaunlicherweise bin ich die einzige Interessentin, was ich persönlich sehr vorteilhaft finde, denn ich kann einen ausgesprochen kenntnisreichen Vortrag hören und jederzeit Zwischenfragen stellen. Auch der Zwölf-Boten-Altar, an dem die älteste Darstellung der Stadt Rothenburg zu sehen ist, wird detailliert beschrieben. Informiert Euch im Vorfeld über die Uhrzeiten - ich kann es uneingeschränkt empfehlen und bedanke mich hiermit ausdrücklich bei (ja: Ich habe vergessen zu fragen, wie mein Guide heißt) für diese tolle Führung!

Detail des Altars von Tlman Riemenschneider in der Kirche St. Jakob in Rothenburg ob der Tauber
Das Besondere ist, dass der Künstler dem Werk eine hohe Transparenz verleihen wollte, weswegen es vor einer Fensterfront steht.

In der Bildmitte die Bergkristallkapsel mit der Heiligblut-Reliquie
Im Anschluss ein kleiner Stadtrundgang, der in der Unterkunft endet.

Im Bild der Kleine Stern, ganz links an den Turm angebaut der als überdachter Laubengang gestaltete Weg auf der Stadtmauer - ein touristisches Highlight
Raststationen
Auf diesem Weg mangelt es nicht an Sitzbänken, mit und ohne Aussicht, Schatten, Sonne usw.

Eine für diesen Weg sehr untypische Sitzbank

Beispielhafte Sitzbank mit Blick hinab ins Taubertal bei Bettwar - die Burg Seldeneck, die man von hier aus hätte sehen müssen (weiter links über der Ortschaft und nicht im Bild), ist der eiligen Wanderin gar nicht aufgefallen

dito - das hier ist kurz vor Detwang

Das schwarze Lamm in Detwang kommt recht sportlich daher, irgendwo musste ich es unterbringen, warum nicht hier?
In Rothenburg ob der Tauber gibt es viele historische Gasthöfe. Vor Jahren einmal ausprobiert: der "Pulverer", eine Weinstube mit historischer Einrichtung und Ausstattung. Leider Montag, da haben viele geschlossen, weswegen meine Wahl auf den Gasthof "Zur Höll" fällt, der sich rühmt, in einem der ältesten Häuser Rothenburgs untergebracht zu sein. Sehr effizient geführtes Haus mit einem Gastwirt, der weiß, wie man sich um seine Gäste kümmert. Ganz nebenbei: Das Schäufele war hervorragend, ebenso wie das Getränk, der Wein.

Zunächst trieb dieser Satan im Gasthof "Zur Höll" über meinem Sitzplatz sein Unwesen, ich bekam dann aber netterweise einen Tisch mit freier Sicht
Gewohnt habe ich bei einem Zwischenstopp im "Gasthaus Holdermühle":

Sehr schöner Komplex mit Gasthof, Unterkunft und Spielplatz direkt an der Tauber und ...

... direkt auf der Grenze zwischen Baden-Württemberg (links) und Bayern (rechts) gelegen
Tagsüber und besonders am Wochenende ist hier sehr viel Ausflugsbetrieb, abends schließt die Stube zwar relativ früh, was für mich aber kein Problem darstellt. Schönes Zimmer, hervorragende fränkische Küche, sehr genießbarer Wein und ein sehr engagiertes Betreiberpaar. Top.
In Rothenburg ob der Tauber habe ich mir aus den endlosen Möglichkeiten die direkt am Weg gelegene "Pension Freund" ausgesucht - und keine Sekunde bereut. Das Haus hat nach meinem Eindruck nur drei Fremdenzimmer, alles ist super von der Betreiberin organisiert, kein Lärm und kein Chichi. Perfekt.
Flora und Fauna
Der Tag beginnt recht lustig mit einer ...

... Katze, die meint, mit hypnotisierendem Blick einen vom Tisch hinabfallenden Brosamen (oder ein Wurschti) herbeizuzaubern

Schon mehrfach in dieser Gegend gesehen: die Schafe mit den schwarzen Köpfen, die wie alle Schafe sehr neugierig sind. Man muss sie liebhaben!

Weniger gut wird es wohl den armen Schweinen ergehen, die laut Schild in diesem Verschlag hausen (wobei: Ich vermute mal, dass da keine mehr drin sind)

Ich denk, mich tritt 'ne Seegurke - aber nein: Auf diesen Gebilden befindet sich sicherlich jede Menge Getier, es handelt sich aber ganz untierisch um wahrscheinlich mit Sand gefüllte Säcke zum Beschweren der Plane auf dem Holz

Der schwarze Löwe (Leopard) von Finsterlohr (Link führt zur Seite von Creglingen mit entsprechender Erläuterung)

Sehr selbstbewusste Katze, die sich auch was erhofft, aber dann recht schnell einsieht, dass ihr Tun umsonst ist, und abdreht

Esel mit gelber Blüte - dieses Exemplar eines Grau-, nein: Brauntiers befindet sich auf einer üppigen Wiese, weswegen das Interesse am Menschen jenseits des Zauns sehr verhalten ist
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